Sachsenwald
Direkt vor den Toren Hamburgs liegt ein beliebtes Ausflugsziel für naturverbundene Großstädter. Der Sachsenwald ist mit 70 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Waldgebiet in Schleswig-Holstein. Es ist ein letzter magischer Rest eines gewaltigen Urwalds, der sich bis zum Mittelalter von der Ostsee bis nach Niedersachsen erstreckte. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung begann die Rodung, der fast der gesamte Wald zum Opfer fiel.
Kaiser Wilhelm I. schenkte Otto von Bismarck den Sachsenwald am 24. Juni 1871 in Anerkennung seiner Verdienste um die Reichsgründung. Nach der Schenkung wurde Friedrichsruh zum Mittelpunkt seines Privatlebens. Der erste deutsche Reichskanzler kümmerte sich um die forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes und kaufte mehrere Anwesen in dem kleinen Ort. Neben Aumühle ist Friedrichsruh eine von zwei Ortschaften im Wald.
Ruhestätte Otto von Bismarcks
An Bismarcks Lieblingsplatz - mit Blick über das Dorf - steht ein großes Mausoleum, in dem Bismarck gemeinsam mit seiner Frau Johanna von Puttkamer seine letzte Ruhe gefunden hat. Es ist öffentlich zugänglich. Bis heute ist der Sachsenwald überwiegend im Besitz seiner Nachfahren, die hier weiterhin leben und denen der Erhalt des Forstes sehr wichtig ist.
In einem Fachwerkhaus in Friedrichsruh widmet sich das Bismarck-Museum dem ereignisreichen Leben des ehemaligen Reichskanzlers. Es zeigt vor allem persönliche Stücke aus seinem Besitz. Im historischen Bahnhofsgebäude hat die 1997 gegründete Otto-von-Bismarck-Stiftung ihren Sitz. Hier erinnert eine Ausstellung an den politischen Werdegang des bedeutenden Politikers.
In den historischen Gewächshäusern des Kanzlers hat Fürstin Elisabeth von Bismarck 1985 den Garten der Schmetterlinge eröffnet. Bis heute kümmert sie sich persönlich um Deutschlands ältesten Schmetterlingsgarten. Über 1.000 tropische Falter leben hier mitten im Sachsenwald und locken Jahr für Jahr 80.000 Besucher an. Das Eisenbahnmuseum Lokschuppen in Aumühle, in dem historische Züge liebevoll gepflegt und erhalten werden, ist eine weitere Sehenswürdigkeit.
Naherholungsgebiet der Hamburger
Der Wald selbst lädt zum Genießen mit allen Sinnen ein. Er ist durchzogen von Reit- und Wanderwegen und bietet sogar einen Kletterpark. Im Forst entspringt außerdem die Bismarck-Quelle. Der Legende nach soll Bismarck sie höchstpersönlich bei einem Spaziergang entdeckt haben. Ein kleines Backsteinhäuschen erinnert an den Fund der Quelle, an der heute ein großer Nahrungsmittelkonzern sein Mineralwasser abfüllt, das auf seinen Namen getauft ist.
Nicht nur als Naherholungsgebiet der Hamburger und als Ruhesitz von Otto von Bismarck ist der Sachsenwald bekannt. Die Rote Armee Fraktion (RAF) hatte hier das geheime Depot "Daphne" eingerichtet, in dem neben gefälschten Ausweisen auch Revolver und Maschinenpistolen lagerten. Am 16. November 1982 wurde der RAF-Terrorist Christian Klar bei Friedrichsruh im Sachsenwald verhaftet, als er das der Polizei bekannt gewordene Erddepot aufsuchte.