John-Lennon-Mauer (Lennonova zeď)
Unweit der Karlsbrücke steht auf am Platz Velkopřevorské, direkt gegenüber der französischen Botschaft, eine vier Meter hohe und 40 Meter lange Wand voller Street Art. Ihr zuvor graues Aussehen wandelte sich schlagartig, als John Lennon am späten Abend des 8. Dezember 1980 in New York niedergeschossen wurde. Der Beatle, der in seinen Liedern von Freiheit und Frieden sang, war für die Jugend der damaligen Tschechoslowakei ein Held. Seine Songs wurden wie die gesamte westliche Musik vom kommunistischen Regime verboten.
Nach dem tragischen Tod von John Lennon, der übrigens niemals in Prag war, hat ein Unbekannter dessen Portrait an die Wand gemalt. Schnell kamen Liedzitate wie "Give peace a chance!" hinzu. Es wurden immer mehr Graffitis und Zitate, die mit der Zeit um Träume und Wünsche ergänzt wurden. Als die Wand 1988 mit Beschwerden über die Regierung beschrieben wurde, wurde es der kommunistischen Regierung um Gustáv Husák im wahrsten Sinne des Wortes zu bunt. Hunderte Studenten stießen mit Sicherheitspolizisten auf der Karlsbrücke zusammen. Infolgedessen wurde die Studentenbewegung als Lennonismus bezeichnet. Das Regime sprach von Alkoholikern, Geisteskranken, Soziopathen und westlichen Agenten.
Mehrfach hat die Obrigkeit die Botschaften auf der John-Lennon-Mauer übermalen lassen. Doch jedes Mal dauerte es kaum mehr als eine Nacht, bis die Jugend wieder revoltierte. Das Originalporträt von Lennon liegt mittlerweile unter unzähligen Schichten Farbe, denn die Mauer wird ständig neu bemalt. 2003 verewigte sich sogar Lennons Witwe Yoko Ono auf der Wand, die nicht nur ein Denkmal für den pazifistischen Popstar, sondern vor allem ein Mahnmal der freien Meinungsäußerung und der friedlichen Rebellion ist. Und genau deshalb duldet auch der Malteserorden, dem die Mauer mittlerweile gehört, das urbane Kunstwerk, das sich ständig verändert.
Am Todestag von John Lennon gedenken hier Dutzende Fans bei Gitarrenklängen, Kerzenschein und Rotwein ihres Idols. Übrigens war die Mauer schon vor seinem Tod ein Ort des Protestes gegen die Herrschaft der Kommunisten. In den 1970er-Jahren wurde sie deshalb Zeď nářků, also Klagemauer, genannt.