Was ist eigentlich ein …?
Heiliges Jahr
Heute eröffnet Papst Franziskus mit einer Messe auf dem Petersplatz das Heilige Jahr, das „Jubiläum der Barmherzigkeit“. Es dauert bis zum 20. November 2016. Rom und Vatikan erwarten in diesem Zeitraum mehr als 30 Millionen Pilger. Das belebt nicht nur den Tourismus, sondern stellt die Behörden auch vor große Herausforderungen. Doch was ist eigentlich ein Jubeljahr und warum wird es gefeiert?
Die römisch-katholische Tradition des Heiligen Jahres reicht bis ins Jahr 1300 zurück. Normalerweise findet es alle 25 Jahre statt. Bislang gab es 26 solcher ordentlichen Jubeljahre, zuletzt 2000 unter Papst Johannes Paul II. Darüber hinaus kann der Papst ein außerordentliches Heiliges Jahr ausrufen, so wie es Franziskus am 13. März 2015 im Petersdom ankündigte.
Während eines Heiligen Jahres sind Katholiken aufgerufen, nach Rom zu pilgern und in den dortigen Hauptkirchen Gottesdienst zu feiern und zu beten. Diesem Aufruf folgen traditionell viele Gläubige, weil ihnen auf päpstliche Anordnung unter bestimmten Voraussetzungen alle Sünden vergeben werden. Dieser vollkommene Ablass ist aber nur einer der Gründe für ein Jubeljahr. Darüber hinaus soll es beispielsweise auch den Glauben stärken und Versöhnung zwischen Gegnern stiften.
Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms
Das Heilige Jahr 2016 beginnt und endet an christlichen Feiertagen. Die heutige Eröffnung fällt mit dem Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens zusammen, das Ende mit dem Christkönigsfest. Außerdem hat Papst Franziskus den Starttermin ganz bewusst auf den heutigen Tag gelegt um an das Zweite Vatikanische Konzil zu erinnern. Vor genau 50 Jahren war es zu Ende gegangen und hat grundlegende Reformen in der katholischen Kirche angestoßen.
Höhepunkt der Eröffnungsmesse, zu der auch der emeritierte deutsche Papst Benedikt XVI. erwartet wird, ist die Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms durch den amtierenden Pontifex. Die Öffnung der ansonsten zugemauerten Kirchentür markiert den offiziellen Auftakt des Jubeljahres, ihre Schließung das Ende.
Fünf Tage später stehen den Gläubigen auf Wunsch des Papstes auch in Kathedralen und Wallfahrtsorten weltweit Heilige Pforten offen, um einen Sündenerlass zu erlangen. Der Vatikan ruft alle Gläubigen auf, das „Jubiläum der Barmherzigkeit“ nicht nur in Rom, sondern dezentral in allen Diözesen weltweit zu begehen. Wer eine Heilige Pforte dreimal durchschreitet, dem werden alle Sünden erlassen.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen in Rom
Nichtsdestotrotz hat Rom und nicht zuletzt Papst Franziskus natürlich eine besondere Anziehungskraft. Auch wenn die Stadt Rom mittlerweile nicht mehr von so vielen Pilgern wie noch vor einigen Monaten ausgeht. Die italienische Metropole hatte nach der päpstlichen Ankündigung nur neun Monaten Zeit sich auf den Massenansturm einzustellen. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, als die Stadtverwaltung über einen Korruptionsskandal auseinanderbrach und der Bürgermeister seinen Stuhl räumen musste.
Erst im Oktober begann der notwendige Ausbau der Infrastruktur zum Empfang der Pilgerströme. Rom gleicht deshalb im Moment einer Großbaustelle. Noch bis in den Februar hinein wird es aufgerissenen Straßen und großräumigen Umleitungen geben. Erst nach Aschermittwoch jedoch beginnen die ersten Großveranstaltungen, zu denen mitunter eine Millionen Gäste erwartet werden.
Aufgrund der terroristischen Ereignisse in den vergangenen Wochen wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Neben 2.000 zusätzlichen Sicherheitskräften in Rom wurde die Videoüberwachung auf dem Petersplatz verstärkt. Zudem gibt es dort nun Sicherheitsschleusen. Für bestimmte Veranstaltungsorte in Rom wurde ein Überflugverbot verhängt.