Tanzendes Haus (Tančící dům)
Das Tanzende Haus ist ein auffälliges Gebäude an der Moldau, direkt gegenüber der Jiráskův-Brücke. Das Haus im Stil des Dekonstruktivismus ist eins der ganz wenigen zeitgenössischen Bauwerke in Prag. Bis 1945 stand hier ein Wohnhaus, das im letzten Kriegsjahr von einer amerikanischen Bombe zerstört wurde. Die Fläche lag jahrzehntelang brach, bis 1986 erste Ideen für ein Kulturzentrum mit Bibliothek, Café und Theater aufkamen.
Der in Zagreb geborene tschechische Architekt Vlado Milunić trug sein Vorhaben dem damaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel vor, der jahrelang in der Nähe wohnte. Havel unterstützte das Projekt, doch es fand sich lange Zeit kein Investor. Milunić wollte zunächst den französischen Architekten Jean Nouvel für eine Zusammenarbeit gewinnen, aber der wollte nicht. Frank O. Ghery, der weltweit schon diverse schwungvolle Bauten realisierte, fand die Idee gut und beteiligte sich gern. Eine niederländische Versicherungsgesellschaft erwarb schließlich das Grundstück und finanzierte das Objekt. Die Grundsteinlegung fand am 3. September 1994 statt.
Ikone der modernen Architektur in Prag
Nach knapp zwei Jahren Bauzeit konnte das Tanzende Haus am 20. Juni 1996 eröffnet werden. Es entstand ein auf seine Weise vereinzeltes Gebäude, das jedoch gleichzeitig mit den umliegenden Bauwerken harmonisiert. Wie für den Dekonstruktivismus üblich, löst es zumindest optisch traditionelle statische Verhältnisse auf. Zudem ist das Tanzende Haus eins der wenigen Prager Gebäude, das dynamisch in den Raum der Straße eintritt.
Die beiden Türme erinnern an ein tanzendes Paar, daher auch der metaphorische Name. Der gläserne Turm sieht aus wie eine Tänzerin im eng taillierten Faltenkleid, die sich grazil an den Herrn mit Hut schmiegt, der vom steinernen Turm symbolisiert wird. Deshalb nennen die Prager das Gebäude auch nur Ginger und Fred, angelehnt an Ginger Rogers und Fred Astaire, ein berühmtes Tanzpaar aus diversen amerikanischen Tanzfilmen. Das vorzügliche Gourmetrestaurant im obersten Stockwerk hat sich dann auch gleich den Namen Ginger & Fred gegeben.
Im dem extravaganten Bau, der von der amerikanische Zeitschrift "The Time" 1997 mit dem renommierten Designpreis ausgezeichnet wurde, findet man heute bedauerlicherweise wenig Kultur. Mit Ausnahme des Restaurants sind die neun Etagen mit Büros und Konferenzräumen gefüllt.