Jungfernstieg
Der Jungfernstieg ist neben der Reeperbahn Hamburgs berühmteste Straße. Im Gegensatz zur anrüchigen Meile auf St. Pauli gilt der Jungfernstieg als erste Adresse der Hansestadt. Am südlichen Ufer der Binnenalster wird eingekauft und flaniert, hier gilt sehen und gesehen werden. Die Geschichte des Jungfernstiegs beginnt im Jahr 1235 mit dem Bau eines Damms. Die Alster sollte aufgestaut werden um eine auf dem Wall errichtete Kornmühle anzutreiben. In Anlehnung an den Müller Heinrich Reese wurde er Reesendamm getauft.
Deutschlands erste asphaltierte Straße
Um 1665 wurde der Staudamm durch einen Spazierweg mit Bäumen aufgewertet. Hanseatische Familien führten hier am Wochenende ihre unverheirateten Töchter promenieren, weshalb der Damm schon Mitte des 17. Jahrhunderts in Jungfernstieg umbenannt wurde. Im Jahre 1938 wurde der Jungfernstieg als erste Straße in ganz Deutschland asphaltiert.
Der Jungfernstieg verläuft vom Gänsemarkt im Norden, abgehend durch Häuserschluchten, bevor er von einer Gebäudesilhouette im Westen und der Binnenalster im Osten eingerahmt wird. Die Straße endet im Süden an der Reesendammbrücke, die die Kleine Alster in der Verlängerung des Jungfernstiegs überspannt.
Die Bauten entlang des Boulevards sind äußerst repräsentativ, wenngleich nicht alle auf eine lange Tradition zurückblicken können. Im Inneren schlagen die Herzen der Luxusmarken. Es sind vorwiegend teure Juweliere und edle Modehäuser, die hier residieren. Erwähnt seien das historische Alsterhaus, die prestigeträchtigen Filialen von Apple und der Commerzbank sowie der aus rotem Mainsandstein errichtet Hamburger Hof, der eine Einkaufspassage beherbergt.
Gleich neben dem Hamburger Hof liegt das frühere Stadthaus von Salomon Heine, einem Onkel des Dichters Heinrich Heine. Bis 1999 beherbergte es Schümanns Austernkeller, eine Institution der Hamburger Gastronomie, die schon allein wegen des Jugendstilmobiliars sehenswert war.
Erstmals spätere Nationalhymne gesungen
Im danebenliegenden Streit's Haus befand sich vor dem Zweiten Weltkrieg Streit's Hotel, vor dem am 5. Oktober 1841 das Deutschlandlied von Hoffmann von Fallersleben erstmals öffentlich gesungen wurde. Die dritte Strophe des Lieds stellt die heutige Nationalhymne Deutschlands dar. Von 1956 bis 2013 befand sich ein traditionsreiches Filmtheater in dem Gebäude, das aufgrund seiner Originalausstattung aus den 1950er-Jahren zu den schönsten in Hamburg zählte.
Ab 2005 wurde der Prachtboulevard aufwendig umgestaltet. Die Baumreihen in der Straßenmitte wurden entfernt, die Straße verschmälert und die Fußwege verbreitert. Der komplette Jungfernstieg erhielt beidseitig ein helleres Pflaster. Seit der Neueröffnung 2006 bietet der zentrale Dreh- und Angelpunkt in der Hamburger Innenstadt mehr Raum, auch für Veranstaltungen wie das alljährliche Alstervergnügen.
Bekannt ist der Jungfernstieg auch als innerstädtisches Drehkreuz für den öffentlichen Personennahverkehr. Der gleichnamige S- und U-Bahnhof unter der Flaniermeile verbindet auf mehreren Ebenen nahezu alle Hamburger Quartiere mit dem zentralgelegenen Jungfernstieg.