Englischer Garten
München war die erste Stadt auf dem Kontinent, die einen Garten errichtete, der allen Gesellschaftsschichten offen stand. Zu verdanken haben wir die grüne Lunge der Stadt Sir Benjamin Thompson, der trotz seiner Funktion als bayerischer Kriegsminister seine soziale Ader auslebte. Dem Amerikaner, der später zum Reichsgrafen von Rumford erhoben wurde, gelang es Kurfürst Karl Theodor davon zu überzeugen, die Erholungswirkung der Parkanlage nicht nur den Soldaten des Militärs zugutekommen zu lassen.
Karl Theodor erließ am 13. August 1789 ein entsprechendes Dekret. Keineswegs Zufall, dass der Beschluss ausgerechnet einen Monat nach Ausbruch der Französischen Revolution in Paris gefasst wurde. Eignete sich der Volksgarten doch wunderbar, um die von Frankreich her über den Rhein sich ergießende Sturmflut der Revolution zu besänftigen.
So viele Talente Benjamin Thompson auch hatte, Gärtnern zählte nicht dazu. Mit der Gestaltung des Parks wurde deshalb der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell beauftragt. Er war einer der größten Gartenkünstler seiner Zeit. Zunächst hieß der Volkspark "Theodors Park", doch schnell setzte sich "Englischer Garten" durch. Den Namen erhielt der Park, weil er nicht als akkurat ausgerichteter, minutiös geometrisch gehaltener Barockgarten nach französischem Vorbild, sondern im Stil eines englischen Landschaftsparks angelegt wurde.
Eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt
Im Laufe der Zeit wurde der Englische Garten immer größer. Heute umfasst er eine Fläche von insgesamt 417 Hektar (inkl. Finanz- und Hofgarten sowie Maximiliansanlagen) und ist noch vor dem Central Park in New York und dem Hyde Park in London eine der größten innenstädtischen Parkanlagen der Welt. Die Anlage beginnt mit dem Hofgarten direkt am Odeonsplatz und erstreckt sich von dort entlang des westlichen Isarufers bis zum Föhringer Ring, wo er in die Isarauen übergeht. Der mehrspurige Isarring, der Bogenhausen mit Schwabing verbindet, teilt den Englischen Garten in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Während der Südteil intensiver genutzt wird und zivilisierter daherkommt, wird es mit jedem Schritt gen Norden bewachsener, einsamer und wilder.
Ein populäres Ziel im Englischen Garten ist der Monopteros. Der Rundtempel im griechischen Stil wurde nach einem Entwurf von Leo von Klenze in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Er besteht aus Kelheimer Kalkstein und zählt zehn Säulen. Der Tempel ruht auf einem 15 Meter hohen Backsteinfundament, welches elegant durch einen künstlichen Hügel kaschiert wird. An schneereichen Tagen nutzen die jüngsten Bewohner Münchens den aus Bauschutt der Residenz München aufgeschütteten Hügel zum Rodeln. Der Monopteros selbst misst etwa 16 Meter und bietet einen tollen Blick auf die Silhouette der Stadt, vor allem wenn im Westen die Sonne untergeht.
Auch Kulinarisch einen Besuch wert
Größtes Gewässer im Englischen Garten ist der Kleinhesseloher See mit einer Fläche von rund acht Hektar. Rund um die drei künstlich angelegten Inseln (Königsinsel, Kurfürsteninsel und Regenteninsel) schwimmen Enten und Schwäne. Menschen können sich in dem flachen See nicht erfrischen, jedoch mit Elektro- und Ruderbooten hinausfahren. Das direkt am Wasser gelegene Seehaus lädt zu einer kulinarischen Pause auf gehobenem Niveau. Im Sommer ist besonders der Biergarten reizvoll.
Die Biergärten im Englischen Garten sind ohnehin eine beliebte Anlaufstelle. Einer der bekanntesten und mit 7.000 Plätzen größte in ganz München ist der Biergarten am Chinesischen Turm. Rund um den 25 Meter hohen Holzbau im Stil einer Pagode treffen sich Münchener Lebenskünstlern und Touristen aus aller Welt. In Süden des nördlichen Parkteils und damit etwas abseits der Touristenströme liegt der Biergarten Hirschau. Hierher verschlägt es überwiegend einheimisches Publikum. Beim Auermeister hingegen trifft sich auch gern wieder die Schickeria. Als ehemaliges königliches Jagdwirtshaus geht es hier traditionell etwas vornehmer zu.
Als Alternative zu den ganzen Biergärten empfiehlt sich ein Besuch im Japanischen Teehaus gleich hinter dem Haus der Kunst. Das Teehaus wurde dem Freistaat Bayern anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 geschenkt. Es liegt auf einer kleinen Insel im Schwabinger Bach. Während der Sommermonate kann man hier an jedem zweiten und vierten Wochenende an einer japanischen Teezeremonie teilnehmen.
Paradies für Jogger und Surfer
Das ganze Jahr über hingegen kann man im Englischen Garten Sport treiben. Das 78 Kilometer lange Wegenetz eignet sich hervorragend zum Joggen und Radfahren. Zwölf Kilometer davon sind auch als Reitwege nutzbar. Die 186 Hektar, die auf Wiesen entfallen, bieten beispielsweise Gelegenheit zum Fußballspielen, aber auch für eine entspannte Partie Boule.
Entlang der 8,5 Kilometer Bäche, die sich durch den Park ziehen, sieht man an warmen Sommertagen zwar überwiegend Faulenzer in der Sonne liegen, doch an der Eisbachwelle fühlt man sich ein wenig wie in den Surferparadiesen Kaliforniens. Unmittelbar an der Prinzregentenstraße erzeugt der Eisbach eine umgangssprachlich als "stehende Welle" bezeichnete Stromschnelle, die bei Surfern international bekannt und wegen seiner Gefahren auch berüchtigt ist.