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Kaiserliches Disneyland

Wurstelprater

Im innenstadtnahen Nordwesten des Praters liegt der weltberühmte Vergnügungspark, der von allen nur Wurstelprater genannt wird. Bevor der Prater den Wienern als Naherholungsgebiet diente, war er als kaiserliches Jagdrevier umzäunt. Das Betreten war unter Strafe verboten. Kaiser Joseph II. war es, der den Prater am 7. April 1766 mittels offizieller Kundmachung für sein Volk öffnen ließ. Die Geburtsstunde, auch des Wurstelpraters.

Gleichzeitig mit der Freigabe genehmigte der Reformkaiser die Ansiedlung von Kaffeesiedern und Wirten. Im Handumdrehen zimmerten findige Geschäftsmänner erste Karussells und Puppentheater. In letzteren spielte meist der von Josef Anton Stranitzky erfundene Hanswurst die Hauptrolle. Der derbkomischen Figur des deutschen Theaters des 18. Jahrhunderts verdankt der Wurstelprater seinen eingängigen Namen. Amtlich heißt er übrigens seit 1825 Volksprater und steht so auch in offiziellen Karten.

Der Ansturm der Wiener war groß, so dass sich recht schnell nach der Prateröffnung eine kommerzielle Freizeitkultur breitmachte, die sich eben bis heute im Wurstelprater konzentriert. 1825 zählten offizielle Listen schon über 80 Etablissements im Prater, vom Ausschank über mechanische Künste bis zum Vogelschießen. Man präsentierte die stärksten Männer der Welt, die fettesten Riesenschlangen und alle Abnormitäten, die man nur finden konnte. Darunter viele Jahre auch Kleinwüchsige, die in Liliputanerstädten zur Schau gestellt wurden. Aber auch Frauen ohne Unterleib.

Heimat des Wiener Wahrzeichens

Anlässlich des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. wurde 1897 das Wiener Riesenrad eröffnet, das damals eins der größten der Welt war. Trotz oder gerade wegen seiner nostalgischen Optik hat es sich zum Wahrzeichen der Stadt Wien gemausert, bekannt in aller Welt. 1949 wurde das Riesenrad dann im Filmklassiker "Der dritte Mann*" prominent in Szene gesetzt.

Zur Jahrhundertwende hielt eine Weltneuheit Einzug in den Wurstelprater: Die ersten Wiener Kinos waren ein Publikumsmagnet. Anfangs wurde die Laufkundschaft noch durch "Ausrufer" angelockt. Vorführungszeiten gab es keine, die kurzen Stummfilme, viele davon gleich im Prater gedreht, liefen in Dauerschleife. Fünf Kinos gleichzeitig gab es im Wurstelprater, bis keine weiteren mehr zugelassen wurden. Die rege Kinoszene fand ihr Ende erst mit den Bombardements des Zweiten Weltkriegs.

Während der Schlacht um Wien blieb auch im Wurstelprater kein Stein auf dem anderen. Nur eine Gaststätte, ein Karussell und eine Schießbude überstanden die Kämpfe. In den Nachkriegsjahren wurde der Freizeitpark langsam wieder aufgebaut. Vor der Fußball-Europameisterschaft 2008 erhielt der Wurstelprater einen neuen Eingangsbereich, der Kritik von allen Seiten einstecken musst. "Der Standard" schrieb ziemlich unverblümt: "Irgendjemand hat hier im Fiebertraum unzählige Elemente längst untergegangener Wiener Hochkulturen zu einer gräulichen Stilmasse verdaut und ausgekotzt."

Im Wurstelprater wird der Wiener Charme bis heute gelebt

Man kann nur dankbar sein, dass der Rest von Österreichs bekanntestem Vergnügungspark von dieser "stümperhaften Klischeeorgie", so ebenfalls "Der Standard", verschont blieb. Denn das uneinheitliche, unpolierte und unsortierte mach seitjeher die Atmosphäre des Wurstelpraters aus, in dem der berühmte Wiener Charme bis heute gelebt wird.

Und so erstreckt sich hinter dem neuen, kreisrunden Riesenradplatz, in dessen bunte Zuckergusshäuser, die "Wien um 1900" nachempfunden sein sollen, 2011 auch Madame Tussauds einzog, der eigentlich sehenswerte Teil des Freizeitparks. Heute ist der Wurstelprater ein Sammelsurium aus Hightech-Attraktionen für Adrenalinjunkies und Nostalgieerlebnis für Traditionsbewusste.

Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit stillen beispielsweise die Alt Wiener Grottenbahn, das Geisterschloss und das Lachkabinett mit seinen Spiegeln, in dem der älteste handgemachte Watschenmann Wiens zu Hause ist. Bis zum Jubiläumsjahr 2016 gab es sogar noch ein Ponny-Caroussel, sehr zum Leidwesen der Tierschützer.

Vollkommen unumstritten hingegen ist die Liliputbahn, deren liebevoll gepflegte Dampfloks seit ihrer Inbetriebnahme 1928 noch wie am ersten Tag schnaufen, auch wenn sie mittlerweile zur Entlastung modernere Geschwister bekommen haben. Mit der Liliputbahn kann man einen Teil des riesigen Praters auf einer vier Kilometer langen Rundfahrt in 20 Minuten auf ganz gemütliche Art und Weise erkunden. Wer sich für die Poesie der Pratervergangenheit begeistert, der sollte unbedingt das Pratermuseum besuchen.

Fahrgeschäfte seit Generationen in Familienhand

Ob alt oder neu, die vielfältigen Attraktionen des Wurstelpraters sind seit Generationen fest in der Hand einiger alteingesessener Familien. Die Vorfahren der meisten Schausteller übten ihren Beruf schon aus, lange bevor das erste Disneyland seine Pforten öffnete. Die etwa 80 Unternehmer, denen die rund 150 Fahrgeschäfte gehören, müssen heute freilich mehr bieten, um das anspruchsvolle Publikum zufriedenzustellen.

Beispiele dafür sind der "Darkride Insider", eine Achterbahn im Dunkeln, die mit einer Lasershow zusätzliche Spannung erzeugt, und "WIND-O-BONA", Europas modernster vertikaler Windkanal, in dem man sich mit 280 Stundenkilometern in die Höhe katapultieren lassen kann. Beide Attraktionen verdeutlichen auch einen weiteren Trend, nämlich den zu überdachten Angeboten, die wetterunabhängig sind und deshalb das ganze Jahr über Besucher anlocken.

Trotzdem zieht die Hauptsaison von Mitte März bis Ende Oktober natürlich die meisten Gäste an. Vier Millionen sind es pro Jahr insgesamt, die den Wurstelprater aufsuchen. Weil die Attraktionen jeweils in privater Hand sind, wird kein Eintritt für den Vergnügungspark selbst erhoben. Stattdessen nehmen die Betreiber Nutzungsgebühren, die meist zwischen ein und zehn Euro liegen. Gepachtet haben die Schausteller, die sich zwecks Interessensvertretung und Marketing in einem Verband zusammengeschlossen haben, die Grundstücke für ihre Fahrgeschäfte direkt von der Stadt Wien.

Das gilt auch für die diversen Gastronomieeinrichtungen, die im Wurstelprater für das leibliche Wohl sorgen. Zu den beliebtesten Imbissen im Park zählt zweifelsfrei der würzig duftende Langos, ein ungarisches Hefeteiggebäck, meist mit viel Knoblauchpaste gekrönt. Das Schweizerhaus, bekannt für süffiges Budweiser (Bier) und knusprige Stelzen (Eisbein), bietet den größten Biergarten der ganzen Republik. Mit dem Praterdome befindet sich hier übrigens auch die größte Diskothek des Landes.

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