Petersdom (Basilica di San Pietro in Vaticano)
Der Überlieferung nach starb Simon Petrus, einer der ersten Jünger und führender Apostel, je nach Quelle um 64 bzw. 67 n. Chr. den Märtyrertod im Zirkus des Nero, wo er gleich nach seiner Kreuzigung begraben wurde. Über dem vermuteten Grab des Nachfolger Jesu befindet sich heute der Petersdom, die bedeutendste und meistbesuchte Kirche der Christenheit.
Bereits 324 n. Chr. lies Konstantin der Große über dem vermuteten Grab des Apostelfürsten eine Kirche errichten, die 329 durch Papst Silvester I. dem Petrus geweiht wurde. Anlass zum Bau gab ihm ein bedeutender Satz aus dem Evangelium nach Matthäus, den Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung seinem treuen Anhänger Petrus gesagt haben soll: "Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et tibi dabo claves regis coelorum." (dt. "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben.").
Nach katholischem Verständnis machte Jesus den Fischer aus Galiläa mit diesen Worten zu seinem Stellvertreter auf Erden, zum ersten Papst. Bis heute dient das Zitat, das sich in schwarzen Lettern auf goldenem Grund rund um die zentrale Kuppel der Peterskirche zieht, als Legitimation des päpstlichen Herrschaftsanspruchs über die Kirche.
120 Jahre komplizierte Baugeschichte
Alt-St. Peter war eine fünfschiffige Basilika, wie es heute noch St. Paul vor den Mauern ist. Statt die gealterte und mittlerweile einsturzgefährdete Grabeskirche aufwendig zu restaurieren und zu erweitern, entschied sich Papst Julius II. für einen monumentalen Neubau. Der Wunsch nach einer repräsentativen Ruhestätte machte ihm die nicht uneigennützige Entscheidung leichter. Die in eine feierliche Zeremonie eingebettete Grundsteinlegung am 18. April 1506 war für den Territorialfürsten, der im gleichen Jahr die Schweizergarde aufstellte, nichts weniger als der Baubeginn für die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises.
Julius II. beauftragte Donato Bramante zunächst mit dem Entwurf und dann mit der Leitung des ehrgeizigen Bauprojekts. Der Baumeister plante einen überkuppelten Mittelraum als Zentrum eines griechischen Kreuzes, dessen Arme in rechteckig ummantelten Apsiden enden. Durch jeweils zwei Eingangshallen und zwei Zentralräume zwischen den gleichlangen Kreuzarmen sollte der Grundriss quadratische Form annehmen, aus der nur die Apsiden des Kreuzes hervortreten. Wie man heute weiß, inspiriert sich der Entwurf an einer präzisen Symbolik, bei der der Würfel die Erde, die vier ausgestreckten Arme die vier Erdteile und die Kuppel den Himmel versinnbildlicht.
Zu den Nachfolgern Bramantes gehörten neben Raffael auch die Architekten Baldassare Peruzzi und Antonio da Sangallo. Letzterer baute sieben Jahre lang an einem begehbaren Holzmodell, das heute in der Dombauhütte von St. Peter zu besichtigen ist. Keiner der Baumeister traute den Entwürfen des Vorgängers, jeder wollte sich selbst verwirklichen. Es war also kein Wunder, dass das Bauprojekt mit jedem Architektenwechsel zurück in die Planungsphase katapultiert wurde. Zur zentralen Streitfrage geriet die Diskussion darüber, ob die Kirche die Form eines griechischen oder eines lateinischen Kreuzes haben sollte.
Erst nachdem Papst Paul III. 1547 Michelangelo Buonarroti mit einer Neukonzeption beauftragte, nahm das Projekt wieder Fahrt auf. Michelangelo behielt Bramantes Grundidee bei, entschied sich aber zur Straffung des Grundrisses, indem er das Gefüge aus zahlreichen Nebenzentren zugunsten eines kontinuierlichen Umgangs hinter den Pfeilern verwarf, die Außenmauern enger an das Zentrum rückte und diese ebenso wie die Pfeiler deutlich verstärkte. Die Verwirklichung Michelangelos Entwurfs dauerte weit bis nach seinem Tod 1564. Die Kuppel wurde von seinem Schüler Giacomo Della Porta umgesetzt, wenn auch wieder nicht ohne Veränderungen.
Der Streit um die Wahl zwischen zentralem und länglichem Grundriss war noch nicht endgültig entschieden. Der Kurie erschien die Basilika zu klein und aufgrund der zentralen Ausrichtung ungeeignet für Gottesdienste. Zudem fehlten wichtige Elemente wie eine Benediktionsloggia. Nachdem das Konzil von Trient für den Kirchenbau empfahl die längliche Form zu nutzen, wurde Carlo Maderno 1607 von Papst Paul V. beauftragt das griechische Kreuz Michelangelos durch Verlängerung um zwei Spannweiten zu einem lateinischen Kreuz zu verwandeln. Größter Nachteil des so entstandenen Langhauses ist, dass es die Kuppel in der Frontansicht verdeckt und so ihrer Wirkung beraubt. Immerhin ist es Gian Lorenzo Bernini mit geschickter Gestaltung des Petersplatzes gelungen, die Kuppel nachträglich etwas zu betonen.
Maderno zeichnete sich zur gleichen Zeit auch für die bühnenbildnerisch gestaltete Fassade verantwortlich. Durch die horizontale Gliederung in drei Stockwerke, wobei das oberste eine Art Attika bildet, ist es ihm gelungen, die unproportioniert breite Fläche aufzulockern. Dazu tragen auch die deutlichen vertikalen Akzente bei.
Die Mitte der Fassade ist als Tempelfront mit Dreiecksgiebel gestaltet. Im ersten Stock befinden sich die Balkone. Vom mittleren, der bereits erwähnten Benediktionsloggia, wird nach einem jeden Konklave der neue Papst verkündet und präsentiert. Von hier erteilt der Pontifex zu Ostern und Weihnachten auch den Segen "Urbi et Orbi". Sie wird deshalb auch als Segensloge bezeichnet.
Die Balustrade wird von 13 fast sechs Meter hohen Statuen geziert und zwei prächtigen Uhren begrenzt. Die Zeitmesser wurden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts hinzugefügt. Durch das Fenster unter der linken Uhr sind drei der sechs Glocken zu sehen. Nur zu besonderen Anlässen werden sie alle gleichzeitig geläutet.
Bau-, kultur- und religionsgeschichtlich folgenreich
Nach 120-jähriger Hauptbauzeit, in der jeder halbwegs namenhafte italienische Baumeister seinen Anteil an der Baugeschichte hatte, konnte die Peterskirche am 18. November 1626 durch Papst Urban VIII. geweiht werden. Die bis heute zu den größten Gotteshäusern der Welt zählende Kirche beeindruckt seitdem mit seinen gewaltigen Ausmaßen.
Die Breite der drei Kirchenschiffe beträgt 58 Meter, die Gesamtlänge 187 Meter. Das Mittelschiff ist bis an die Spitze der Kuppel 45,50 Meter hoch, die Kuppel erreicht bis zum krönenden Kreuz eine Höhe von 136 Metern. Im Fußboden des Hauptschiffs zeigen Markierungen, um wie viel Länger der Sakralbau zum Beispiel im Vergleich zum Kölner Dom oder zur St Paul's Cathedral ist. Der Petersdom, der ein Fünftel der Gesamtfläche der Vatikanstadt bedeckt, kann problemlos 20.000 Gläubige aufnehmen.
Der Neubau von St. Peter war nicht nur bau- und kulturgeschichtlich folgenreich. Seine Finanzierung bestand neben dem heute noch existierenden Peterspfennig auch aus dem Handel mit fragwürdigen Ablassbriefen. Insbesondere der Sündenerlass gegen Geld wurde von Martin Luther in einem Teil seiner 95 Thesen - auch mit direktem Bezug zum Petersdom - scharf kritisiert und war schließlich einer der Auslöser für die Reformation.
Der mosaik- und stuckverzierte Innenraum der Petersbasilika, einer der größten Innenräume auf der Erde, wird über die Portikus mit seinen fünf schmuckvollen Portalen betreten. Er wird von nicht weniger als 800 Säulen geprägt und ist mit 45 Altären und 390 Riesenstatuen ausgestattet.
Der Haupt- und Papstaltar steht unter Berninis 29 Meter hohem Bronzebaldachin, der wiederrum genau unter der Kuppel steht und alle Blick in Richtung Petrusgrab lenkt. Für die ungeheure Bronzemenge, die das mit geschwungenen Säulen versehene Ziborium benötigte, wurde das Gebälk des Säulengangs aus dem Pantheon eingeschmolzen. Vor dem Hochaltar liegt die Confessio, die hinunter zum Petrusgrab führt, das eine Linie mit Altar, Baldachin und Kuppel bildet.
Zu den bedeutendsten Kunstschätzen im Petersdom gehört zweifelsfrei Michelangelos Pietà in der ersten Seitenkapelle des rechten Seitenschiffs. Die nach einem Anschlag durch dickes Panzerglas geschützte Marmorstatue zeigt Maria mit ihrem toten Sohn Jesus Christus im Arm. Sehenswert auch die von Bernini geschaffene Cathedra Petri, ein überlebensgroßer Thron der die Apsis hinter dem Altar schmückt. Die von Arnolfo di Cambio im 13. Jahrhundert geschaffene Bronzestatue des Heiligen Petrus ist besonders beliebt bei Pilgern, die den rechten Fuß berühren um Segen zu erflehen. Infolge des ständigen Kontakts mit Handschweiß ist der Fuß glatt- und plattgeschliffen.
Die meisten bemerkenswerten Bildwerke sind Grabdenkmäler, die sich in den Vatikanischen Grotten befinden. In der aus mehreren großen Räumen bestehenden Krypta befinden sich die Ruhestätten von Heiligen, Königen und Päpsten. Nicht zu verwechseln mit den Vatikanischen Nekropolen, die unterhalb der Grotten liegen und erst um 1940 entdeckt wurden.
Hinter der Sakristei, die so groß ist wie manch andere Kirche, befindet sich die Vatikanische Schatzkammer mit edlen Gewändern und Tiaren sowie wertvollen Stauten und allerlei Utensilien der katholischen Liturgie.
Kuppel bietet exklusiven Blick in den Vatikan
Grundsätzlich gilt, dass der Eintritt in den Petersdom kostenlos ist. Wer ihn betreten möchte, muss unterhalb der nördlichen Kolonnaden durch eine Sicherheitsschleuse. Kurz vor Betreten von St. Peter wird an einem weiteren Kontrollpunkt geprüft, ob die Besucher angemessen gekleidet sind. Achten Sie bei der Kleiderwahl vor allem darauf, dass Knie und Schultern bedeckt sind.
Von der langen Schlange, die sich oft um den gesamten Petersplatz windet, sollten Sie sich nicht abschrecken lassen. Der Vatikan ist auf große Menschenmassen eingestellt, es geht also zügiger voran, als man zunächst befürchtet. Kostenpflichtig sind lediglich die Eintritte zu den besonderen Schauplätzen des Petersdoms, so zur Kuppel, zu den Vatikanischen Grotten, zu den Vatikanischen Nekropolen und zur Vatikanischen Schatzkammer.
Tipp: Petersdom als Ort der Frömmigkeit kennenlernen
Aufgrund der unüberschaubaren Menschenmassen, die sich fast zu jeder Tageszeit im Petersdom befindet, ist es beinahe unmöglich all die wunderbaren Details zu entdecken, geschweige denn die Kirche in seiner ursprünglichen Funktion als Andachts- und Gebetsraum zu nutzen.
Nur wer St. Peter in den frühen Morgenstunden, am besten gleich nach der Öffnung, einen Besuch abstattet, wir dem Trubel entgehen und das Zentrum des Vatikans als Ort der Frömmigkeit kennenlernen. Während der ersten Stunde nach Öffnung sind fast ausschließlich Gläubige im Petersdom, die an einer der vielen Messen an den Seitenaltären teilnehmen wollen.
Aus Gebet und Gesang entsteht ein kollektiver Andachtston, der die Petersbasilika auch akustisch erfahrbar macht und die gottesfürchtige Stimmung des frühen Kirchenbesuchs verstärkt.
Schon allein weil die doppelschalige Rippenkuppel des Petersdoms als riesige Halbkugel über Rom thront, sollte man sich den Aufstieg nicht entgehen lassen. Von kaum einem anderen Ort bietet sich ein solch schönes Panorama über die Ewige Stadt. Außerdem lässt sich vom größten freitragende Ziegelbauwerk der Welt ein Blick in das gut abgeschottete Innenleben des Vatikans werfen.
Zugegeben, der Aufstieg zur Kuppel ist nicht unbedingt für jeden empfehlenswert, doch von der übertriebenen Dramatik so mancher Beschreibung sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. Die erste Etappe führt hinauf zur Dachterrasse und kann wahlweise mit einem Aufzug oder zu Fuß bewältigt werden. Den Zugang finden Sie rechts neben dem Dom hinter der Vorhalle.
Nach dem harmlosen ersten Teil des Kuppelaufstiegs erwartet Sie auf dem Dach des Petersdoms eine Art kleines Dorf aus einem guten Dutzend steinerner Häuser. Hier haben seinerzeit die Arbeiter gewohnt, die mit dem Bau der Kuppel beschäftigt waren. Bis heute werden einige der Gebäude von der Dombauhütte genutzt. In anderen sind zur Überraschung vieler ein Andenkenladen und die einzige öffentlich zugängliche Bar des Vatikans untergebracht. Lassen Sie sich keinesfalls die Chance entgehen, zu Hause erzählen zu können, dass Sie auf dem Dach des Petersdoms einen Espresso getrunken haben! Keine Sorge, Toiletten finden sich hier oben auch.
Etwas beschwerlicher ist die zweite Etappe hinauf zur Laterne der Peterskuppel. Zunächst geht es von der Dachterrasse auf die schmale Flüstergalerie im Inneren der Kuppel. Den meisten von Ausmaßen und Pracht überforderten Besuchern wird erst beim Blick von hier die Gigantomanie des Gotteshauses bewusst, die den Menschen zur Miniatur schrumpfen lässt.
Der weitere Weg führt über schmale Stufen zwischen den zwei Schalen von Michelangelos Kuppel. Der tadellos in Schuss gehaltene Weg passt sich der Bauform der Kuppel an und wird in Folge immer enger und steiler. Durch die zunehmende Krümmung der Kuppel neigen sich auch die Schalenwände immer stärker, was zwar das Balancegefühl beeinträchtigen kann, aber niemals zum Sicherheitsproblem wird. Ein engmaschiges Netz schützt die Höhentouristen, erschwert aber leider auch das Fotografieren.
Der Blick von der Galerie rund um die Laterne lässt eventuelle Strapazen sofort vergessen. Hinunter geht es über eine zweite Treppenanlage. Wer sowohl Auf- als auch Abstieg zu Fuß erledigt, muss insgesamt über 1.000 Treppenstufen überwinden.