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Insel der Hoffnung und der Tränen

Ellis Island National Museum of Immigration

Millionen von Immigranten haben auf Ellis Island erstmals amerikanischen Boden betreten. Die Insel im Mündungsgebiet des Hudson River zwischen New York und New Jersey, die ursprünglich Befestigungsanlage und Munitionsdepot war, wurde 1892 zur zentralen Erfassungsstelle für die immer mehr werdenden Immigranten. Wem die Einreise verwehrt wurde, der konnte zurückgeschickt werden, ohne dass die Gefahr bestand, dass die Abgewiesenen heimlich ins Land kamen. Obwohl die Insel von Einwanderern gefürchtet war, wurden sie hier meist freundlich und mit Respekt behandelt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schwoll der Strom an Menschen an, die sich in den Vereinigten Staaten ein besseres Leben erhofften. Die Einwanderer stammten vorwiegend aus Europa, wo das feudalistisch geprägte Klassensystem ihnen kaum Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung bot. Die USA hingegen lockten mit einer offenen Demokratie und der Möglichkeit, seinen Glauben frei ausüben zu können.

New York als wichtigstes Eintrittstor in die USA

New York war die wichtigste Eintrittspforte in das Land der Träume. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts dauerte die Atlantiküberquerung mit dem Schiff noch zwei Wochen. Während die Wohlhabenden in der ersten und zweiten Klasse in sauberen Kabinen logierten, waren die hygienischen Zustände auf dem Zwischendeck, auf dem die ärmeren Passagiere reisten, angesichts der Enge zum Teil katastrophal. Krankheiten konnten sich schnell ausbreiten. Angeblich sollen bereits zehn Prozent der Menschen auf einem Schiff während der Überfahr gestorben sein, weshalb die New Yorker die Schiffe mit Immigranten auch Sargschiffe nannten.

Während die Passagiere mit Geld oder Reputation direkt nach Manhattan durften, musste die größere Zahl der Zwischendeckpassagiere das Einreiseprozedere auf Ellis Island durchlaufen. In der großen Durchgangshalle des Hauptgebäudes, die Platz für 5.000 Personen bot, warteten sie nach der Gepäckabgabe mitunter stundenlang auf die Pflichtuntersuchung. Gleich zu Beginn mussten sie eine steile, 50-stufige Treppe erklimmen, wobei sie von Ärzten beobachtet wurden. Wer schwächelte wurde intensiver untersucht, zum Beispiel auf ein Herzleiden.

Kranke Immigranten wurden in das Hospital auf der Insel überwiesen. Waren sie unheilbar krank, mussten sie das nächste Schiff in die Heimat nehmen. Manche Familien mussten entscheiden, ob sie ihr krankes Kind allein zurückschicken. Doch viele hatten gar keinen Entscheidungsspielraum, weil ihnen das Geld für die Rückfahrt der gesamten Familie fehlte.

Neben der Gesundheit waren die politische Haltung und die wirtschaftliche Selbstständigkeit die beiden weiteren Kriterien, die für die erfolgreiche Einreise entscheidend waren. Jeder Einreisewillige musste sich deshalb einer etwa zweiminütigen Befragung stellen. Darunter Fragen wie "Beabsichtigen Sie, den amerikanischen Präsidenten zu ermorden?", wie man sie heute noch in ähnlich absurder Form aus dem digitalen Einreiseformular der USA kennt. Erst später kamen Pass- und Visumspflicht sowie ein Quotensystem nach Herkunftsländern hinzu.

Bis zu 12.000 Immigranten pro Tag

An manchen Tagen war der Andrang auf Ellis Island so groß, dass jeder Einwanderungsbeamte pro Tag zwischen 400 und 500 Menschen zu befragen hatte. Und so entschied sich das Schicksal ganzer Familien zuweilen innerhalb von wenigen Minuten. Für die einen war Ellis Island die Insel der Hoffnung, für die anderen die Insel der Tränen. Von den rund zwölf Millionen Einwanderern, die von 1892 bis 1954 hier abgefertigt wurden, wurden allerdings nur zwei Prozent abgewiesen. Unter anderem, weil sie Analphabeten oder kriminell waren.

Das Gebäude auf Ellis Island war für eine Gesamtkapazität von ca. 500.000 Immigranten pro Jahr ausgelegt. Zeitweise mussten doppelt so viele abgefertigt werden. Den Rekord hält der 17. April 1907, an dem 11.747 Einwanderer abgefertigt wurden. Bei schlechten Wetterlagen kamen aber auch deutlich weniger. Mitunter dauerte das Einreiseverfahren mehrere Tage, weshalb es auch Schlafsäle gab, in denen Frauen und Männer getrennt untergebracht wurde. Währenddessen konnte man jederzeit aussortiert werden. Manchmal mussten Einreisewillige auch tagelang auf den Schiffen ausharren, bis sie endlich auf die 11,1 Hektar große Insel gelassen wurden. 3.000 Menschen starben auf Ellis Island, nicht selten an Selbstmord. 350 Kinder wurden hier geboren.

Auf den Spuren der Immigranten

Erst wer es durch die Tür mit der Aufschrift "Push to New York" geschafft hat, der ist erfolgreich in die USA eingereist. Etwa vier Millionen Immigranten von Ellis Island blieben langfristig in New York. Mit ihnen konnte die Metropole ihren Bedarf an Arbeitskräften dauerhaft decken. Der Rest der Einwanderer verteilte sich über das Land. Mit Vergünstigungen wurden die neuen Nachbarn, die oft unter ihresgleichen blieben, in die Gebiete der Staaten gelockt, in denen sie dringend gebraucht wurden. Kalifornien bot ihnen beispielsweise vergünstigte Bahntickets an.

Während der Weltkriege diente die Insel als Internierungslager für Kriegsgegner und als Lazarett für verletzte US-Soldaten. Nach dem Zweite Weltkrieg hat die Einwanderungsbehörde ihren Betrieb auf Ellis Island wieder aufgenommen. Die Schließung erfolgte am 12. November 1954, nachdem die Zahl der Einwanderer begrenzt wurde und sich der Betrieb auf der Insel nicht mehr lohnte. Die Zuwanderer die noch kamen, reisten immer häufiger mit dem Flugzeug. Seit 1965 ist die Insel für Besucher zugänglich. Das Ellis Island National Museum of Immigration eröffnete am 10. September 1990 im aufwendig restaurierten Backsteingebäude im Zuckerbäckerstil, das mit seinen vier Türmen wie eine liebliche Festung anmutet.

Wer das ausgesprochen sehenswerte Museum besucht, der folgt demselben Weg, wie ihn Millionen von Einwanderern gegangen sind. So auch die Irin Annie Moore, die als allererste hier am 1. Januar 1892 abgefertigt und später mit einer Bronzestatue auf dem Eiland geehrt wurde. Auf drei Stockwerken informiert das Immigration Museum über die damaligen Einreiseformalitäten und den Einreisablauf. Fotos und Filme dokumentieren die größte Immigrationswelle der Weltgeschichte ebenso eindrucksvoll wie beispielhafte Besitztümer, mit denen die Menschen auf Ellis Island ankamen.

Größte mit Namen beschriftete Mauer der Welt

Bevor die zentrale Sammelstelle für Immigranten eingerichtet wurde, war die Einreise den Bundestaaten überlassen. Bis 1982 gelangten Immigranten mehrere Jahrzehnte lang über Castle Clinton im Battery Park nach New York. Dafür wurde die ehemalige Konzerthalle in ein Lager umgebaut. Sieben Millionen Menschen wurden hier abgefertigt.

Auf der nach Samuel Ellis, einem Vorbesitzer, benannten Insel erinnert die American Immigrant Wall of Honor an jene Menschen, die das Land über die legendäre Einwandererinsel erreicht haben; vorausgesetzt ihre Nachfahren waren bereit 100 Dollar pro Namen zu bezahlen. Sie ist nach eigener Aussage die weltgrößte mit Namen beschriftete Mauer.

Rund 40 Prozent aller lebenden US-Amerikaner haben Vorfahren, die über Ellis Island ins Land gekommen sind. Entsprechend beliebt ist das Museum auch bei Einheimischen. An Computern kann man in der Datenbank recherchieren, die die Namen aller hier abgefertigten Immigranten enthält. Sie ist auch über das Internet abrufbar.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Ellis Island
New York, NY 10004
Vereinigte Staaten von Amerika
Telefon
+1 (21 2) 36 33 20 0
Internet
https://www.nps.gov/elis/

Verkehrsanbindung

Fähre
mit Statue Cruises ab Battery Park (New York) oder Liberty State Park (New Jersey)

Öffnungszeiten

täglich
09:30 - 15:30 Uhr

Eintrittspreise

Besucher
kostenlos (Fähre kostenpflichtig)

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