Altstädter Ring (Staroměstské náměstí)
Der Altstädter Ring ist der zentrale Platz in der Prager Altstadt. Hier schlägt das Herz der Metropole, hier trifft man sich. Auf einen Kaffee, für eine Stadtführung oder zum um die Häuser ziehen. Auf den 9.000 Quadratmetern, die der Platz groß ist, tummeln sich stets unzählige Menschen. Ob am Tag oder in der Nacht. Ein wuseliges Treiben aus herumeilenden Einheimischen, Schirme in die Luft reckenden Guides, flinken Kellnern, geschäftstüchtigen Händlern und staunende Touristen.
Am Altstädter Ring, der mehr als 1.000 Jahre alt ist, kreuzten sich schon früh wichtige Überlandstraßen. Hier ließen sich die ersten Siedler nieder und benannten den Ort zunächst als Großen Platz. Schon im 12. Jahrhundert fungierte der als Marktplatz, auf dem Waren aller Art umgeschlagen wurden. Den Zoll dafür mussten die Händler im benachbarten Teynhof zahlen, der deshalb auch Ungelt genannt wird.
Zeuge der Prager Geschichte
Im Laufe seines Bestehens wurde der Ring zum Zeugen der Prager Geschichte. Im Mittelalter diente er unter anderem als Richtstätte, Turnierplatz und Versammlungsort. Nachdem der Hussitenführers Jan Želivský 1422 hingerichtet wurde und nachdem Georg aus Pod?brady 1458 zum König gekrönt wurde, gab es hier Unruhen. Am 21. Juni 1621, sieben Monate nachdem die böhmischen Stände am Weißen Berg besiegt wurden, wurden auf dem Altstädter Ring insgesamt 27 adelige Anführer der Revolte hingerichtet. Heute erinnern und markieren 27 ins Pflaster eingelassene Kreuze an die Tat und den Ort.
Der Altstädter Ring war stets Station auf dem Krönungsweg durch die Stadt. Vom Balkon des Palais Goltz-Kinsky aus gab Klement Gottwald, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, am 25. Februar 1948 die vollständige Machtübernahme durch die Kommunisten in der Tschechoslowakei bekannt. Vom gleichen Ort aus sprach im Februar 1990 der Dissident und erste nichtkommunistische Präsident Václav Havel über seine Vision der demokratischen Erneuerung des Landes.
Architektonische Traumkulisse
Damals wie heute ist es die traumhafte Kulisse aus pastellfarbenen Prachtfassaden sowie lauter Türmen und Giebeln, die den ältesten Platz von Prag zu einem der schönsten in ganz Europa macht. Das architektonische Ensemble besteht aus Gebäuden der Gotik, der Renaissance und des Barock. Die historischen Häuser, die den Altstädter Ring einrahmen, stehen zum Teil auf romanischen und gotischen Grundmauern, die in den Kellern noch heute sichtbar sind.
An der Südwestecke des Altstädter Rings steht das Altstädter Rathaus mit der Astronomischen Uhr, vor der sich zu jeder vollen Stunde eine große Menschentraube versammelt, um die vorbeiziehenden Apostel zu bewundern. Hinter der Häuserfront an der südöstlichen Ecke ragen deutlich die beiden mächtigen Türme der Teynkirche hervor. Neben der Kirche befindet sich der Ungelt. An der Nordwestecke steht das ebenfalls bereits erwähnte Palais Goltz-Kinsky. Zwischen Kirche und Palais steht das Haus zur steinernen Glocke. An der nordwestlichen Ecke befindet mit der St.-Nikolaus-Kirche schließlich das zweite Gotteshaus am Platz.
Jan-Hus-Denkmal als Mittelpunkt des Platzes
Von besonderer Bedeutung für die Prager ist das imposante Jan-Hus-Denkmal inmitten des Altstädter Rings. Es wurde am 6. Juli 1915 zum 500. Todestag des Kirchenreformators eingeweiht. Hus wurde wegen Ketzerei in Konstanz verbrannt, was erst zu Unruhen und dann zu den Hussitenkriegen führte. Um den Nationalhelden gruppierte der Bildhauer Ladislav Šaloun, dessen Statue in seiner Ausdruckskraft auffallend an Werke von Auguste Rodins erinnert, Aufständische (rechts) und Unterdrückte (links).
Die Straßencafés, die im südlichen Teil des Platzes in die alten Adelspalais und Bürgerhäuser eingezogen sind, eignen sich hervorragend, um den architektonischen Augenschmaus zu genießen und dem bunten Treiben zuzusehen. Heute wird auf dem Altstädter Ring, auf dem die verwinkelten Gassen der Altstadt zusammenlaufen, vor allem das verkauft, was bei Touristen ankommt und somit gute Gewinne verspricht.