Schloss Amalienborg (Amalienborg Slot)
Schloss Amalienborg ist als städtische Residenz der dänischen Monarchen offizieller Wohnsitz der Königin bzw. des Königs. Eigentlich handelt es sich bei dem Schloss um ein Ensemble aus vier einzelnen Palais, die um den Amalienborger Schlossplatz (dän. Amalienborg Slotsplads) angeordnet sind. Den Mittelpunkt des achteckigen Platzes bildet das Reiterstandbild Frederiks V., dem Initiator der Palaisanlage.
Frederik III. lies hier von 1669 bis 1673 ein Lustschloss für Sophie Amalie von Braunschweig-Lüneburg erbauen, das nach ihrem zweiten Vornamen benannt wurde. Als es am 19. April 1689 zu einem folgeschweren Brand in einem benachbarten Theater kam, brannte auch Schloss Amalienborg nieder. 171 Menschen mussten ihr Leben lassen. Nach dem verheerenden Feuer lag das innerhalb der Stadtmauern gelegene Areal mehrere Jahre brach. Frederik IV. lies lediglich einen Garten anlegen und einen Pavillon aufstellen.
Vom Adelspalais zur royalen Residenz
Erst Frederik V. entschloss sich anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Hauses Oldenburg das Gelände neu zu bebauen. Er plante mit dem nach ihm benannten Frederikstaden ein barockes Stadtviertel nach französischem Vorbild. Mittelpunkt des repräsentativen Prachtviertels sollte eben jener Platz mit umgebenen Adelspalais sein, den wir heute hier vorfinden. Dass die Palais wenig später zur royalen Residenz aufsteigen würden, konnte damals noch niemand ahnen.
Da der damalige König zwar kühne Ideen aber kein Geld für deren Umsetzung hatte, verschenkte er die Baugrundstücke an vier Adelige. Sie verpflichteten sich dazu, die Palais exakt nach den Plänen von Nicolai Eigtved zu errichteten, der als Hofbaumeister mit dem Projekt Frederikstaden beauftragt wurde. Zusätzlich zum Baugrund wurde den Bauherren 40 Jahre Steuererlass zugesichert. Zu Ehren der Adelsfamilien wurden die Prunkbauten nach ihnen benannt und heißen heute noch immer Brockdorff, Levetzau, Moltke und Schack.
Schönste Rokokogebäude Europas
Alle vier Palais bestehen aus einem quaderförmigen Mittelbau mit angewinkelten Seitenflügeln und verschiedenen Nebengebäuden, in welchen sich ursprünglich die Wirtschaftsräume befanden. Äußerlich sehen die Häuser nahezu identisch aus. Ihre mit kolossalen Pilastern und Säulen geschmückten Fassaden machen die Palais zu den schönsten Rokokogebäuden in Europa. Sie werden allgemein als Höhepunkt des dänischen Barock angesehen. Auch die Raumaufteilung war ursprünglich bei allen vier Bauwerken gleich. Im Laufe der Zeit wurde sie jedoch den Bedürfnissen der wechselnden Bewohner und Nutzer angepasst. Hinter den Palais befinden sich winkelförmige Gärten, die ursprünglich im französischen Stil angelegt waren.
Ein schwerer Brand zerstörte 1794 das Stadtschloss Christiansborg, so dass König Christian VII. gezwungen war, eine neue Behausung für sich und seine Familie zu suchen. Die Adelspaläste waren das modernste, was Kopenhagen seinerzeit zu bieten hatten. Familie Moltke, die große Besitzungen auf der Insel Fünen besaß, überlies dem Monarchen ihr Palais als temporären Wohnsitz. Später einigte sich das Königshaus mit den Moltkes und den Schacks und erwarb ihre Immobilien.
Eine Rückkehr nach Christiansborg war somit ausgeschlossen und wurde auch nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Noch heute sind die beiden ersten vom König erworbenen Stadthäuser am klassizistischen Torbau zu erkennen, der nicht nur als repräsentative Durchfahrt zur Amaliegade, sondern auch als Verbindung zwischen beiden Palais fungiert. Mit dem Kauf von Palais Brockdorff und Palais Levetzau gingen schließlich auch die letzten beiden Häuser in den Besitz des Königshauses über.
Gästehaus, Museum und Residenz
Im ostwestlich gelegenen Palais Schack (auch Palais Christian IX. genannt) residieren heute Königin bzw. König samt Gattin bzw. Gatten. Es wird jedoch meist nur im Winter bewohnt. Um festzustellen, ob sich die Würdenträgerin bzw. der Würdenträger im Haus befindet, muss niemand die Klingel betätigen. Die königliche Standarte gibt darüber verlässlich und weithin sichtbar Auskunft.
Tipp: Wachwechsel der Königlichen Leibgarde
Jeden Mittag um 11:30 Uhr marschiert die Königliche Leibgarde von Schloss Rosenborg durch die Stadt zum Schloss Amalienborg, wo um Punkt 12:00 Uhr einer der touristischen Höhepunkte Kopenhagens stattfindet. Befindet sich die amtierende Königin bzw. der amtierende König im Schloss, ist die Wachablöse besonders prunkvoll. Beim Königswachwechsel gesellt sich zur großen Schar der im Stechschritt marschierenden Wachsoldaten ein imposanter Musikkorps. Ist Königin bzw. König selbst nicht anwesend, aber mindestens ein anderes Mitglieder der engsten Königsfamilie, findet der Leutnantwachwechsel statt. Hieran nehmen zwar weniger Soldaten aber immer noch eine Musikkapelle teil. Verweilt kein royales Haupt in den Gemächern des Schlosses, dann findet ein bescheidener Palaiswachwechsel statt, der ohne musikalische Begleitung auskommen muss. Nach der Prozedur geht es für die abgelösten Wachen zurück nach Rosenborg.Das nordöstlich gelegene Palais Brockdorff (auch Palais Frederik VIII. genannt) ist die offizielle Kopenhagener Residenz der Thronfolgerin bzw. des Thronfolgers und ihrer bzw. seiner Familie. Im nordwestlich gelegenen Palais Levetzau (auch Palais Christian VIII. genannt) befindet sich das Museum Amalienborg, indem man mehr über die Geschichte des dänischen Königshauses erfahren kann. Auch das südwestliche Palais Moltke (auch Palais Christian VII. genannt) ist der Öffentlichkeit zumindest zweitweise zugänglich. Im Sommer werden Führungen durch die prachtvollen Räumlichkeiten angeboten. Ansonsten dient das Haus zur Beherbergung von Gästen.
Eigtved plante Frederikstaden so, dass vom Amalienborger Schlossplatz sowohl eine Sichtachse zum nahegelegenen Hafenbecken als auch zur wenigen Meter entfernten Marmorkirche entstand. Die auf der anderen Seite des Hafenbeckens gelegene Oper von Kopenhagen wurde so errichtete, dass sie ebenfalls in die Sichtachse fällt. Blickt man von hier aus auf Amalienborg, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das Gotteshaus mit seiner imposanten Kuppel zum Schloss gehört und die Palais lediglich Seitenflügel bzw. Nebengebäude sind.