Große Freiheit
Die Große Freiheit ist die bekannteste Seitenstraße der Reeperbahn. Durch die kleine aber feine Amüsiermeile schiebt sich an den Wochenenden das bierselige Partyvolk. Auf rund 350 Metern buhlen zahlreiche Bars und Kneipen, Bordelle und Striplokale sowie Clubs und Diskotheken um Kundschaft. Einige der Erotiketablissements haben große Leuchtreklamen über die Straße gehängt, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie prägen heute das Straßenbild.
Was die erotische Unterhaltung angeht, geht es auf der Großen Freiheit bei weitem nicht mehr so scharmlos zu wie in der Vergangenheit. Das berühmt-berüchtigte Salambo war in den 1960er-Jahren das erste Lokal in Deutschland, das Nacktshows auf die Bühne brachte. Hier wurde sich nicht nur phantasievoll ausgezogen, sondern auch Geschlechtsverkehr in allen Variationen gezeigt. Und das zu einer Zeit, als bei öffentlichen Darbietungen der Gummi des Slips mindestens fünf Zentimeter über dem Schamdreieck der Frau sitzen musste.
Livesex gehört der Vergangenheit an
Lockte der Tabubruch im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts noch jeden Menge Neugierige an, was dazu führte, dass diverse Nachtklubs Sex auf der Bühne boten, läutete die rasante Verbreitung des Internets das Ende dieser Ära ein. In Zeiten, in denen ein jeder, egal wann und wo, Camshows und Pornofilme zum Nulltarif schauen kann, haben es teure Lokale schwer. Ende 2013 schloss schließlich auch das legendäre Safari. Seitdem gibt es keinen öffentlichen Livesex mehr auf St. Pauli und in ganz Deutschland.
Wer heute nackte Haut sehen will, der geht beispielsweise ins Dollhouse. Hier geht es im Vergleich zu Früher so züchtig zu, dass man nach einem Besuch mit Geschäftspartnern keine Angst vor unangenehmen Blicken haben muss, wenn man den Bewirtungsbeleg in der Buchhaltung abgibt. Das Schöne am Dollhouse: Hier tanzen nicht nur freizügige Damen gegen "Dollhouse Dollar" auf den Tischen, sondern dank knackiger Kerle kommen auch die Besucherinnen voll auf ihre Kosten.
Eine der ersten Adressen der Stadt ist die Große Freiheit auch für alle, die mal wieder so richtig abtanzen wollen. Viele kleine Clubs und Discotheken sind eine Empfehlung wert. Zu den größeren zählt die Große Freiheit 36, in dessen Kaiserkeller bereits die Beatles auftraten. Bis heute setzt man hier auf Livemusik und bietet sowohl Erfolgs- als auch Nachwuchsmusikern eine Konzertbühne.
Sexy Unterhaltung auch für das weibliche Geschlecht
Während einstige Größen verschwunden sind, haben sich neue etabliert. Die bundesweit bekannte Travestiekünstlerin Olivia Jones ist in der Großen Freiheit mit mittlerweile drei Lokalen vertreten. Neben der Bar auch mit dem Show Club, in dem unter anderem Burlesque auf dem Programm steht, sowie Olivias Wilden Jungs, wo nur Männer strippen und ausschließlich Frauen Zutritt haben.
Wer es sich lieber bei einem Bier in der Kneipe gemütlich machen will, dem sei beispielsweise Gretel & Alfons empfohlen. Hier tranken schon die Beatles ihre Konzertabsacker, die Atmosphäre ist bis heute familiär.
Mittig der Großen Freiheit steht mitten im Kiezgetümmel ein Gotteshaus. Die katholische St.-Joseph-Kirche wurde Anfang des 18. Jahrhunderts im Stil des Barocks erbaut.
Ihren Namen hat sowohl die Große als auch die benachbarte Kleine Freiheit von der Gewerbefreiheit, die hier ansässige, unzünftige Handwerker einst genossen. Sie geht auf ein 1601 von Graf Ernst von Schauenburg ausgestelltes Privileg zurück, das ihnen gestatte, in Altona eine besondere Wirtschaftszone einzurichten, die schließlich unter dem Namen Freiheit bekannt wurde. Altona gehört seit 1938 zu Hamburg.