St. Michaelis
St. Michaelis ist eine von fünf evangelisch-lutherischen Hauptkirchen in Hamburg. Das bundesweit bekannte Gotteshaus ist das Wahrzeichen der Stadt und wird von den Hamburgern nur liebevoll Michel genannt. Über eine Millionen Besucher pro Jahr besichtigen die bedeutendste und schönste Barockkirche Norddeutschlands. Seitjeher ist ihr Turm weithin gut sichtbar, vor allem auch für die Besatzungen der einlaufenden Schiffe.
Bereits um 1600 entstand eine Michaeliskapelle auf dem Friedhof außerhalb der Stadtmauern. 1606 wurde sie zu einer kleinen Michaeliskirche ausgebaut. 1647, im letzten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, begannen die Baumeister Corbinus und Marquard mit dem Bau der ersten großen Michaeliskirche. Sie wurde nur 200 Meter westlich der kleinen Kirche erbaut, stand nun aber innerhalb des erweiterten Stadtgebietes, in der Neustadt. 1685 wurde sie zur Hauptkirche ernannt, der jüngsten und größten in Hamburg.
Michaeliskirche brannte zweimal nieder
Im Jahre 1750 traf ein Blitz die Kirche, der Michel brennte vollständig aus. Von 1750 bis 1762 erbauten die Baumeister Prey und Sonnin die zweite große Michaeliskirche im Stil des Barock. Der Kirchturm wurde zwischen 1777 und 1786 von Sonnin ganz aus Holz und mit typischer Kupferverkleidung konstruiert. 1905 lösten Lötarbeiten im Turm einen verheerenden Brand aus. Die Kirche brannte ein zweites Mal nieder.
Der originalgetreue Wiederaufbau erfolgte von 1906 bis 1912, auch mit Spendengeldern aus aller Welt. Erst spät, 1945, wird im Zweiten Weltkrieg auch der Michel durch Bomben massiv beschädigt. Nachdem die Kriegsschäden beseitigt wurden, erfolgte 1952 die Wiedereinweihung des Gotteshauses. Nur noch der Gotteskasten und der Taufstein sind von 1763.
Der barocke Zentralbau in Backsteinbauweise ist dem Erzengel Michael geweiht, der als große Bronze über dem Hauptportal thront. Er ist als Sieger im Kampf gegen Satan dargestellt. Über den Haupteingang kommt man in die Turmhalle, die der Vorraum zur Kirche ist. Hier steht auch ein Kassenhäuschen für die Kryptabesichtigung und Turmbesteigung.
Bedeutender Barockbau mit langer Turmbläsertradition
Der Kirchraum mit kreuzförmigem Grundriss ist 44 Meter breit, 52 Meter lang und 27 Meter hoch. Die Marmorkanzel bildet das Zentrum der bedeutendsten Kirche Hamburgs. Die geschwungene Empore, maßvolle Barockelemente, die maximale Lichtdurchflutung dank klarer Fenster und die überwiegend weißen Wände tragen zum edlen Erscheinungsbild von St. Michaelis bei. Außerdem lenkt diese Innengestaltung den Fokus auf den 20 Meter hohen Altar aus kostbarem Marmor.
Der monumentale Westturm misst 132,14 Meter und prägt die Silhouette von Hamburg. Schon früh war er Orientierungsmarke für Seeleute. Seit mehr als 300 Jahren besteht die Tradition des Turmblasens: Der Türmer vom Michel bläst werktags um 10:00 und 21:00 Uhr einen Choral auf seiner Trompete in alle vier Himmelsrichtungen. An Sonn- und Freitagen findet dies um punkt 12:00 Uhr statt. Bis 1861 war der Choral das Signal zur Öffnung bzw. Schließung der Stadttore.
Viele Touristen erfreuen sich am Blick von der 106 Meter über der Elbe liegenden Aussichtsplattform auf den pulsierenden Hafen der Stadt. An vielen Abenden ist der Kirchturm bis ca. 23:00 Uhr geöffnet, so dass man von hier die beleuchtete Metropole genießen kann.
Größte Turmuhr Deutschlands
Die Turmuhr ist mit einem Durchmesser von acht Metern die größte in Deutschland. Der lange Zeiger misst fünf Meter, der kleine ist 3,6 Meter lang. Jeder dieser Zeiger wiegt 130 Kilogramm, genauso wie die umgebenden Ziffern, die mit Blattgold belegt sind.
Im Ersten Weltkrieg wurden neun von zehn Kirchenglocken durch das Kriegsministerium konfisziert um für Kanonen eingeschmolzen zu werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Glocken erneut beschlagnahmt. Erst am 19. Mai 2016 bekam der Michel seine letzten beiden Glocken zurück. Seitdem hängt wieder das volle Geläut unter der Barockkuppel und schlägt den Halbstundenton der Turmuhr.
In der Zeit von 1762 bis 1817 konnten reiche Hamburger Familien und Mitglieder von Ämtern, Bruderschaften und Sterbekassen Grabstätten in der Krypta unter der Hauptkirche erwerben. Über 2.000 Menschen fanden in der Gruftanlage ihre letzte Ruhestätte. Die bekanntesten unter ihnen sind dabei Ernst Georg Sonnin, unter dem die Krypta gebaut wurde, und die städtischen Musikdirektoren Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Mattheson.
Der barocke Zentralbau verfügt über fünf Orgeln, weshalb er auch als große Musikkirche Hamburgs bezeichnet wird. Bei den täglichen Andachten und Gottesdiensten finden 2.500 Menschen Platz im Michel, der geistlicher Mittelpunkt der Hamburger Neustadt ist.