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Marienkirche (Kościół Mariacki)

Die zweitürmige Marienkirche gehört zu den Wahrzeichen Krakaus. Die römisch-katholische Basilika steht auf dem Marienplatz, der sich im Nordosten nahtlos an den Hauptmarkt anschließt. Mit ihrer Architektur, ihrer Geschichte und den wertvollen Kunstschätzen gehört die Marienkirche zu den bedeutsamsten und schönsten gotischen Kirchen Krakaus.

Die Marienkirche, die zugleich Pfarrkirche ist, wurde am Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts auf dem Fundament einer romanischen Kirche errichtet. Das Gotteshaus wurde von Krakauer Bürgern gestiftet.

Türme und Trompetensignal

Die charakteristischen Türme der Marienkirche, die hin zum Hauptmarkt erbaut sind, sind unterschiedlich hoch. Der nördliche Turm ragt 81 Meter in den Himmel, der südliche Turm misst 69 Meter. Der größerer der beiden wird Marienturm (pl. Wieża Mariacka) genannt. Einer Sage nach sollen zwei Brüder jeweils einen Turm in Konkurrenz errichtet haben. Während der ältere Bruder mit seiner Arbeit bereits fertig war, baute der jüngere noch an seinem Turm. Voller Eifersucht auf den größeren und schöneren Turm des Bruders erstach er ihn mit einem Messer, das noch heute in den Tuchhallen zu sehen sein soll.

Der 81 Meter hohe Nordturm gehört der Stadt Krakau. Von der Bläserstube in etwa 54 Metern Höhe erklingt stündlich das traditionelle Trompetensignal "Hejnał". Hejnał bedeutet auf Ungarisch "Dämmerung" bzw. "Morgengrauen", was auf die Herkunft der geheimnisvollen Melodie hindeuten könnte, von der weder Komponist noch Kompositionsdatum bekannt sind.

Wahrscheinlich wurde das Signal in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, während der Regierungszeit von König Ludwig von Ungarn oder seiner Tochter Hedwig, eingeführt. Der Übersetzung nach war es ursprünglich ein Weckruf, der bei Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang die Öffnung und Schließung der Stadttore signalisierte. Er war ebenfalls wichtiges Warnsignal vor Angriff und Feuer. Brände gehörten zur größten Gefahr der damaligen Zeit, weswegen die festangestellten Trompeter noch heute der Feuerwehr unterstellt sind.

Legende zum abgebrochenen Hejnał

Das Trompetensignal wurde erstmals 1392 urkundlich in den Stadtbüchern Krakaus erwähnt. Es bleibt jedoch ungewiss, wann die Trompeter begannen das Signal stündliche in alle vier Himmelrichtungen (nach Süden für den König, nach Westen für den Bürgermeister, nach Norden für die Gäste der Stadt und nach Osten zum Hauptquartier der Feuerwehr) zu blasen. Bekannt ist jedoch, dass der Brauch im 18. Jahrhundert zwischenzeitlich wegen leerer Stadtkassen eingestellt wurde. Im Jahre 1810 wurde die alte Tradition jedoch wieder aufgenommen und wird bis heute von nur wenigen Unterbrechungen fortgeführt.

Der Legende nach wurde der damalige Turmbläser bei der Tatareninvasion von 1241 von einem Tatarenpfeil getötet, während er das Alarmsignal spielte. Deshalb bricht die Melodie zu Ehren des Getöteten heute auf ihrem Höhepunkt unvermittelt ab. Während die Kehle des Trompeters durchbohrt wurde, konnte die Stadt dank seiner Warnung gerettet werden.

Seit dem 16. April 1927 wird der Krakauer Hejnał täglich zur Mittagsstunde vom Sender Radio Kraków übertragen. Mit lediglich einer kurzen Unterbrechung während der hitlerdeutschen Besatzung, ist die Übertragung die älteste ständige Musiksendung der Welt. Selbst die BBC hatte Interesse an der Melodie und bot an, das Signal über das britische Radio zu übertragen. Voraussetzung war jedoch, dass es in die Hauptstadt Warschau verlegt werden müsste. Ein Vorschlag, dem die stolzen Krakauer unmöglich zustimmen konnten. Hätten sie dadurch doch ihre Seele verkauft.

Kirche voller Kunstschätze

Der Marienturm ist gegen geringen Eintritt über 239 Treppenstufen zu erklimmen. Wer sie bezwingt, darf einen grandiosen Panoramablick über den Hauptmarkt und die ganze Stadt genießen. Der Turm ist für Besucher nur im Sommer an jeweils drei Tagen in der Woche geöffnet. Besucher werden alle 20 Minuten in kleinen Gruppen von maximal zehn Personen hochgeführt.

Der dunkle Innenraum der Kirche, den Gottesdienstbesucher durch das barocke Portal von Francesco Placidi und Schaulustige nach Entrichtung des Eintrittsgeldes über den Seiteneingang betreten, ist Heimat zahlreicher Kunstschätze. Prachtvoll sind die von Blau und Gold dominierten Polychromien aus dem 19. Jahrhundert.

Jan Matejko, bedeutender polnischer Maler, geboren und gestorben in Krakau, zeigt in seinen herausragenden Wandmalereien unter anderem Engelsgestalten, die verschiedene Musikinstrumente spielen sowie Wappen der Bischöfe, Könige und der Zünfte. Sehenswert sind auch die nach Bildern von Matejko gefertigten Glasmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Die Kirchenfester gehören zu den ältesten von Polen und wurden später um neue Fenster von Stanisław Wyspiański und Józef Mehoffer ergänzt.

Krakauer Hochaltar von Veit Stoß

Der bekannteste und wertvollste Kunstschatz der Marienkirche ist jedoch der vom Nürnberger Veit Stoß (pl. Wit Stwosz) errichtete Krakauer Hochaltar. Er ersetzte den ersten Hochaltar der Kirche, der 1422 zusammen mit dem Innenraum zerstört wurde, als das Gewölbe der Marienkirche über dem Chor zusammenbrach. Stoß erhielt 2.808 Gulden, was damals dem gesamten Jahresetat der Stadt Krakau entsprach, die jedoch von der Bürgerschaft und somit nicht aus Steuermitteln erbracht wurden.

In zwölf Jahren, mit einigen Unterbrechungen für andere Arbeiten, erschuf Stoß von 1477 bis 1489 den aus Eichenholz gefertigten Flügelaltar. In Anbetracht der langen Bauzeit und der Tatsache, dass Stoß mit den Mitteln auch eine Werkstatt mit Mitarbeitern unterhalten musste, scheint der Betrag recht gering. Der spätgotische Bildhauer hat deshalb weitestgehend eigenhändig am Krakauer Hochaltar gearbeitet.

Der Hochaltar der Marienkirche ist mit dreizehn Metern Höhe und elf Metern Breite der größte gotische Altar der Welt und beherrscht den Chorraum der Basilika. Der Wandaltar verfügt über zwei feststehende Außenflügel und zwei bewegliche Innenflügel, die einen Wechsel zwischen einer Werktags- und einer Feiertagsseite ermöglichen. Sowohl die Außenflügel als auch die Vorder- und Rückseiten der Innenflügel sind mit Reliefs versehen.

Der Hauptschrein ist mit bis zu 2,85 Meter hohen Figuren aus Lindenholz ausgestattet, die das Entschlafen Mariens inmitten der zwölf Apostel darstellen. Die Schreinfiguren wurden nur aus ganzen Holzstämmen geschnitzt. Da ein Lindenbaum mindestens 500 Jahre wachsen muss um einen für die Figuren entsprechenden Stammdurchmesser zu erreichen, kann davon ausgegangen werden, dass das verwendete Holz mittlerweile über 1.000 Jahre alt ist.

Zentrale Themen des Flügelaltars sind Tod, Himmelfahrt und Krönung Mariens. Umrahmt wird es von Geschichten und Motiven aus dem Leben von Jesus und Maria. Veit Stoß arbeitete sehr detailgetreu. So modellierte er die Apostelfiguren im Hauptbild des Hochaltars mit gekräuselten Bärten, geschwollenen Venen an den Füßen, von Arthritis deformierten Händen, einer Warze auf der Wölbung einer Nase und glatzköpfigen Schädeln. In die religiösen Motive der Reliefs arbeitete der Künstler die materielle Kultur Polens gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein. So finden sich dort Kopfbedeckungen, Haushaltsutensilien, Schuhe, Umhänge und Waffen, die exakt so aussehen, wie man sie damals in den Häusern und Straßen von Krakau vorfand. Stoß sehr expressiver Stil mit enormer Ausdruckskraft gilt noch heute als einmalig.

Im Zweiten Weltkrieg haben die deutschen Besatzer den Kunstschatz nach Deutschland verschleppt, wo er unter der Nürnberger Burg eingelagert wurde, um ihn vor den Kriegsbomben zu schützen. Später sollte er im geplanten Führermuseum in Linz als Beutekunst zu bestaunen sein. Doch dazu kam es nie. Nach Kriegsende wurde er der Stadt Krakau zurückgegeben, wo er zunächst konservatorisch behandelt und auf Beschluss der kommunistischen Behörden im Wawel ausgestellt wurde. 1957 brachte man den Hochaltar zurück an seinen ursprünglichen Platz in der Marienkirche.

Der Hochaltar der Krakauer Marienkirche wird täglich um 11:50 Uhr in einer kleinen aber beeindruckenden Zeremonie geöffnet. Um 18:00 Uhr werden die Flügel des Holzaltars wieder geschlossen.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
pl. Mariacki
31-042 Kraków
Polen
Internet
http://www.mariacki.com

Öffnungszeiten

Montag - Samstag
11:30 - 18:00 Uhr
Sonntag, Feiertag
14:00 - 18:00 Uhr

Eintrittspreise

Kinder und Jugendliche
5,00 Złoty
Erwachsene
10,00 Złoty
Ermäßigte
5,00 Złoty

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