Piccadilly Circus
Der Piccadilly Circus im Londoner West End ist Straßenkreuzung und öffentlicher Platz zugleich. Gleich sechs Hauptverkehrsstraßen treffen hier aufeinander und machen ihn zu einem der verkehrsreichsten Knotenpunkte der Stadt. Wie ein Herzmuskel pumpt die berühmte Kreuzung die Verkehrsströme in den Stadtkörper. Trotzdem zieht der Platz auch die Menschen magisch an. Die Enge und der Trubel nehmen einem spürbar die Luft zum Atmen und vermitteln das wahrhaftige Flair pulsierender Weltstädte. Piccadilly Circus beweist, dass London sich wirklich dazuzählen darf.
Dabei hat der damals bekannteste Architekt John Nash den Platz ursprünglich als "ruhig und würdevoll" geplant. Der Prinzregent, der später König George IV. wurde, wünschte sich eine Prachtstraße, die in St. James's beginnen und bis zum Regent's Park führen sollte. Der 1819 fertiggestellte Piccadilly Circus, als Kreuzung am Zusammenfluss von Piccadilly und Regent Street, war ein Ergebnisses dieses Boulevards. Die Fassaden der Häuser waren konkav gestaltet, so dass sie einen Kreis (circus) ergaben.
Dreh- und Angelpunkt Londons
Es dauerte nicht lange, bis die geschlossene Bebauung des Platzes aufgebrochen wurde. Zum Gedenken an den 7th Earl of Shaftesbury wurde eine große Verbindungsstraße durch die Slums von Soho in den Londoner Norden nach Bloomsbury gebaut. Für die Shaftesbury Avenue mussten zahlreiche Häuser abgerissen werden, auch Blöcke direkt am Piccadilly Circus. So entstand die heutige Kreuzungsfläche, die eher dreieckig ist. Mit der neuen Kreuzung wurde auch der neugebaute London Pavilion eröffnet, weil sein Vorgängerbau der Avenue weihen musste. Danach wurde der Platz noch mehrmals umgestaltet, die alte Bausubstanz dabei fast vollständig entfernt.
Die 1893 eingeweihte Shaftesbury Memorial Fountain, die häufig auch schlicht als Erosbrunnen bezeichnet wird, entstand ebenfalls zum Gedenken an den 7. Grafen von Shaftesbury. Der Brunnen, der mehrmals seinen Standort ändern musste, hat sich schnell zum beliebten Treffpunkt entwickelt. Auf seinen Stufen sitzen heute Touristen und beobachten das Treiben, bevor sie sich über die sternförmig ablaufenden Straßen wieder in das Einkaufs-, Genuss- und Unterhaltungsvergnügen stürzen.
Schneidermeister als Namensgeber
Die Atmosphäre von Piccadilly Circus wird maßgeblich auch durch die Leuchtreklame im Norden bestimmt. Die erste Reklametafel wurde 1900 auf dem Dach des London Pavilion angebracht und warb für das Bier Spaten. Immer mehr Häuser am Platz wollten mit ihren Fassaden Geld verdienen. Seit der Runderneuerung der Kreuzung in den 1980er-Jahren ist Werbung nur noch an dem gewundenen Eckhaus an der Shaftesbury Avenue erlaubt. Die sechs großen Werbeflächen werden zum Teil seit Jahrzehnten von denselben Markenunternehmen genutzt.
Seinen Namen hat Piccadilly Circus, der während der Zeit des British Empire oft als "Mittelpunkt der Welt" bezeichnet wurden, natürlich von der gleichnamigen Straße. Die wiederrum bekam ihren Namen vom im 17. Jahrhundert erfolgreichen Schneidermeister Robert Baker. Dieser stellte modische Halskrausen her, die "picadils". Mit den steifen Krägen verdiente er so viel Geld, dass er sich ein großes Haus in diese Gegend leisten konnte. Seine Neider nannten sein Anwesen spöttisch "Piccadilly Hall".