One World Trade Center
Das One World Trade Center (1WTC) ist der Hauptbau des mehrere Gebäude umfassenden World Trade Center (WTC) in Manhattan. Nach den verehrenden Terroranschlägen vom 11. September 2001, bei dem das gesamte WTC zerstört wurde, ersetzt es die Zwillingstürme. Dem One World Trade Center wird deshalb nicht nur aufgrund der Tatsache, dass es das höchste Gebäude der USA ist, eine wichtige Bedeutung zuteil.
Nur wenige Wochen nach den Anschlägen wurde eine Behörde namens Manhattan Development Corporation (LMDC) gegründet. Ihr Ziel: Der Wiederaufbau des World Trade Center. Bei einem Architekturwettbewerb ging der Masterplan von Daniel Libeskind als Sieger hervor. Doch Larry Silverstein, der das gesamte World Trade Center mit seinem Immobilienunternehmen erst wenige Monate vor den Anschlägen für 99 Jahre pachtete, brachte den Architekten David Childs mit ins Spiel. Weil sich Childs und Libeskind aber nicht vertrugen, wurde letzterer schließlich zum Berater degradiert.
Von Libeskinds Entwurf (einem Turm mit angebauter Spitze) blieb im Grunde nur noch die Höhe des One World Trade Center. Sie beträgt 541,3 Meter, was exakt 1776 Fuß entspricht. Die Höhe ist eine Referenz an das Jahr der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten.
Die Dachhöhe des 1WTC beträgt 417 Meter und ist damit bewusste genauso hoch, wie beim ehemalige Nordturm. Zwar hatte auch dieser einen Mast auf dem Dach, allerdings wurde er nicht von Anfang an mitgeplant und durfte deshalb nicht in die offizielle Gebäudehöhe einfließen. Anders beim One World Trade Center. Hier gilt der 124 Meter lange Mast, wie bei vielen anderen Wolkenkratzern auch, als fester Bestandteil der Architektur. Er dient als Antenne für Fernseh- und Radiofrequenzen und wird nachts beleuchtet.
Sicherster Wolkenkratzer der Welt
Die Grundsteinlegung fand am 4. Juli 2004, dem Nationalfeiertag, statt. Der 20 Tonnen schwere Grundstein aus grauschwarzem Granit enthält eine Inschrift, die an die Opfer der Anschläge erinnert. Weil man sich jedoch aus Sicherheitsgründen dazu entschied, das Bauwerk nochmals zu versetzen, damit es weiter weg von den umliegenden Straßen liegt und Autobombenattentate so erschwert werden, musste der Grundstein wieder ausgebuddelt werden. Nur ein Grund von vielen, weshalb sich die Fertigstellung des Bauwerks immer wieder verschoben hatte. Der offizielle Baubeginn war schließlich der 27. April 2006. Bei den Bauarbeiten stieß man auf Überreste von 9/11-Opfern und ein Schiffswrack aus dem 18. Jahrhundert.
Die Versetzung des Grundsteins zeigt, wie wichtig den Bauherren die Sicherheit war. David Childs erklärtes Ziel war es, ein bombensicheres Hochhaus zu errichten. So steht der gesamte Büroturm auf einem massiven Fundament aus Beton, das fast 60 Meter in die Erde reicht. Für das gesamte Gebäude wurde ein Spezialstahl verwendet, der mit einer dicken Lage Brandschutzbeschichtung bestrichen wurde. Die Stahlträger sind außerdem mehrfach redundant: Versagt einer, fangen andere die Last auf.
Aufzüge, Treppenhäuser und Versorgungsschächte befinden sich im Inneren des Baus und sind von bis zu 91 Zentimeter dicken Betonwänden umgeben. Die 73 Fahrstühle fahren per Elektronik immer nur eine vorbestimmte Ebene an. Die Treppenhäuser sind besonders breit, damit sich im Notfall alle schnell aus dem Gebäude retten können. Auch das für die Fassade verwendete Sicherheitsglas ist extra robust.
So sicher Childs das One World Trade Center, das bis März 2009 noch Freedom Tower heißen sollte, auch machen wollte, auf Kosten der Optik sollten die Sicherheitsvorkehrungen nicht gehen. Der 51 Meter hohe, fensterlose Sockel ist wie auch der Rest des Turms verglast und soll die Umgebung wiederspiegeln. Der Teil auf dem Betonsockel hat die Form eines langgezogenen, quadratischen Antiprismas. Die Fassade gliedert sich in acht Dreieckflächen. Vier davon zeigen mit der Spitze nach oben, vier nach unten. Auf dem Dach befindet sich ein Ring, der die Turmspitze stabilisiert.
Eröffnet wurde das 1WTC am 3. November 2014. Zum damaligen Zeitpunkt war erst etwa die Hälfte der rund 325.000 Quadratmeter Nutzfläche vermietet. Aufgrund der Vorgeschichte stand kaum ein Wolkenkratz so sehr im medialen Interesse wie das One World Trade Center. Keine Frage, dass seine Gestaltung Kontroversen hervorrief. Während die einen das 1WTC heute mit schlichter Eleganz beschreiben, finden andere das Hochhaus zu beliebig, nichtssagend, nüchtern.
Insgesamt umfasst der Wolkenkratzer 105 Stockwerke. Die ersten 20 befinden sich im Sockel und werden für die Technik genutzt. Die Etagen 21 bis 94 beherbergen Büros. Die Stockwerke 95 bis 99 dienen wieder als Technikgeschosse. Auf den Ebenen 100, 101 und 102 befindet sich die Aussichtsplattform sowie eine Bar, ein Restaurant und ein Souvenirladen. Die letzten beiden Etagen dienen wieder der Technik, insbesondere der für die Antenne. Fünf unterirdische Etagen beherbergen eine Einkaufspassage und dienen dem direkte U-Bahnzugang.
Aussichtsplattform der Superlative
Für Touristen ist das One World Observatory, wie die Aussichtsplattform heißt, ganz klar das Highlight. Wie einst der Südturm bietet der Nachfolger einen bis zu 80 Kilometer weit reichenden 360-Grad-Panoramablick, der bei gutem Wetter selbst Connecticut, New Jersey und Pennsylvania erkennen lässt. Doch damit nicht genug: Das One World Observatory informiert und unterhält mit jeder Menge Hightech.
Tipp: Wettervorhersage beachten
Wer viel Geld für einen zweifelsfrei atemberaubenden Ausblick ausgibt, der will auch etwas sehen. 380 Meter über dem Meeresspiegel kann jedoch gern auch mal die eine oder andere Wolke die Sicht versperren. Wem es möglich ist, der sollte sich für seinen Besuch des One World Observatory deshalb einen Tag mit gutem Wetter aussuchen. Schlechte Sicht verführt nur zu erhöhtem Alkoholkonsum an der Bar. Ein Cocktail über den Wolken muss aber freilich auch nicht die schlechteste Wahl sein.Schon im Global Welcome Center wird man nach dem Scannen seiner Eintrittskarte in seiner Muttersprache begrüßt. Auf einem digitalen Globus leuchtet der Heimatorte auf, eine Verbindung zu New York wird hergestellt. Auf dem Weg zu den SkyPods, wie die fünf Aufzüge genannt werden, die die Besucher in nur 47 Sekunden raketengleich in die die Höhe schießen, durchläuft man einen kitschigen Höhlengang aus Kunstfelsen. Auf diversen Bildschirmen kommen die Menschen zu Wort, die das One World Trade Center erbaut haben.
Die mit modernster LED-Technologie ausgestatteten High-Speed-Lifte simulieren Glaswände, die einen Blick nach draußen gewähren. Während man zur Aussichtsplattform befördert wird, sieht man im virtuellen Zeitraffer die Entwicklung der Skyline von Manhattan in den vergangenen 500 Jahren. Kurz vor Erreichen der 102. Etage taucht für Sekunden der Nordturm des alten World Trade Center auf. Die gespenstische Erinnerung an den 11. September 2001 ist eine von ganz wenigen. Hier oben will man lieber in die Zukunft blicken.
Angekommen gibt es gleich einen weiteren Film zu sehen. Typisch amerikanisch: bunt, pathetisch, professionell. Dann öffnet sich die Leinwand wie von Zauberhand und gibt den Blick auf den eigentlichen Star frei. New York liegt einem zu Füßen. Von hier sieht man all das, was für den Big Apple steht.
Wer sich sattgesehen hat, der nutzt die weiteren technischen Spielereien. Das SkyPortal beispielsweise ist eine runde Plattform, die man betreten kann. Tut man dies, erhält man den Eindruck, auf einem Glasboden zu stehen, der den Blick auf das unter einem befindliche Straßentreiben freigibt. Was anderswo Realität ist, ist hier "nur" eine optische Täuschung. Videokameras filmen das Geschehen und projizieren es in Echtzeit in die Höhe. CityPulse ist eine Ansammlung kreisrund angeordneter Monitore, die auf Gestik reagieren. So kann man sich nur mit Handbewegungen jede Sehenswürdigkeit heranzoomen und erklären lassen.
Der Bau des One World Trade Center hat nicht nur länger gedauert als angenommen, er hat auch mehr als doppelt so viel gekostet. Statt der geplanten 1,5 Milliarden Dollar verschlang das Bauprojekt 3,8 Milliarde Dollar. One World Observatory ist deshalb bei weitem nicht nur Prestige. Mit der Aussichtsplattform soll über die Jahre auch ein Teil der Baukosten wieder reingeholt werden. Vier Millionen Besucher will man pro Jahr anlocken.