Madame Tussauds
Wer in London einen Prominenten sehen möchte, der kann sich in den einschlägigen Vierteln auf die Lauer legen, in bei Stars beliebten Restaurants rumlungern oder aber einfach zu Madame Tussauds gehen. In ihrem weltberühmten Wachsfigurenkabinett ist die Promidichte so hoch wie nirgendwo sonst in der Stadt. Eine bunte Schar von Berühmtheiten aus Geschichte und Gegenwart hält hier auch für das tausendste Erinnerungsfoto noch still.
Treffen Sie David Beckham und George Clooney, tätscheln sie Angelina Jolie am Popo, nehmen Sie Haltung an vor Nelson Mandela, bewundern sie die strahlend weißen Zähne von Barack Obama, begegnen Sie Filmgrößen wie Audrey Hepburn, Steven Spielberg und Whoopi Goldberg, Sportlern wie Muhammad Ali und Usain Bolt, Künstlern wie Picasso und Shakespeare, Denkern wie Einstein und Hawking und freuen sie sich auf die köngliche Familie.
Marie Tussaud machte Wachsfiguren bekannt
Bevor das heitere Promigucken jedoch losgehen kann, gilt es Standhaftigkeit zu beweisen. Lang ist die Schlange vor der Kasse, nicht zuletzt deshalb, weil keine Schulklasse die englische Hauptstadt verlassen darf, ohne einmal durch Madame Tussauds spaziert zu sein. Wer den Schock an der Kasse überwunden hat, nachdem er sich eingehend vergewisserte, dass keine Wachsfigur im Preis enthalten ist, kann sich im Schein der Schönen und Reichen sonnen. Die Wachsfiguren sehen so täuschend echt aus, dass Sie nicht der erste wären, der Oma erfolgreich vorgaugelt, tatsächlich eine Tasse Tee mit den Royals getrunken zu haben.
Die Madame, der wir diese Attraktion zu verdanken haben, hieß Marie Tussaud, geborene Grosholtz, und ist 1761 in Straßburg auf die Welt gekommen. Ihr Onkel weihte seine Nichte in das Handwerk der Ceroplastik, also die Wachsbildnerei, ein. Vor der Französischen Revolution arbeitete Madame Tussaud am Hof von Ludwig XVI. in Versailles. Nachdem ihre Wachsfiguren mit Aufbruch der Revolution samt ihrer Arbeit verspottet wurden, erbte sie 1794 eine Figurensammlung von ihrem verstorbenen Onkel.
1802 ging Marie Tussaud zusammen mit ihren beiden Söhnen nach England und wanderte mit ihrer Kollektion durch das Land. 33 Jahre später lies sie sich im Alter von 74 Jahren in der Londoner Baker Street nieder. Nachdem die talentierte Wachsbildnerin 1842 ihr eigenes Abbild als letzte eigenständig hergestellte Figur schuf, übergab sie die Dauerausstellung an ihre Söhne. Zwei Jahre später starb Marie Tussaud mit 89 Jahren.
Eine der Top-Attraktionen in London
In der Geschichte des Wachsfigurenkabinetts forderten zwei große Katastrophen empfindliche Verluste. 1925 verursachte ein elektrischer Kurzschluss einen Brand. Viele Porträtfiguren und historische Gegenstände, wie Napoleons Kutsche, wurden vollständig zerstört. Die meisten Formen ließen sich jedoch retten, so dass viele Figuren nachgegossen werden konnten. Im Zweiten Weltkrieg wurden 5.000 Kopfgussformen durch einen deutschen Luftangriff zerstört. Wie es das Schicksal so wollte, blieb ausgerechnet die Figur des Diktators Adolf Hitler unversehrt. Eine Figur von ihm ist noch heute im Museum zu sehen.
Von wem heute eine Wachsfigur angefertigt wird, der darf sich zurecht geehrt fühlen. Die Wachsbildner nehmen an den Prominenten persönlich maß. Außerdem ist es üblich, dass diese ihre Kopien mit Kleidern aus dem eigenen Kleiderschrank ausstatten. Damit keine Langweile aufkommt, wechseln die Figuren im Kabinett regelmäßig. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich ewige Dauerbrenner.
Heute gibt es neben dem Stammhaus in der Marylebone Road auf der ganzen Welt diverse Filialen von Madame Tussauds. Eigentümer ist mittlerweile ein britischer Unterhaltungskonzern, der auch London Eye und The London Dungeon betreibt. Um möglichst viele Besucher anzulocken, lässt er sich immer wieder Neues einfallen. Um zumindest einem Teil der 2,5 Millionen Besucher pro Jahr aus dem Weg zu gehen, sollten Sie Madame Tussauds nicht während der täglichen Stoßzeit von 12:00 bis 15:00 Uhr besuchen.