Größter mittelalterlicher Marktplatz Europas
Hauptmarkt (Rynek Główny)
Der inmitten der Altstadt gelegene Hauptmarkt ist das Herz Krakaus. Er gehört zweifelsfrei zu den schönsten Plätzen der Welt. Mit seiner Breite und Länge von jeweils 200 Metern gilt er als größter mittelalterlicher Marktplatz in Europa. Er ist Ausgangspunkt für das internationale Touristenpublikum und Treffpunkt der Krakauer. Viele bedeutende Sehenswürdigkeiten der Stadt befinden sich auf oder um den verkehrsberuhigten Hauptmarkt.
Mittelalterlicher Marktplatz von 1257
König Bolesław Wstydliwy ließ den Marktplatz 1257 nach Magdeburgischem Recht abstecken. Die angrenzende Marienkirche und die auf dem Platz gelegene St. Adalbertkirche wurden schon vorher errichtet, weshalb sie sich der akkuraten Bebauung des Hauptmarktes entziehen. Der Name Rynek, aus dem Deutschen für Ring, wurde erstmals um 1300 gebraucht. Er wechselte mehrfach, bis der Platz 1882 im Zuge der Vereinheitlichung der Straßen- und Platzbezeichnungen zum Rynek Główny wurde.
Ursprünglich war der Platz im Besitz der polnischen Herrscher. König Kasimir der Große verzichtete 1358 auf einen Großteil seiner Rechte auf Objekte am Marktplatz und ermöglichte so die öffentliche Nutzung. Der quadratische Platz resultiert aus der schachbrettartigen Anordnung der Straßen in der Krakauer Altstadt. Von jeder Seite des Platzes verlaufen parallel drei Straßen zueinander. Einzige Ausnahme bildet die ulica Grodzka, die in die westliche Ecke des Hauptmarktes mündet. Die ersten gemauerten Gebäude auf und um den Platz entstanden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Während der Renaissance und des Barocks fanden auf dem Marktplatz viele Zeremonien der polnischen Monarchen statt. Auch darüber hinaus war der Hauptmarkt schon immer Schauplatz vieler wichtiger Ereignisse und Feste. So huldigten die Krakauer Bürger 1320 hier dem frisch gekrönten König Ladislaus Ellenlang. Damals wurde Krakau zur Hauptstadt Polens. Fortan zog jeder König am Tag seiner Krönung zu Pferde auf den Hauptmarkt. Jahrhunderte später fand hier der Krakauer Aufstand vom 18. Februar 1846 statt. Auf dem zentralen Marktplatz Krakaus wurden auch viele Todesurteile vollstreckt.
Jahrhundertelang Heimat der Händler
Die dichte Bebauung des Hauptmarktes, zu der neben mehreren Brunnen, der Hauptwache, einem Kornspeicher, vielen chaotisch angeordneten Krämerläden aus Holz und zwei städtischen Waagen auch das alte Krakauer Rathaus gehörte, das den heute so großzügigen Platz noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkleinerte, wurde ab 1820 entfernt.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde an Markttagen noch reger Handel auf gewissen Abschnitten des Marktes betrieben. So erstreckte sich von der ulica Floriańska bis zur ulica świętego Jana der Geflügelmarkt. Mit Mehl und Öl wurde zwischen plac Szczepański und ulica Szewska gehandelt. An der Einmündung der ulica Sławkowska befand sich der Salzmarkt. Blei wurde an der Einmündung der ulica Bracka verkauft und Kohle wurde zu Beginn der ulica Wiślna umgeschlagen. Außerdem gab es einen Markt für Brot, einen für Fisch und Krebse sowie Stände für Bäcker, Schuhmacher, Seilmacher, Tischler und Töpfer.
Während der deutschen Besatzung Polens wurde der Hauptmarkt in Adolf-Hitler-Markt umbenannt. Nach der Befreiung von Krakau am 18. Januar 1945 erhielt der Platz, wie allen anderen umbenannten Plätze und Straßen, seinen Namen zurück.
Geziert von bekannten Bauwerken
Geteilt wird der Hauptmarkt seit Jahrhunderten von den formvollendeten Tuchhallen, die in der Mitte des Platzes stehen. Auf der Ostseite geht der Hauptmarkt nahtlos in den Marienplatz über, auf dem sich mit der Marienkirche Krakaus bekanntestes Gotteshaus befindet. Gleich daneben, durch die Bebauung um den Marktplatz etwas versteckt, steht die St. Barbarakirche. Unmittelbar an sie grenzt ein Jesuitenkloster.
Auf der Ostseite des Platzes steht vor den historischen Tuchhallen das Adam-Mickiewicz-Denkmal. An seinem Standort haben früher die jüdischen Händler ihre Waren feilgeboten. In der südöstlichen Ecke befindet sich die St. Adalbertkirche, die älteste Kirche von Krakau. Im Südwesten des Hauptmarktes steht mit dem Rathausturm ein letzter Überrest des alten Krakauer Rathauses. Unmittelbar zu Fuße des Rathausturms lassen sich Touristen gern mit einem überdimensionierten, liegenden Kopf fotografieren. Es handelt sich um die Bronzestatue "Eros Bendato" vom polnischen Bildhauer Igor Mitoraj.
Die mehr als 40 Adelspalästen und Bürgerhäuser rund um den Hauptmarkt vereinen eindrucksvolle Architektur aus mehreren Jahrhunderten und beherbergen viel Sehenswertes. Es ist kaum zu glauben, dass die renovierten Häuser und Palais zwischen 500 und 600 Jahre alt sind. Viele Fassaden sind sehr schmal, einige haben nur zwei Fenster. Das liegt daran, dass früher die Anzahl der zum Platz hinausgehenden Fenster die Höhe der Steuern bestimmte, die die Hauseigentümer zahlen mussten.
"Salon der Stadt"
Mit dem Hauptmarkt sind viele Legenden verbunden. Eine erzählt, dass sich Prinz Probus Gold von einer Hexe lieh und dieses später nicht wie vereinbart zurückgab. Aus Rache verzauberte sie alle seine Ritter in Tauben, die heute den Hauptmarkt bevölkern. Die Tauben prägen gemeinsam mit den fröhlichen Blumenfrauen, den auf Touristen wartenden Pferdekutschen und den verschiedenen Straßenkünstlern die geliebte Atmosphäre des Platzes.
Auf dem Hauptmarkt trift sich ganz Krakau, besonders, wenn eins der vielen Feste gefeiert wird. Für viele Krakauer ist ein Tag ohne wenigstens einen kurzen Besuch auf dem "Salon der Stadt", wie sie den Hauptmarkt auch nennen, ein verlorener Tag. Es gibt nichts schöneres, als im Sommer vor einem der vielen Cafés und Restaurants zu sitzen und das südländische Flair auf sich wirken zu lassen. Doch nicht nur auf dem Platz tobt das Leben. Der Untergrund der gesamten Altstadt verbirgt zahlreiche Kellergewölbe, in denen Bars, Cafés, Clubs, Kneipen und Restaurants zu Hause sind.
Neuste Attraktion ist das Museum Podziemia Rynku (Unterirdischer Marktplatz), das seit Mitte 2010 in den mittelalterlichen Untergrund des Hauptmarktes einlädt. Verglaste Wege führen die Besucher zu Gräbern eines ehemaligen Friedhofs und zu Fundamenten alter Handelshäuser. Archäologen haben diesen sensationellen Fund gemacht, als sie die Erneuerung des Platzes in den vergangenen Jahren zum Anlass archäologischer Erkundungen nahmen.