Golden Gate Bridge
Die Golden Gate Bridge ist die berühmteste Hängebrücke der Welt, auch wenn sie schon lange nicht mehr die längste ist. Das legendäre Bauwerk erhebt sich majestätisch über dem "Goldenen Tor", dem Eingang zur Bucht von San Francisco. Sie verbindet die 1,5 Kilometer lange Meerenge zwischen dem Marin County im Norden und der Halbinsel von San Francisco im Süden.
Nicht nur die Brücke selbst, sondern auch die Bauarbeiten schrieben Geschichte. Dabei hat es gerade einmal vier Jahre gebraucht, dieses 35 Millionen Dollar teure Wunderwerk zu errichten. Doch der Brückenbau wurde in verschiedener Hinsicht von vielen Problemen überschattet. So war in der Planungsphase noch ungeklärt, ob sich dieses Bauvorhaben überhaupt finanzieren lässt. Erste Pläne für die Brücke stammen bereits aus dem Jahr 1872. Erst als in den 1920er-Jahren die Kapazitätsgrenzen der Fähren erreicht wurden, wurde das Bauprojekt erneut aufgegriffen.
Brücke der Rekorde
Vor dem Baustart am 5. Januar 1933 legte auch die örtliche Fährgesellschaft den Bauherren Steine in den Weg, indem sie Klage gegen den Brückenbau einreichte. Doch die Bevölkerung war fast ausnahmslos für die neue Brücke und konnte die Fährgesellschaft durch Boykotte zum Rückzug der Klage bewegen. Damit konnte Chefingenieur Joseph Baermann Strauss endlich mit der ausgiebig geplanten Umsetzung dieses zum damaligen Zeitpunkt ehrgeizigen Bauvorhabens beginnen.
Die dichte Nebeldecke über der Bucht, starke Strömungen und heftige Windstöße waren weitere zu überwindende Probleme. So befindet sich der tragfähige Untergrund für die Pfeiler in sehr großer Wassertiefe. Die Pfeiler bestehen aus übereinander gestapelten, stählernen Hohlzellen, die durch insgesamt ca. 1,2 Millionen Niete miteinander verbunden sind. Der letzte Niet bestand aus purem Gold. Weil Gold sehr weich ist, hielt er dem Hammerschlag nicht stand und fiel ins Wasser. Der wertvolle Bolzen wurde nie wiedergefunden und schnell durch einen normalen Niet ersetzt.
Die Golden Gate Bridge stellte zahlreiche Rekorde auf, die lange Zeit für unüberbietbar galten. Sie hatte die dicksten (92 Zentimeter) und längsten (2.332 Meter) Kabelstränge, die höchsten Pfeiler (227 Meter) und die größten Unterwasserfundamente. Bis heute ist sie die meistfotografierte Brücke auf der Welt.
Strauss sorgte für höchste Sicherheitsstandards auf der Großbaustelle. Er spannte zum Beispiel Sicherheitsnetze und verkündete eine Helmpflicht. Trotz der vielen Sicherheitsmaßnahmen starben einige Arbeiter beim Bau der Brücke. Ihre Namen sind auf einer Bronzeplatte im Bereich des westlichen Widerlagers verewigt. Die Todeszahlen waren für ein Bauvorhaben dieser Größenordnung und zu damalige Arbeitsbedingungen allerdings sehr gering. Die Sicherheitsnetze retteten insgesamt 19 Bauarbeitern das Leben. Diese Glückspilze gründeten später den "Halfway to Hell Club" (dt. "Auf halbem Weg zur Hölle"-Klub).
Eröffnung nach nur vier Jahren Bauzeit
Am 19. Mai 1937 wurde die Golden Gate Bridge offiziell fertiggestellt. Inklusive der Zufahrtsrampen misst sie seither eine Länge von 2.737 Metern und eine Spannweite von 1.280 Metern. Sie ist bis zu 235 Meter hoch und ihr Mittelstück befindet sich fast 100 Meter über der Wasseroberfläche. Das Bauwerk wiegt 887.000 Tonnen. Wenn der Wind in der Bucht mal wieder besonders kräftig bläst, dann bewegt sich die 27 Meter breite Brückendecke bis zu fünf Meter auf und ab und bis zu 8,4 Meter zur Seite.
Eröffnet wurde die Golden Gate Bridge inoffiziell am 27. Mai 1937, als die Bevölkerung die Möglichkeit zur Überquerung zu Fuß erhielt. Über 200.000 Menschen zahlten 25 Cent und nutzten diese Gelegenheit, bevor einen Tag später Präsident Franklin D. Roosevelt das neue Wahrzeichen durch ein telegrafisches Signal aus dem Weißen Haus offiziell für den Straßenverkehr freigab. Am ersten Tag wurden 30.000 Limousinen gezählt. Heute passieren täglich mehr als 10.000 Fußgänger, bis zu 6.000 Radfahrer und weit über 100.000 motorisierte Fahrzeuge das Nadelöhr.
Die charakteristische Farbe, eine Mischung aus Orange und Rot, entwickelte sich aus einem Zufall. Eigentlich war es nur ein Rostschutz, der die Brücke vor dem eigentlichen Anstrich rot färbte. Doch dem Architekten Irving Morrow, der auch für die markanten Pfeiler im Stil der Art déco verantwortlich ist, gefiel die Farbe so gut, dass er beschloss, es bei diesem Anstrich zu belassen und die Brücke nicht wie geplant grau zu streichen oder nach dem Wunsch der Navy schwarz mit gelben Streifen.
Eine gute Entscheidung, den so fügt sich das Bauwerk perfekt in das atemberaubende Panorama der Bucht ein. Die Farbe des Rostschutzmittels wird "International Orange" genannt. Der Originalanstrich hielt 27 Jahre und wurde nur stellenweise ausgebessert. Von 1965 bis 1995 entfernten Arbeiter die alte Farbe und trugen einen komplett neuen Anstrich auf. Ein Team aus 40 Männern tut täglich nichts anderes, als mit frischer Farbe unermüdlich gegen Abnutzung und Rost zu kämpfen.
Magnet für Selbstmörder und Touristen
Die Brücke besitzt sechs Fahrspuren für Fahrzeuge. Die hohen Unterhaltskosten werden durch Gebühren finanziert, die für die Nutzung der Fahrbahnen zu entrichten sind. Riesige Mautstationen kassieren diese Gebühren, die sich unter anderem nach Anzahl der Achsen des Fahrzeugs und Anzahl der Insassen richten. Je nach Verkehrsaufkommen wird flexibel entschieden, wie viele Spuren stadtauswärts bzw. stadteinwärts zur Verfügung stehen. Während des morgendlichen Pendlerverkehrs führen in der Regel vier Fahrbahnen in die Stadt hinein und zwei hinaus. Am Abend ist es umgekehrt.
Eine Brücke, viele Wege
- Bike the Bridge: So laut und windig es auf ihr auch ist, die Golden Gate Bridge mit dem Fahrrad zu überqueren ist ein einzigartiges Erlebnis. An Verleihstationen mangelt es nicht, und so kann man die Brücke auf dem Drahtesel regerecht fühlen. Von der Panoramaroute der Marin Headlands hat man einen tollen Blick auf Brücke und Stadt. Wem das zu anstrengend ist, der rollt bergab in malerische Fischerörtchen Sausalito, von wo aus man mit der Fähre zurückkehren kann.
- Aus einer ganz anderen Perspektive kann man das Wahrzeichen auf einer Bootstour erleben, die stündlich am Fisherman's Wharf beginnen. Entlang der Skyline geht es zur Brücke, einmal unten durch und an Alcatraz vorbei wieder zurück. Über Kopfhörer bekommen Passagiere auch auf Deutsch interessante Informationen.
- Die auffälligen Hop-On/Hop-Off-Busse fahren auf verschiedenen Routen durch die Stadt, natürlich auch über die Golden Gate Bridge. Auf der Tour nach Sausalito erzählen erfahrene Guides Wissenswertes über die Geschichte der Stadt.
Als eine der wenigen Großbrücken ist die Golden Gate Bridge auch für Fußgänger und Radfahrer nutzbar. Diese Tatsache hat allerdings auch ihre Schattenseite. Denn die Brücke ist nicht nur Ort der Sehnsucht, sondern auch der Hoffnungslosigkeit. So erlangte die Golden Gate Bridge traurige Berühmtheit als Anziehungspunkt für Selbstmörder. Wenn der Code "10-31" die Polizisten durch ihre Funkgeräte erreicht, dann steht wieder eine "auffällige" Person am brusthohen Brückengeländer. Nur eine kleine Zahl der Selbstmörder überlebt den Sprung. Statistisch gesehen bringt sich alle zwei Wochen ein Mensch an der Brücke um. Lediglich etwa 50 Lebensmüde werden pro Jahr vom Todessprung abgehalten.
Lange Zeit versuchten sich an keinem anderen Ort in den Vereinigten Staaten mehr Menschen das Leben zu nehmen, als an der Golden Gate Bridge. Vorgeschlagene Maßnahmen zur Erschwerung von Selbstmordversuchen, wie zum Beispiel ein Barrierezaun, wurden aufgrund der hohen Kosten lange Jahre abgelehnt. Lediglich Telefone wurden auf der Brücke installiert, über die sich lebensmüde Personen mit Seelsorgern verbinden lassen können. 2014 schließlich stimmte der Brückenrat der Errichtung von Fangnetzen zu.
Ein Besuch der Golden Gate Bridge ist dennoch Pflicht für jeden Besucher von San Francisco. In 45 Minuten kann man gemütlich die 2,74 Kilometer von einem zum anderen Ende schlendern und dabei zahlreiche Stopps einlegen um das atemberaubende Stadtpanorama abzulichten. Auch die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz ist von der Brücke aus zu sehen.
An Werktagen teilen sich Fußgänger und Radfahrer den östlichen Gehweg. An den Wochenenden müssen Radfahrer den westlichen Gehweg nutzen. Fußgänger können die Brücke nur tagsüber begehen, Radfahrer haben 24 Stunden Zugang. Beide nutzen die Golden Gate Bridge kostenlos. Rund um die Brücke gibt es mehrere Fahrradeverleiher. Inlineskates, Rollschuhe und Skateboards sind auf der Brücke genauso verboten wie Hunde, mit Ausnahme von Blindenhunden.
Tipps für Fotografen
- Fotografen ärgern sich häufig über den dichten Nebel, der das Golden Gate belagert und damit auch die Brücke verdeckt. Um nicht jeden Tag umsonst zur Brücke zu pilgern, empfiehlt sich ein Blick ins Internet. Die Webcams, die auf die Golden Gate Bridge gerichtet sind, verraten, ob das Wahrzeichen derzeit nebelumhüllt ist oder nicht.
- Auch ein Nebeltag ist kein verlorener Tag. Die aus den Nebelschwaden herausragenden Spitzen stellen bei passendem Licht ein reizvolles Fotomotiv dar.
- Einen tollen Blick auf Brücke und Stadt hat man vom Battery Spencer, einer Anhöhe auf den Marin Headlands im Norden der Brücke.