Taschendiebstahl nimmt zu
So schützen Sie sich vor Langfingern
Sie sind immer dort, wo viele Menschen sind. Taschendiebe tummeln sich in Bahnhöfen und Bussen, auf Großveranstaltungen und vor beliebten Sehenswürdigkeiten. Im Gedrängel haben sie leichtes Spiel und können oft unbemerkt entkommen. Sie sind Profis und selten allein. Bis zu vier Personen sind an einem Taschendiebstahl beteiligt. Während ein Täter das Opfer ablenkt, steht ein Komplize Schmiere. Ein dritter Beteiligter ist für das Klauen verantwortlich und der Vierte im Bunde schafft die Beute weg.
Tricks sind kreativ und raffiniert
Die Tricks der Taschendiebe sind kreativ und raffiniert zugleich. Entlarvte Maschen werden eingestellt und rasch neue entwickelt. Manche Taktiken setzen auf Fingerfertigkeit, andere auf den Überraschungsmoment oder sogar brachiale Gewalt. Eine Auswahl:
- Beschmutzer-Trick: Scheinbar versehentlich bekleckert der Taschendieb Ihre Kleidung. Während er Ihnen augenscheinlich bei der Reinigung hilft, greift er fingerfertig nach Wertsachen.
- Bettel-Trick: Kinder halten Ihnen ein Schild vor die Nase oder tollen wild um sie herum, während eines die Ablenkung nutzt und nach Geldbörse, Handtasche oder Mobiltelefon greift.
- Blumen-Trick: Während ein Fremder Ihnen auf offener Straße eine Blume ansteckt und Sie womöglich noch umarmt, stielt er unbemerkt Geldbeutel und Handy.
- Geldautomaten-Trick: Beim Geldabheben erspähen Kriminelle Ihre Geheimnummer. Wenig später bemächtigen sie sich mit Gewalt oder unter Zuhilfenahme eines hier geschilderten Tricks Ihres Portmonees und heben mit Ihrer Karte Geld vom Konto ab.
- Geldwechsel-Trick: Der Dieb bittet Passanten eine Münze zu wechseln und stiehlt unbemerkt Banknoten aus dem Scheinfach des Portmonees.
- Rempel-Trick: Opfer werden im Gedränge angerempelt, beim Ein- und Aussteigen auflaufen gelassen oder auf Treppen von den Tätern in die Zange genommen. Während sie sich überrascht umdrehen, fingern die Täter Wertsachen aus ihrer Tasche.
- Restaurant-Trick: Während Sie Ihre Getränke und Speisen genießen und sich angeregt unterhalten, durchsucht ein hinter Ihnen sitzender Täter Ihre über dem Stuhl hängende Jacke oder Tasche nach Wertgegenständen.
- Stadtplan-Trick: Ein Täter hält Ihnen einen Stadtplan unter die Nase und fragt Sie nach dem Weg. Während Sie Auskunft erteilen werden sie unbemerkt bestohlen.
- Supermarkt-Trick: Während sie von einem Täter um Hilfe gebeten werden, zum Beispiel bei der Suche nach einem Artikel, nutzt ein zweiter Ihre Ablenkung um die Handtasche leer zu räumen.
- Taschenträger-Trick: Insbesondere älteren Menschen wird angeboten die schweren Einkaufstaschen zu tragen. Dabei werden Geldbörse und Schlüsselbund gestohlen.
Taschendiebstahl nimmt zu
Dass Taschendiebstahl lukrativ ist, zeigen die steigenden Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Diebstähle 2011 auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren gestiegen. Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet 120.790 Fälle und somit 16.645 mehr als noch 2010. In Berlin stieg die Zahl der angezeigten Delikte im Jahr 2011 auf 15.127. Damit ist Berlin auch Hauptstadt der Taschendiebe.
Nur rund fünf Prozent der Fälle konnte die Polizei aufklären. Viele der Täter stammen aus dem Ausland. In Berlin kommen etwa drei Viertel der Tatverdächtigen aus Bulgarien, Nordafrika, Polen, Rumänien oder Südamerika. Bundesweit hatten 2011 knapp zwei Drittel keinen deutschen Pass. Viele Tätergruppen reisen von Land zu Land und sind in den Metropolen Europas aktiv. Sie bereiten der Polizei große Probleme, weil sie besonders schwer zu schnappen sind. Die bundesweite Schadenhöhe durch Taschendiebstähle lag im vergangenen Jahr bei schätzungsweise bis zu einer Viertelmilliarde Euro.
Schutz vor Langfingern
Sich angesichts der niedrigen Aufklärungsquote präventiv zu schützen gehört zu den wichtigsten Devisen beim Städtebummel. Auch wenn Touristen die statistisch gesehen beliebtesten Opfer sind, unterscheiden Täter selten zwischen Einwohnern und Urlaubern. Die Gelegenheit macht Diebe und wird meist gnadenlos ausgenutzte.
Es gibt einige grundsätzliche Sicherheitsmaßnahmen, die jeder beachten sollte, der eine Großstadt erkundet:
- Wertsachen sollten nicht in außenliegenden Taschen von Hosen oder Rucksäcken aufbewahrt werden. Sie sind leicht oft unbemerkt zugänglich.
- Bauch-, Brust- und Innentaschen sind schwerer zugänglich und deshalb sichere Aufbewahrungsmöglichkeiten. Auch die vorderen Hosentaschen sind eine gute Wahl.
- Taschen und Rücksäcke sollten immer verschlossen sein und möglichst an der Körpervorderseite oder unter den Armen getragen werden. Umhängetaschen werden sicherer, wenn sie mit dem Verschluss am Körper und nicht nach außen getragen werden.
- Nur so viel Bargeld mitzunehmen wie nötig, begrenzt das Risiko und die Beute enorm. Auch wichtige Dokumente und Kreditkarten sollten nur dann mitgeführt werden, wenn sie wirklich benötigt werden.
- Eigentum sollte nie unbeaufsichtigt sein. Jacken über der Stuhllehne oder Taschen unter dem Tisch sind deshalb zu vermeiden.
- Wertsachen sollten nicht öffentlich gezeigt werden. Dies gilt nicht nur für das Portmonee und seinen Inhalt sondern zum Beispiel auch im Auto.
- Gesundes Misstrauen schadet nicht. Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gelten deshalb insbesondere bei Ablenkung und Bedrängung durch Fremde.
Was tun im Schadensfall?
Sollte es trotz der Vorsorge zu einem Taschendiebstahl kommen, dann erstatten Sie in jedem Fall Anzeige. Nur so kann die Polizei tätig werden. Auch die Registrierung der Straftat ist wichtig, damit die weitere Entwicklung dieser Kriminalitätsart im Auge behalten werden kann.
Wurden auch EC- und Kreditkarten gestohlen, dann sollten Sie die Karten umgehend sperren lassen. Den bundesweiten Sperrnotruf erreichen Sie unter der Nummer 116 116. Um die Karten sperren zu können benötigen Sie unter anderem die Nummern. Notieren Sie sich deshalb im Vorfeld alle wichtigen Angeben zu Ihren Geldkarten und bewahren sie diese Informationen an einem sicheren aber jederzeit zugänglichen Ort auf.
Ähnliches gilt beim Diebstahl des Mobiltelefons. Dieses sollte ebenfalls schnellstmöglich beim Vertragspartner gesperrt werden, damit die Täter keine zusätzlichen Mobilfunkkosten verursachen können. Dafür sollten Sie sich neben der zuständigen Rufnummer auch die Karten- und Vertragsnummer notieren.