Pulverturm (Prašná brána)
Zugegeben, besonders schnell wurde der 65 Meter hohe Pulverturm am Platz der Republik jetzt nicht unbedingt aus dem Boden gestampft. Erst 400 Jahre nachdem 1475 mit dem Bau begonnen wurde, konnte das Repräsentationsobjekt fertiggestellt werden. Die Bauarbeiten wurden 1484 abgebrochen, weil der damalige König Vladislav seinen Amtssitz von der Altstadt in die Prager Burg verlegte. Kurzerhand erhielt der Turm ein provisorisches Dach, zwischendurch wurde an ihm etwas weitergearbeitet. Doch erst von 1875 bis 1886 nutzte man die Gunst der Stunde und setzte dem Turm bei Restaurierungsarbeiten ein Walmdach auf, womit er endlich fertiggestellt wurde.
Der Pulverturm war Bestandteil der Befestigungsanlage, die einst den Königshof umgab, der dort stand wo heute das Prager Gemeindehaus steht. Als solcher war er die erste Station auf dem Königs- bzw. Krönungsweg hinauf zur Prager Burg, wo im Veitsdom die Inthronisierung stattfand. Heute steht das ausdrucksstärkste Denkmal der Spätgotik im Prag relativ isoliert auf dem verkehrsreichen Platz.
Ursprünglich hieß das vom Baumeister Matthias Rejsek maßgeblich geprägte Bauwerk Neuturm. Erst als er bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zur Lagerung von Schießpulver diente, bekam er seinen heutigen Namen. Kunstgeschichtlich folgt der Pulverturm dem 100 Jahre früher errichteten Altstädter Brückenturm, wenngleich die Fassade des Pulverturms weniger streng ist. Die reichhaltige bildhauerische Verzierung, mit der Rejsek den Turm schmückte, wurde 1757 durch die preußische Schießerei beschädigt. 1817 wurde jegliche beschädigte plastische Verzierung endgültig entfernt.
Im Inneren des Pulverturms gibt es eine kleine Ausstellung zu seiner Geschichte zu sehen. Zu den Exponenten gehören beispielsweise Statuen der böhmischen Könige. Die Wendeltreppe mit 186 Steinstufen führt zur Aussichtsplattform in 44 Metern Höhe. Von hier kann man sich einen guten Überblick über die Altstadt verschaffen.