Kölle Alaaf
Köln ist Hochburg des Karnevals
Wer vom Karneval spricht, der spricht oft von Köln. Mit keiner anderen deutschen Stadt ist der Karneval so sehr verwurzelt wie mit der Domstadt am Rhein. Und nicht nur die Kölner feiern Fastelovend, wie der Karneval in der Kölner Mundart genannt wird, sondern auch zahlreiche Gäste. Viele Kölner behaupten sogar, wer noch nie in Köln Karneval gefeiert hat, der hat noch nie Karneval gefeiert. Und somit ist die fünfte Jahreszeit auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Rheinmetropole. Von den tausenden Gästen, die extra für das Narrenfest nach Köln reisen, profitiert insbesondere das Gastgewerbe.
Die Saison des Kölner Karnevals beginnt seit 1949 traditionell am "Elften im Elften" um "Elf Uhr Elf" (11. November um 11:11 Uhr). Der populäre Auftakt wird auf dem Heumarkt zelebriert, wo zahlreiche Jecken schon am Vormittag dem Frohsinn frönen. Auf der Bühne am Heumarkt tritt auf, was in der Kölner Karnevalsszene Rang und Namen hat. Am Abend wird in den Kölner Kneipen ausgelassen weitergefeiert.
Nach der ruhigen Advents- und Weihnachtszeit beginnen nach Neujahr die ersten Veranstaltungen. Neben Bällen sind es die Karnevalssitzungen, die Narren locken. In der Session finden unzählige Sitzungen statt, die die Gäste mit humorigen Büttenreden, Musik und Tanz unterhalten. Mindestens eine Sitzung muss jeder Karnevalist besuchen. Durch die Sitzungen definiert sich das gesellschaftliche Leben in Köln. Sie sind wichtiger Bezugs- und Treffpunkt.
Wer die Karnevalssitzungen der alteingesessenen Karnevalsvereine aus Angst vor verstaubter Spießigkeit und überholten Zeremonien meiden möchte, an den richtet sich die Stunksitzung. Diese möchte sich als studentische Alternative zum klassischen Sitzungskarneval von den offiziellen Prunksitzungen abgrenzen und nimmt diesen deshalb ordentlich auf die Schippe. Neben der mittlerweile etablierten Stunksitzung erfreuen sich auch die ähnlich unkonventionellen Sitzungen der Lesben und Schwulen großer Beliebtheit.
Das kölsche Liedgut ist geprägt vom Karneval. Doch es wird nicht nur während der närrischen Tage gespielt. Die Kölner Karnevalslieder werden ganzjährig zu verschiedensten Anlässen gehört. Das breite Repertoire von national bekannten Gassenhauern bis hin zu alten Volksliedern wird mit modernen Hits gepaart, die durchaus auch leise Töne umfassen. Für Stimmung jedoch sorgt jedes kölnische Lied. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bläck Fööss, die Brings, die Höhner, die Räuber und die Paveier als die bekanntesten und beliebtesten Bands der Stadt während der Session mehrere Auftritte an einem Abend haben. Wenn die Kölner ihre Karnevalshits schmettern, dann wird deutlich, dass sie Karneval nicht nur feiern, sondern leben.
Am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Weiberfastnacht bzw. Wieverfastelovend, endet der Sitzungskarneval und der Straßenkarneval beginnt. Eröffnet wird dieser erneut um 11:11 Uhr indem der Schlüssel des Rathauses vom Oberbürgermeister an das Kölner Dreigestirn, die obersten Repräsentanten des Kölner Karnevals, übergeben wird. Von nun an regieren bis zum Aschermittwoch Prinz, Bauer und Jungfrau die Narrenhochburg und feiern gemeinsam mit dem verkleideten Volk in den Kneipen und auf den Straßen Kölns. Schauplatz dieses Spektakels ist der Alter Markt. Viele Kölner Geschäfte, Organisationen und Unternehmen bleiben an diesem Donnerstag geschlossen oder schließen früher.
Generell gehört der Donnerstag den Frauen, darum auch der Name Weiberfastnacht. Zum Brauch gehört es, dass die Damen den Herren die Krawatte abschneiden. Dafür werden die Männer mit einem Bützchen (Küsschen) beschenkt. Bei den Kindern versuchen die Mädchen die Gesichter der Jungen zu bemalen. Diese wehren sich jedoch vehement, zumal sie das belohnende Bützje kaum lockt.
Am Karnevalsfreitag findet neben diversen Sitzungen der Sternmarsch der Kölner Veedelsvereine statt. Die Veedelsgruppen ziehen aus ihren Stadtteilen zum Alter Markt wo gemeinsam kräftig gefeiert wird. Auch hier sind Besucher natürlich erwünscht.
Am Karnevalssonntag findet dann der Kölner Schull- un Veedelszöch statt. Organsiert in Fuß- und Wagengruppen ziehen die Kölner selbst durch ihre Stadt. Eine Jury prämiert die jeweils besten Gruppen, die dann am legendären Rosenmontagszug teilnehmen dürfen. Neben dem großen Umzug finden zwischen Karnevalsfreitag und Karnevalsdienstag diverse weitere Umzüge der einzelnen Veedel statt. Doch der heißersehnte Höhepunkt des kölsche Fasteleer ist der Rosenmontagszug. Jährlich versammeln sich deutlich über eine Millionen Menschen am ca. sieben Kilometer langen Zugweg um mit dem Kölner Narreruf "Kölle Alaaf!" die kostümierten Fußtruppen, Festwagen, Musikkappelen und Reitergruppen zu begrüßen. Diese zeigen sich spendabel und verteilen unzählige Tonnen Kamelle (Süßigkeiten) und Strüßjer (Blumensträußchen).
Sowohl die Karnevalssitzung als auch der Rosenmontagszug fanden erstmals 1823 statt. Dieses Jahr ist die Geburtsstunde des Karnevals wie wir ihn heute kennen. Zuvor war der Karneval ein anarchistisches und zügelloses Treiben. Es wurde gefressen, gesoffen und auf den Tischen getanzt. Es war laut und stank gewaltig. Mit der Organisation der fünften Jahreszeit wollte das Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e. V. das traditionsreiche Brauchtumsfest in neue, bürgerliche Bahnen lenken. Während der NS-Zeit erkannten die Nationalsozialisten, dass sich der organisierte Karneval instrumentieren lies. In der Bütt und im Liedgut wurde gegen Juden und Andersdenkende gehetzt. Mehr zur weitreichenden Geschichte des kölsche Fastelovend vermittelt das Kölner Karnevalsmuseum.
In der Nacht von Veilchendienstag auf Aschermittwoch kommt es letztlich zur Verbrennung des Nubbels. Die Strohpuppe im Jeckenkostüm begrüßt die Feiernden während der Hochtage in vielen Kneipen. Am letzten Tag der Karnevalssaison wird sie um Mitternacht vor eben diesen gemeinsam mit den Sünden der letzten Tage verbrannt. Am Aschermittwoch treffen sich die meisten Karnevalsgesellschaften ein letztes Mal zum gemeinsamen Fischessen. Die im Christentum zelebrierte Fastenzeit dauert von Aschermittwoch bis zum Ostersonntag.