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Apotheke "Zum Adler" (Apteka "Pod Orłem")

Als 1941 im Bezirk Podgórze das Krakauer Ghetto errichtet wurde, lag die Apotheke "Zum Adler" von Tadeusz Pankiewicz plötzlich mittendrin. Am damaligen Zgody-Platz, dem heutigen Platz der Helden des Ghettos. Alle nichtjüdischen Bewohner mussten das Areal verlassen. Auch Pankiewicz sollte mit seiner Apotheke umziehen, doch er wollte nicht. Nachdem er den deutschen Besatzern bewies, dass er arischer Abstammung war, sich dazu verpflichtete nur arische Angestellte zu beschäftigen und schriftlich zusicherte, dass er und seine Mitarbeiter mit den Juden ausschließlich über medizinische Angelegenheiten reden würden, durfte er mit seiner Apotheke bleiben.

Es kostete Pankiewicz immer wieder einiges an Überredungskunst und auch Geld, um den Verbleib der einzigen Apotheke im Ghetto sicherzustellen. Die Genehmigung hierfür war nämlich immer nur zeitlich befristet. Pankiewicz war der einzige Arier im Ghetto, der einzige Christ. Weil er den Zgody-Platz stets im Blick hatte, wurde er Zeuge der Gräueltaten, die die Deutschen auf dem unter anderem für Apelle, Exekutionen und Umschläge genutzten Platz verübten.

Pankiewicz half Ghettobewohnern wo es ging

Obwohl strengsten verboten und deshalb lebensgefährlich machte Pankiewicz seine Apotheke von Beginn an zum Treffpunkt des Ghettos. Nicht nur für die Kranken, sondern zum Beispiel auch für die kulturelle Elite des jüdischen Wohnbezirks. Der Krakauer Dichter Mordechaj Gebirtig beispielsweise hielt sich oft in der Apotheke auf. Insbesondere am Abend und in der Nacht diskutierte und feierte man hier. Künstler konnten hier im Schutze der Dunkelheit kreativ sein.

Seit der ersten Stunde unterstütze Tadeusz Pankiewicz gemeinsam mit seinen drei Mitarbeiterinnen die Ghettobewohner. Auf deutschen Befehl musste seine Apotheke rund um die Uhr geöffnet haben. Meist übernahm Pankiewicz die Nachtschicht. Sie halfen nicht nur medizinisch, sondern hielten für einige Bewohner auch berufliche und soziale Kontakte mit der Außenwelt aufrecht. Pankiewicz besorgte gefälschte Dokumente wie Pässe, schmuggelte Wertgegenstände, überbrachte Nachrichten, verteilte Lebensmittel und spendete Trost. Auch wer es sich nicht leisten konnte, wurde vom Apotheker versorgt.

Als die Massendeportationen begannen, versteckte Pankiewicz in der Ghettoapotheke Jude, darunter viele Kinder. So rettete er einigen das Leben. Dennoch sah sich der bescheidene Pharmazeut nie als Helden. Er und seine Angestellten haben nur ihre Pflicht getan und geholfen. Bis zuletzt sprachen Überlebende des Krakauer Ghettos mit großer Dankbarkeit und großem Respekt von Tadeusz Pankiewicz, der 1983 zum Gerechten unter den Völkern ernannt wurde. Seine Kriegserinnerungen beschrieb er in dem Buch "Die Apotheke im Krakauer Ghetto", dessen Erstausgabe 1947 erschien.

Museum in ehemaliger Apotheke

Gegründet wurde die Apotheke "Zum Adler" in dem Eckgebäude mit der Nummer 18 im Jahre 1909 von seinem Vater. Ab 1930, nach seinem Studium der Pharmazie an der Jagiellonen-Universität, arbeitete Tadeusz Pankiewicz mit im väterlichen Betrieb. 1934 übernahm er die Leitung der Apotheke. Auch nach der Liquidierung des Ghettos und nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete und half er dort. Er fütterte Flüchtlinge durch und half Juden bei der Rückkehr aus dem Exil. Außerdem sagte er in der Nachkriegszeit in verschiedenen NS-Prozessen aus.

1951 wurde seine Apotheke in der Volksrepublik Polen verstaatlicht. Nachdem sie 1967 einige Häuser weiter in neue Räumlichkeiten umzog, befand sich eine Bar in dem Eckgebäude. 1981 wurde diese geschlossen um in den historisch bedeutenden Räumen ein Museum zu eröffnen. Seine Türen wurden am 22. April 1983 geöffnet.

Seit 2003 ist es eine Außenstelle des Historischen Museums der Stadt Krakau. Mit Spenden der Filmemacher Roman Polański (lebte als Kind selbst im Krakauer Ghetto) und Steven Spielberg (drehte in Krakau "Schindlers Liste*") konnte es umgestaltet und modernisiert werden. Seit dem 70. Jahrestag der Liquidierung des Ghettos gibt es eine neue Dauerausstellung die sich mit Pankiewicz und seiner Apotheke, dem Ghetto und der Vernichtung der Krakauer Juden beschäftigt.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
pl. Bohaterów Getta 18
30-547 Kraków
Polen
Telefon
+48 (12) 65 65 62 5
E-Mail
apteka@mhk.pl
Internet
http://www.mhk.pl/oddzialy/apteka-pod-orlem

Verkehrsanbindung

Tram
Plac Bohaterów Getta

Öffnungszeiten

Montag
10:00 - 14:00 Uhr
Dienstag - Sonntag
09:00 - 17:00 Uhr

Eintrittspreise

Regulär
10,00 Złoty
Ermäßigt
8,00 Złoty
Familien
20,00 Złoty

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