Herbertstraße
Unweit der Reeperbahn liegt zwischen der David- und der Gerhardstraße die berühmt berüchtigte Herbertstraße. Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts wird hier der Prostitution nachgegangen. Die beidseitig der Herbertstraße angebrachten Sichtbarrieren sind ein Relikt aus brauner Vergangenheit. Weil Prostitution zur Zeit des Nationalsozialismus verboten war, sich auf St. Pauli aber niemand dran hielt, ordnete die Hamburger Gauleitung die Aufstellung der Stellwände an, damit niemand sah, was nicht sein durfte. Nur in der Herbertstraße duldeten die Nazis den käuflichen Sex.
Rund 250 Liebesdamen sollen in der Herbertstraße ihre Dienste anbieten. Sie sitzen aufreizend gekleidet auf Barhockern in rot beleuchteten Schaufenstern, den sogenannten Koberfenstern. Häufig versuchen sie potentielle Freier bei geöffnetem Fenster auf sich aufmerksam zu machen. Ist man sich einig geworden, geht es in die Hinterzimmer bzw. auf die Etagen der Bordelle.
Die Nutten mieten in der Regel ein Zimmer in einem Puff und werden dort von Hausdamen betreut, die Getränke servieren, für Ordnung sorgen und für die meist jungen Prostituierten häufig auch einen Mutterersatz darstellen. Oft haben diese Hausdamen früher selbst ihre Körper verkauft. Alle Frauen arbeiten hier ohne "männlichen Schutz", also ohne einen Zuhälter, der die Einnahmen abkassiert.Der Schaufensterstrich ist reines Männergebiet
Seit den 1970er-Jahren ist die 60 Meter lange Gasse reines Männergebiet. Auf Bitten der Prostituierten brachte die Polizei an den Zugängen Verbotsschilder "zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung" an. Demnach dürfen Frauen und Minderjährige die Herbertstraße nicht betreten. Zwar erfolgte das Verbot mit behördlichem Segen, juristisch ist es dennoch haltlos. Schließlich handelt es sich um eine öffentliche Straße, die im Sinne der Gleichberechtigung natürlich von jedermann und jeder Frau betreten werden darf, zumindest wenn die Volljährigkeit gegeben ist.
Angeblich soll bereits der eine oder andere Anhänger des weiblichen Geschlechts sich als Mann verkleidet haben, um einen Blick in die verbotene Straße werfen zu können. Wer sich als Frau ganz offen durch den Schaufensterstrich traut, der sollte sich auf wüste Beschimpfungen der wortgewaltigen Nutten einstellen. In der Regel wird sich an das Verbot, das wie gesagt eigentlich mehr eine Bitte ist, gehalten.
Weniger freizügig, aber für alle sichtbar, präsentieren sich die Liebesdamen an den Zugängen zur Herbertstraße und entlang der angrenzenden Plätze und Straßen. Durch direkte Ansprache der männlichen Passanten versuchen sie Kundschaft abzugreifen, bevor sie in der geschlossenen Bordellstraße entschwindet.