Winterspiele unter Palmen

Olympiastadt Sotschi

publiziert am 22.01.2014 in Allgemeines | kein Kommentar

Wer an Urlaub in Russland denkt, der denkt maximal an Moskau und St. Petersburg. Von Sotschi hingegen hat bisher kaum jemand gehört. Geht es nach dem russischen Präsidenten, dann soll sich das in Kürze ändern. Wladimir Putin hat Sotschi als Austragungsort der XXII. Olympischen Winterspiele auserkoren. Dabei geht es ihm weniger um den Sport, als vielmehr um die mediale Aufmerksamkeit für sein Land und natürlich seine Person.

Wenn Athleten aus aller Welt vom 7. bis zum 23. Februar 2014 ihr Bestes geben, dann werden es die ersten Winterspiele sein, die in den Subtropen stattfinden. Sotschi liegt nämlich auf einer Höhe mit Nizza und wurde aufgrund seines milden Klimas bisher eher weniger mit Wintersport in Zusammenhang gebracht. Stattdessen wird die 340.000 Einwohner zählende Stadt als „Riviera des Ostens“ bezeichnet.

Massentourismus zu Sowjetzeiten

Seine Blüte erlebte der Bade- und Kurort zu Sowjetzeiten. Als es hinter dem Eisernen Vorhang noch wenige subtropische Ziele gab, konnte Sotschi jährlich bis zu sechs Millionen Urlauber zählen, darunter auch viele DDR-Bürger. Sogar Josef Stalin lies sich hier eine seiner Datschen errichten, die bis heute eine der Residenzen des russischen Präsidenten ist. Das Ende der Sowjetunion ließ die Preise für Unterkunft, Verpflegung und Attraktionen in die Höhe schießen. Die Zeit des Massentourismus war vorbei.

In den vergangenen Jahren hat sich Sotschi auf die gewandelten Bedürfnisse der Russen eingestellt. Die Promenade entwickelte sich zu einer Art russisches Venice Beach. Mehr Attraktionen und besserer Service lockten in den letzten Jahren immerhin vier Millionen Gäste pro Jahr. Doch viele Russen zieht es dank steigender Einkommen mittlerweile ins Ausland. Urlaub in Sotschi machen nur noch diejenige, die keinen Reisepass haben oder Sprachbarrieren scheuen.

Mit dem Olympischen Spielen soll sich das ändern. Wenn Putin das weltweit beachtete Sportspektakel im Februar eröffnet, dann will er auch für Sotschi als vielseitiges Reiseziel mit Sonne und Strand aber auch mit Bergen und Schnee werben. Die beiden letztgenannten Gegebenheiten sind schließlich existenzielle für olympische Winterspiele.

Zwischen Bergen und Strand

Dass Sotchi die ersten Winterspiele unter Palmen überhaupt veranstalten kann, liegt an seiner nähe zum Hochgebirge. Während in Sotschi selbst, genauer gesagt im Ortsteil Adler, ganz im Süden der langgestreckten Küstenstadt, nur die Wettbewerbe auf Eis ausgetragen werden, geht es für die Bob-, Rodel- und Schneewettbewerbe ins Gebirge. Rund um das 30 Kilometer nordöstlich von Adler auf etwa 600 Meter Höhe liegende Gebirgsdorf Krasnaja Poljana wurde das zweite Sportzentrum errichtet. Bis vor wenigen Jahren waren die waldreichen Berge rund um das Dorf mit 4.000 Einwohnern noch fast unberührt. Nach Olympia soll hier ein exklusives Wintersportresort entstehen. Schon jetzt reiht sich Luxushotel an Luxushotel.

Doch auch hier oben in den Bergen gibt es keine Schneegarantie. Um kein Risiko einzugehen haben die Organisatoren schon im letzten Winter tonnenweise Schnee unter riesigen Planen gesammelt. Außerdem stehen über 400 Schneekanonen sowie Schneemaschinen bereit, die bei Temperaturen bis zu plus 15 Grad zuverlässig Schnee produzieren können.

Keine Frage, die Eisarenen und Eispaläste sowie das markante weiße Stadion funkeln wie Juwelen in der Sonne. Für Freunde moderner Architektur sind die Sportstätten im Olympiapark ein Augenschmaus und auch so mancher Hotelneubau kann sich sehen lassen. Auch wenn der neue Schick von den letzten Betonklötzen sozialistischer Einheitsarchitektur ablenkt, warnen Kritiker davor sich nicht blenden zu lassen. Immerhin hat man sich mehrtägige Dauerwerbesendung für Sotschi teuer erkauft, nicht nur mit Geld, sondern vor allem auch mit der Zwangsumsiedlung von Bürgern, dem Ausbeuten von Gastarbeitern und dem Zerstören von Naturschönheiten.

Urlaubsort voller Großereignisse

Gerade die unberührte und vielfältige Natur rund um Sotschi ist es, die bisher Touristen angezogen hat. Wer mit Bahnhof, Hafen und den Sanatorien die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt abgehackt hat, der hat die Natur genossen. Sei es die innerstädtischen Anlagen wie den Botanische Garten und den Park der südlichen Kulturen oder aber eben das Schwarze Meer und die unendlichen Gebirgswälder.

Ob Putins Traum von einem heißbegehrten Urlaubsort in Russland aufgehen wird, wird sich zeigen. Für Naturliebhaber ist Sotschi in jedem Fall eine Reise wert, hoffentlich auch noch nach den Olympischen Spielen. Dafür, dass die Stadt auch nach den Paralympics nicht in Vergessenheit gerät, ist bereits gesorgt. In diesem Jahr findet hier ebenfalls der G8-Gipfel statt. Auch die Formel 1 soll sich hier zum Großen Preis von Russland versammeln. 2018 dient Sotschi darüber hinaus als Spielstätte während der Fußball-Weltmeisterschaft.

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