Wiener Wein
Wien ist die einzige Metropole der Welt mit nennenswerter Weinproduktion innerhalb der Stadtgrenzen. Schon unter den alten Römern wurde hier professionell Wein angebaut um die römischen Soldaten, die das Land besetzt hielten, damit zu bezahlen. Auch wenn das römische Reich unterging produzieren noch heute 230 Betriebe auf 700 Hektar Stadtgebiet jährlich über zwei Millionen Liter Wein. Damit ist der Weinbau in Wien auch ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor.
Die Weingärten, wie die Wiener die Weinberge nennen, prägen das Bild von sechs Bezirken. Fast 90 Prozent des Ertrags fallen mit Döbling und Floridsdorf auf den 19. und 21. Bezirk ganz im Norden der Stadt. Die Bodenbeschaffenheit und die Klimabedingungen in der Weinregion Wien bilden die Basis für die große Sortenvielfalt der Wiener Weine. Mit 80 Prozent dominiert der Weißwein deutlich. Grüner Veltliner, Rheinriesling und Weißburgunder sind nur drei von vielen weißen Rebsorten, die sich in Wiens Weinbergen wohlfühlen.
Wiener Gemischter Satz
Eine traditionelle Spezialität der Region ist der Wiener Gemischte Satz. Dabei handelt es sich um einen Wein, der aus bis zu 20 unterschiedlichen Rebsorten aus ein und demselben Weingarten zusammengesetzt wird. In der Donaumetropole ist der Gemischte Satz immer ein Weißwein. Er besteht aus mindestens drei Rebsorten, wobei die Hauptsorte maximal einen Anteil von 50 Prozent haben darf, während die dritte Sorte mindestens zehn Prozent ausmachen muss.
Mit seinem raffinierten Zusammenspiel der Aromen erlebt der Wiener Gemischte Satz derzeit eine Renaissance und begeistert sogar Weinkennern aus aller Welt. Die Zeiten, als durstige Gäste noch alles tranken, was ihnen vorgesetzt wurde, sind ohnehin vorbei.
Zunehmend widmen sich auch immer mehr Weinhauer, wie die Winzer in Österreich heißen, dem Rotwein. Wenn er auch quantitativ deutlich abgeschlagen ist, so muss sich der Wiener Rotwein qualitativ nicht verstecken. Allen voran Blauburgunder, Blauer Zweigelt und Cabernet Sauvignon gedeihen in Österreichs Hauptstadt hervorragend. Der anhaltende Trend beschert den roten Trauben bereits 20 Prozent Anteil an der Wiener Weinproduktion.
Wiener Heuriger
Der überwiegende Teil des in Wien hergestellten Weins wird in den Heurigen verkauft. Seit der Regierungszeit Kaiser Josephs II., genauer gesagt seit 1784, ist es den Weinbauern erlaubt, ihre Erzeugnisse während einiger Monate des Jahres selbst zu vermarkten. "Echte Heurige" müssen sich "in einem Heurigengebiet" und "auf einem für die landwirtschaftliche Nutzung bestimmten Betriebsgelände des jeweiligen Hauers" befinden und werden bis heute bloß saisonal betrieben.
Ein Büschel Zweige oberhalb des Eingangs zeigt die Öffnungsperiode an, weshalb der original Heuriger auch als Buschenschank bezeichnet wird. Einer Tafel mit der Aufschrift "Ausg'steckt is!" kommt die gleiche Funktion zu. Sie dient ebenfalls als Erkennungsmerkmal für die traditionellen Heurigen.
Im Gegensatz zu den ganzjährig als Heurigen geführten Gastgewerbebetrieben obliegen die konzessionsfreien Buschenschanken einigen Auflagen. So dürfen sie neben alkoholfreien Getränken lediglich ihren eigenen Wein ausschenken. Es dürfen nur kalte Speisen angeboten werden; welche genau legt das Wiener Buschenschankgesetz fest. Weil kleinere Heurigen früher nur eine sehr beschränkte oder sogar gar keine Auswahl an Speisen anboten, war es bis in die 1960er-Jahre noch üblich sein Essen selbst mitzubringen. Heute präsentieren die meisten Heurigenlokale ihr Speiseangebot in Form eines Buffets. Möchte der Gast etwas davon haben, holt er es sich selbst.