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St. Marxer Friedhof

Nachdem Kaiser Joseph II. 1783 Beisetzungen innerhalb des Linienwalls verbot, entstanden außerhalb fünf Kommunalfriedhöfe, darunter auch der St. Marxer Friedhof. Benannt wurde er nach St. Markus, dem Patrozinium des mittelalterlichen Bürgerspitals, das hier einst stand. Marx ist eine alte Form von Markus. Heute liegt der Friedhof im 3. Bezirk, bei seiner Eröffnung 1784 befand er sich aber noch weit außerhalb der Stadt.

90 Jahre lang wurde der Gottesacker genutzt, bis 1874 der Wiener Zentralfriedhof in Simmering eröffnete. Bis dahin hatte er durch mehrere Erweiterungen eine Größe von 60.000 Quadratmetern erreicht. Er hatte mehr als 8.000 Gräber, von denen heute noch über 5.600 erhalten sind.

Der St. Marxer Friedhof lag infolge der Schließung verlassen da, sein Fortbestand war wiederholt gefährdet. Am 22. Oktober 1937 schließlich wurde er nach einer Instandsetzung und Renovierung wieder der Öffentlichkeit übergeben. Er ist der einzige der fünf kommunalen Friedhöfe, der heute noch besteht. Er steht unter Denkmalschutz und wird als öffentliche Parkanlage geführt.

Grab von Mozart

Größter Anziehungspunkt auf dem Friedhof ist das Grab von Wolfgang Amadeus Mozart. Denn auch wenn der in Salzburg geborene und in Wien gestorbene Komponist ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof hat, wurde er tatsächlich auf dem St. Marxer beigesetzt.

Beerdigt wurde das Wunderkind wie damals üblich in einem Schachtgrab. Weder waren bei diesen Gräbern Grabsteine üblich, noch nahmen die Angehörigen damals an der eigentlichen Beisetzung teil. Deshalb kann heute nicht mit hundertprozentiger Gewissheit gesagt werden, wo auf dem Schachtgräberfeld Mozarts Gebeine tatsächlich liegen.

Auskunft darüber konnte im Grunde nur der Totengräber geben, der vermutlich als einziger der Beisetzung beiwohnte. Um den wilden Spekulationen ein Ende zu setzen und auch um Mozart nachträglich mit einem Denkmal zu würdigen, beauftragte der Bürgermeister Johann Kaspar von Seiller kurz vor Mozarts hundertstem Geburtstag, die möglichst exakte Position seines Grabes herauszufinden. Dort wurde 1859 ein vom Bildhauer Hanns Gasser gestaltetes Grabmal enthüllt, das 1891, anlässlich Mozarts hundertstem Todestag, auf den Zentralfriedhof überführt wurde.

Die Unklarheit über die Stelle, an der Mozart seine letzte Ruhe fand, ist dafür verantwortlich, dass seine sterblichen Überreste, anders als die anderer Berühmtheiten, nicht exhumiert und zum Wiener Zentralfriedhof gebracht werden konnten. Das dortige Ehrengrab ist also nichts weiter als eine leere Kulisse.

Nachdem das Grabmal zum Zentralfriedhof transportiert wurde, war der tatsächliche Begräbnisort von Mozart wieder schmucklos und ungekennzeichnet. Der Friedhofswärter Alexander Kugler schuf deshalb aus nicht mehr benötigten Teilen anderer Gräber ein schlichtes Denkmal, das zum Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt und 1950 vom Bildhauer Florian Josephu-Drouot instandgesetzt wurde. Es steht in restaurierter Form bis heute an der Stelle, an der der weltberühmte Österreicher "mit größter Wahrscheinlichkeit" beerdigt wurde.

Fliederblüte im April und Mai

Obwohl der fast rechteckige Friedhof von vielbefahrenen Verkehrsachsen umgeben ist, ist er eine Oase der Ruhe. Eine unverputzte Ziegelmauer schützt ihn vor den irdischen Einflüssen.

War der St. Marxer Friedhof während seiner Betriebszeit ein eher trostloser Ort, haben die Jahre der Vernachlässigung für eine reiche Vegetation gesorgt. Das Areal ist heute dicht mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, viele Grabsteine sind zugewuchert.

Überhaupt bestimmen die großen Denkmäler, an denen sichtbar der Zahn der Zeit nagt, das Bild des Biedermeierfriedhofs. Die meisten Grabsteine waren damals nicht aus beständigen Materialien wie Granit oder Marmor, sondern aus anfälligem Sandstein. Man ist bemüht diese Grabmale zu erhalten.

Im April und Mai, wenn der Flieder blüht, wird die still verwilderte Melancholie des St. Marxer Friedhofs von bunten Farbtupfern begleitet. Die ehemalige Begräbnisstätte gilt als eines der am dichtesten mit Flieder bewachsenen Gebiete in ganz Wien. Und so ist in diesen Frühlingsmonaten nicht nur das Mozartgrab ein Anziehungspunkt für gut informierte Touristen, sondern auch die malerische Fliederblüte.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Leberstraße 6 - 8
1030 Wien
Österreich

Verkehrsanbindung

Straßenbahnhaltestelle
Litfaßstraße

Öffnungszeiten

April - September
06:30 - 20:00 Uhr
Oktober - März
06:30 - 18:30 Uhr

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