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Von außen sieht das rekonstruierte Café Imperial im Hotel Imperial fast schon unscheinbar aus, im Inneren entfaltet sich aber die ganze Pracht des Jugendstils. Der Gast sitzt umgeben von Deckenmosaiken und gekachelten Wänden, die von Fabeltieren, Gottheiten und Herrschern geziert werden. Auf den Toiletten spucken goldene Schwanenköpfe das Wasser aus. Das Imperial ist zweifelsfrei das eindrucksvollste der Prager Kaffeehäuser. Und auch kulinarisch macht man hier nichts falsch. Die Preise hingegen sind fast schon gehoben.

Das Café Louvre wurde 1902 gegründet, 1948 als Ort der Bourgeoisie von den Sozialisten geschlossen und 1992 glanzvoll, aber kleiner wiedereröffnet. Es knüpft an die Tradition der Lesecafés zu Beginn des 20. Jahrhunderts an, als man hier Zeitung las, Schach spielte und über und Gott und die Welt philosophierte. Zu den regelmäßigen Besuchern gehörten unter anderem Karel Čapek, Albert Einstein und Franz Kafka. Vielleicht ist es sogar das einzige existierende Kaffeehaus, das Kafka mit Recht zu seinen Gästen zählt. Auch heute noch kann man im Louvre ungestört Billiarde spielen oder in einem Buch blättern.

Kaum ein Prager Kaffeehaus hat eine längere Tradition nachzuweisen als das Savoy. Gegründet im Jahre 1893 erstrahlt es seit 2004 in neuem Glanz. Wie kein zweites Kaffeehaus hat das Savoy den Spagat zwischen Tradition und Moderne gemeistert. Ein wenig klassisches Kaffeehaus, ein wenig moderne Brasserie. Unter der prachtvollen Decke, dem Hingucker des Cafés, dominiert elegantes Holz. Durch eine große Scheibe blickt man in die hauseigene Bäckerei und Pâtisserie. Die Produkte von dort schmecken genauso gut wie sie aussehen. Wir empfehlen außerdem die Savoy Plate.

Das vielleicht bekannteste Prager Kaffeehaus öffnete bereit 1863 und war dank seiner Lage direkt gegenüber dem Nationaltheater von Beginn an Treffpunkt der Theaterszene. Doch neben Regisseuren und Schauspielern zählten auch die Künstlergruppe Devetsil und Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke und Jaroslav Seifert zu den Gästen. Vor der Samtenen Revolution trafen sich hier kritische Denker. Das Slavia wurde 1948 verstaatlicht und 1992 für 50 Jahre an eine russo-amerikanische Unternehmerin verpachtet. Seit der Wiedereröffnung 1997 erstrahlt das Interieur wieder im Stil der dreißiger Jahre.

Das Grand Café Orient im kubistischen Haus zur Schwarzen Muttergottes ist nicht nur das einzige Prager Kaffeehaus im kubistischen Stil, sondern das einzige auf der ganzen Welt. Es wurde 1912 eröffnet, existierte aber nur rund zehn Jahre, weil der Kubismus dann schon wieder als unmodern galt. Für die 2005 erfolgte Wiedereröffnung hat man das Café nach Fotografien und Plänen originalgetreu rekonstruiert. Von den grün-gesteiften Polstern der Bänke und Stühle über die Lüster und Wandschränke bis hin zu den Fenster- und Türbeschlägen, Kleiderhacken und Vorhängen wurde hier wirklich auf jedes Detail geachtet. An vielen Abenden spielt im Grand Café Orient ein Pianist.

Eine wahre Jugendstilpracht bietet das aufwendig rekonstruierte Kavárna Obecní dům im Gemeindehaus am Platz der Republik. Wer hier unter der hohen Decken Platz nimmt, der vergisst für einen Moment, dass er sich im 21. Jahrhundert befindet. Erst recht, wenn der Kellner im eleganten Livree mit dem gläsernen und unwiderstehlich bestückten Tortenwägelchen angerollt kommt. Wer ein ruhiges Plätzen sucht setzt sich am besten auf die kleine Galerie. Im Sommer kann man sich auch nach draußen setzten, was angesichts der Inneneinrichtung allerdings fast eine Sünde wäre. Apropos Sünde: Im Kavárna Obecní dům hat man sich vor allem dem süßen Zahn verschrieben.