Alter Elbtunnel
Der Alte Elbtunnel, der eigentlich "St. Pauli Elbtunnel" heißt, verläuft 24 Meter unter der Elbe und verbindet die Stadtteile St. Pauli im Norden und Steinwerder im Süden miteinander. Erbaut, um den damals vorzugsweise von Hafen- und Werftarbeitern genutzten Fährverkehr über den Fluss zu entlasten, dient der Alte Elbtunnel heute allenfalls noch Fahrradfahrern und Fußgängern als Verkehrsweg zwischen beiden Elbufern. Vielmehr ist er mittlerweile eine beliebte und weltweit einmalige Touristenattraktion. Obwohl mit dem Neuen Elbtunnel schon 1975 ein neuer, stark beanspruchter, Verkehrsweg unter der Elbe geschaffen wurde, kann jedermann bis heute auch mit seinem Auto durch den Alten Elbtunnel fahren.
Der am 7. September 1911 für Fußgänger und im November 1911 für Kraftfahrzeuge und Pferdefuhrwerke eröffnete Elbtunnel war damals eine technische Sensation. Die Bauarbeiten begannen am 22. Juli 1907 unter der Leitung von Otto Stockhausen.
Nachdem man an beiden Elbufern vertikale Schächte errichtet hatte, aufgrund der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten in zwei verschiedenen Verfahren, wurden die beiden horizontalen Tunnelröhren im Schildvortriebsverfahren gebaut. Pro Röhre wurden knapp 1.700 ringförmig gebogene Stahlträger miteinander vernietet, die jeweils aus sechs Elementen zusammengesetzt wurden. Die Fugen sind mit Blei abgedichtet worden. 200.000 Niete wurden pro Tunnelröhre verbaut.
Erste Flussuntertunnelung des Kontinents
Beim Bau des Alten Elbtunnels wurde Druckluft eingesetzt, um mittels des so erzeugten Überdrucks das Eindringen von Wasser zu verhindern. Drei Arbeiter kamen durch die dem Überdruck geschuldete Taucherkrankheit ums Leben, zwei weitere starben bei Unfällen. Insgesamt waren über 4.000 Arbeitskräfte an dem ehrgeizigen Bauprojekt beteiligt. Es war die erste Flussuntertunnelung des Kontinents. Die Baukosten für den ersten Elbtunnel beliefen sich auf 10,7 Millionen Goldmark.
Die beiden parallel verlaufenden Tunnelröhren unterqueren die Elbe auf 426,5 Metern. Sie haben einen Durchmesser von sechs Metern. Die Röhren wurden damals so hoch gebaut, damit die Fahrer der Fuhrwerke mit aufgestellter Peitsche hindurchfahren konnten. Die Tunnelröhren sind mit jeweils 400.000 Keramikkacheln ausgekleidet. Etwa alle 20 Meter schmücken Majolikareliefs die gekachelten Tunnelröhren. Alle durch die Reliefs dargestellten Tiere leben oder lebten einmal in der Elbe.
Der nördliche Eingang zum Alten Elbtunnel befindet sich direkt bei den Landungsbrücken in einem quadratischen, markanten Kuppelbau. Autos gelangen mit manuell gesteuerten Fahrkörben in den Tunnel, von denen es jeweils vier pro Uferseite gibt. Bis zu zwei Personenkraftfahrzeuge passen in einen Fahrkorb. Zusätzlich gibt es automatische Aufzüge für Fahrradfahrer und Fußgänger. Letztere können aber auch über eine schwindelerregende Treppe zu den Tunnelröhren gelangen. 24 hauptberufliche Aufseher sorgen tagtäglich für einen reibungslosen Ablauf und die Sicherheit.
Fast unveränderte Technik
Seit der Eröffnung vor über 100 Jahren hat sich im Elbtunnel nicht viel verändert, auch nicht, wenn man in den Maschinenraum blickt. Tonnenschwere Seilrollen spulen sich unaufhörlich ab und wieder auf um die Fahrkörbe zu bewegen. Seit 2003 steht der Tunnel unter Denkmalschutz.
Erst ab 2010 wurde der Elbtunnel komplett entkernt, unter anderem weil einige Fugen und Schraubverbindungen wasserdurchlässig geworden sind. Für beinahe 100 Millionen Euro wurde erst die eine, dann die andere Tunnelröhre aufwändig originalgetreu saniert. Dafür mussten beispielsweise alle 800.000 Kacheln abgenommen werden. Immerhin wurde der Elbtunnel so für mindestens die nächsten 100 Jahre fit gemacht. Zum 100-jährigen Jubiläum 2011 wurde er zum "Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" ernannt.
Vom Steinwerder Elbufer aus bietet sich ein tolles Panorama mit den Landungsbrücken, dem Michel und der Rickmer Rickmers. Pro Jahr nutzen den Alten Elbtunnel etwa 750.000 Fußgänger, 120.000 Radfahrer und 120.000 PKW-Fahrer. Nur letztere müssen eine Gebühr entrichten.