Von schwachen und starken Währungen
Was Reisende über den Wechselkurs wissen müssen
Seitdem viele Länder Europas den Euro als gemeinschaftliche Währung haben, ist das Reisen einfacher geworden. Ob Kultur in Rom, Party in Amsterdam, Romantik in Paris oder Strand in Barcelona – statt zunächst eine Wechselstube aufsuchen zu müssen, kann man sich gleich ins Vergnügen stürzen. Doch spätestens wenn die Reise einen auf einen anderen Kontinent führt, muss man sich wieder mit der Währungsfrage befassen. Gewöhnt an den Komfort der Gemeinschaftswährung kratzt sich da so mancher an den Kopf und fragt sich, ob der aktuelle Wechselkurs nun eigentlich gut oder schlecht ist.
In der Tat ist es nicht gerade unerheblich, wie viel Landeswährung man für seine Euros bekommt. Wer heute nach New York reist, der erhält für einen Euro gerade einmal 1,10 Dollar. Vor exakt fünf Jahren sah das noch ganz anders aus. Für einen Euro bekam mal damals 1,42 Dollar. Also über 30 Cent mehr pro Euro. Bei einem Budget von lediglich 1.000 Euro sind das heute 320 Dollar weniger. Eine ganze Stange Geld, mit der man so einiges hätte zusätzlich unternehmen können.
Starke Währung macht Reisen ins jeweilige Land teuer
Grund dafür, dass Reisen in die Vereinigten Staaten für uns derzeit verhältnismäßig teuer sind, ist der starke Dollar. Stark immer Verhältnis zum Euro ist er eben deshalb, weil wir für einen Euro derzeit wenige Dollars bekommen, zumindest im Vergleich mit früheren Perioden. Der starke Dollar bedingt wiederrum einen verhältnismäßig schwachen Euro, was dazu führt, dass Urlaub für Amerikaner in Europa günstig ist. So bekommen diese derzeit für einen Dollar 0,91 Euro. Vor fünf Jahren bekamen sie dafür nur 0,71 Euro.
Wirtschaftlich betrachtet ist der starke Dollar für die USA vorteilhaft, zumindest was die Importe angeht. Sie können im Ausland günstig einkaufen. Ihre Produkte hingegen sind bei Ausländern nicht so stark gefragt, weil Exporte aus den USA teuer sind. Und genauso verhält es sich mit dem Urlaub. Ausländische Touristen haben in den Staaten eine geringe Kaufkraft. Ab einem Preisanstieg von zehn Prozent wirkt sich der Wechselkurs auf das Buchungsverhalten aus.
Da sich Wechselkurse zum Teil jedoch sehr schnell ändern, beeinflussen sie nicht unbedingt jeden Touristen. Insbesondere wer Pauschalreisen bei einem Reiseveranstalter bucht, für den haben Währungsschwankungen nur geringe Auswirkungen. Weder positive noch negative. Die Reiseveranstalter selbst sichern sich dagegen ab. Wer hingegen individuell unterwegs ist und Flüge, Mietwagen sowie Unterkünfte direkt beim jeweiligen Anbieter bezahlt, der bekommt jeweils den aktuellen Wechselkurs zu spüren.
Neben Wechselkurs auch allgemeines Preisniveau berücksichtigen
Bei den sogenannten Nebenkosten, zum Beispiel Ausgaben für Eintritte, Restaurants und Souvenirs, sind beide Urlaubstypen gleichermaßen betroffen. Neben dem Wechselkurs sollten Reisende aber auch das allgemeine Preisniveau ihres Urlaubsziels berücksichtigen. So ist der Dollarkurs für Reisen zwar momentan nicht optimal, Kraftstoff ist in den Vereinigten Staaten aber noch immer günstiger als in vielen anderen Ländern. Ein Pluspunkt für eine Rundreise mit dem Mietwagen.
In wie fern sich eine starke Währung letztlich tatsächlich auf den Tourismus auswirkt ist umstritten. Trotz des deutlich spürbaren Preisanstiegs für USA-Reisen konnte das Land im vergangenen Jahr 2,27 Millionen Urlauber aus Deutschland zählen. Das entspricht einem satten Plus von zehn Prozent und ist ein neuer Rekord. Letztlich ist eben doch wichtiger, was ein Land zu bieten hat, als welchen Wechselkurs es derzeit hat. Schließlich wollen die wenigsten darauf warten, bis der Kurs wieder günstig für sie steht. Denn wer weiß schon, wann das der Fall sein wird?
Wer sein Reiseziel dennoch vom Wechselkurs abhängig machen möchte, der sollte derzeit nach Brasilien, Japan, Kanada oder Norwegen blicken. Alle vier Staaten sind eigentlich teure Urlaubsländer, ihre schwache Währung macht sie derzeit aber erschwinglicher. Einen regelrechten Absturz hat in den vergangenen Jahren auch der russische Rubel erlitten. Eine Städtereise nach Moskau war nie günstiger als jetzt.