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Heinrich-Böll-Platz

Der mit roten Steinen gepflasterte Heinrich-Böll-Platz liegt im Zentrum Kölns, umgeben von Hohenzollernbrücke und Hauptbahnhof, Kölner Dom, Museum Ludwig und Rheingarten. Wo einst eine Kirche stand, die Bomben des Zweiten Weltkriegs wüteten und Busse ihren Bahnhof anfuhren, entstand von 1982 bis 1986 zeitgleich mit dem Bau des Museums Ludwig der Heinrich-Böll-Platz. Für seine Gestaltung zeichnet sich der israelischen Künstler Prof. Dani Karavan verantwortlich, der zugleich eine international bekannte Rauminstallation schuf.

Dominiert vom Kunstwerk "Ma'alot"

Karavan selbst bezeichnet sein Kunstwerk mit dem Namen "Ma'alot" als "Environment aus Granit, Gusseisen, Ziegelsteinen, Eisen und Schienen, Gras und Bäumen". Das hebräische Wort Ma'alot bezieht sich auf die Psalmen 120 bis 134, die als "Stufenlieder" bekannt sind und zum überwiegenden Teil den Königen David und Salomon zugeschrieben werden. In der israelischen Hauptstadt Jerusalem werden diese Psalmen während des traditionellen Wasserschöpffestes gesungen, bei dem die Priester mit den Wasserkrügen von der Quelle her die Stufen zum Tempel hinaufsteigen. Wie selbstverständlich verbindet Prof. Dani Karavan die gegensätzlichen Materialien und demonstriert dadurch die Extreme, zwischen denen jüdisches Leben in Deutschland stattfand.

Akazien- und Ahornbäume, denen im Judentum eine besondere Bedeutung zukommt, gehören genauso zum Kunstwerk wie zwei Eisenbahnschienen, die das Environment schneiden. Eine der Schienen verläuft von Richtung des Doms parallel zu den Schienen der Hohenzollernbrücke und endet vor der stufenförmigen Granitskulptur in der nordöstlichen Ecke des Platzes. Am 21. Oktober 1941 begann die Deportation der Kölner Juden, die mit Zügen in die Vernichtungslager des Ostens gebracht wurden. Bringt man diese grausame Erinnerung in Kontext mit der Installation, drängt sich beispielsweise die Deutung eines Schornsteins auf, den der Turm darstellen könnte. Ein Schornstein, wie er dort nötig war, wo tote Menschen verbrannt wurden.

Wer das Kunstwerk, das mit dem Heinrich-Böll-Platz verbunden ist, verstehen will, der muss sich darauf einlassen. Karavan erzählt damit keine Geschichte und er drängt keinem Besucher vorgegebene Zusammenhänge auf. Vielmehr will er dazu inspirieren, sich aktiv auf die Verbindung von Kunst und Leben, von Gegenwart und Vergangenheit, von Bedrückendem und Befreiendem einzulassen.

Dach der Kölner Philharmonie

Der Heinrich-Böll-Platz ist das Dach der Kölner Philharmonie und leidet damit unter einem ganz besonderen Schicksal. Weil jede Bewegung auf der Oberfläche des Platzes die Akustik beeinträchtigt, wird die Platzmitte für die Proben und Konzerte der Philharmoniker gesperrt. Ordner wachen darüber, dass weder Fußgänger, Radfahrer noch Skater das Zentrum des Platzes betreten. Jeder muss diesen auf Zehenspritzen umgehen. Verantwortlich für dieses skurrile Platzgebaren ist das Pflaster, das nicht genügend Schallschutz bietet. Eine Sanierung würde weitere Millionen kosten und ist auch aufgrund des künstlerischen Aspekts problematisch.

Der Platz wurde dem in Köln geborenen Schriftsteller Heinrich Böll gewidmet, der das Flanieren auf den Freiflächen der Stadt genoss und sich Zeit seines Lebens gegen die sinnlose Bebauung seiner Heimatstadt wehrte. Was wohl der Literaturnobelpreisträger, der ein kritischer Kommentator seiner Zeit war, zu dem nach ihm benannten Platz gesagt hätte?

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Kontakt

Adresse
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Deutschland

Verkehrsanbindung

Bahnhof
Köln Hauptbahnhof
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Dom/Hauptbahnhof

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