Neues altes Kino
Zoo Palast in Berlin wiedereröffnet
Lange Jahre war der Zoo Palast in der City West Deutschlands erste Kinoadresse. Vor 100 Jahren, im Jahr 1913, wurde hier, an der Budapester Straße, eins der ersten großen Lichtspielhäuser erbaut, die das Ende der bisherigen Hinterhofkinos einläuteten. Schon 1919 folgte ein großzügiger Umbau mit dem das Kino zum UFA-Palast und somit zu einem der bedeutendsten Uraufführungskinos der 1920er- und 1930er-Jahre wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört, 1955 abgerissen. Es dauerte nur zwei Jahre, bis mit dem Zoo Palast ein neues Filmtheater eröffnete. Eingeweiht wurde es am 28. Mai 1957 mit der Komödie „Die Zürcher Verlobung“. Hauptdarstellerin Liselotte „Lilo“ Pulver persönlich durchschnitt das Band.
Gestern Abend war sie wieder da und zerschnitt wieder das Band. Neben ihr Matthias Schweighöfer, der bei der ersten Eröffnung des Zoo Palastes noch gar nicht auf der Welt war. Sie und einige hundert weitere Größen aus der Filmbranche versammelten sich um gemeinsam die Eröffnung des neuen alten Zoo Palastes zu feiern. Drei Jahre lang wurde das Kino für 5,5 Millionen Euro umgebaut und renoviert.
Cineastischer Glanz der 1950er-Jahre
Dabei wurde der Zoo Palast bis vor wenigen Jahren noch als Abrisskandidat gehandelt. Zwischen 1957 und 1999 war das Filmtheater Berlinale-Palast, bevor das Stage Theater am Potsdamer Platz zur neuen Hauptspielstätte der Internationalen Filmfestspiele Berlin wurde. Mit dem Ende dieses Kapitels wurden auch nur noch wenige Premieren gefeiert. Zuletzt betrieb UCI im Zoo Palast ein typisches Multiplexkino.
Mit der Wiedereröffnung kehrt cineastischer Glanz zurück nach Berlin. Hans-Joachim Flebbe hat es trotz der hohen Denkmalanforderungen gewagt das legendäre Lichtspielhaus zu neuem Leben zu erwecken. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister der Hauptstadt, lobte den verantwortungsvollen Umgang mit der Historie des Hauses und natürlich das neue Erscheinungsbild. Ab sofort werden Filme wieder in edel-gemütlicher Kinoatmosphäre der 1950er-Jahre präsentiert.
Zumindest im Zoo Palast sind die Zeiten vorbei, in denen wie heute in Flugzeugen jeder Sitzplatz zählte um Kasse zu machen. Investor Flebbe möchte nicht mit möglichst wenig Mitteln möglichst viele Menschen in sein Kino locken. Dafür sind seine Ansprüche an ein niveauvolles Kinoerlebnis viel zu hoch. Wie in der ersten Klasse der Luftschiffe wird man im neuen Zoo Plast nun schon am Eingang empfangen. Nachdem den Gästen die Garderobe abgenommen wurde kann man sich die Zeit bis zum Filmbeginn an einer Bar versüßen oder lässt sich auf den Logenplätzen direkt am Platz bedienen.
Retrolook trifft High-End-Technik
Der Hauptsaal wurde von 1.070 auf 800 Plätze verkleinert. Dafür können sich Gäste nun in breitere Sessel niederlassen und haben mehr Beinfreiheit. Hinter dem Retrolook verbirgt sich allerneuste Technik. Die beginnt schon beim Sternenhimmel, der natürlich mittels LED leuchtet. Alle Säle verfügen über Digitaltechnik zur Filmprojektion. Akustisch wird man von Dolby Atmos verwöhnt, was quasi 3D für die Ohren ist. Eine echte Besonderheit ist der Wasservorhang im großen Saal.
Seit heute 15:00 Uhr sind die sieben Säle mit insgesamt 1.650 Plätzen auch für den Publikumsverkehr geöffnet. Daran, dass der Zoo Palast auch in Zukunft wieder eine wichtige Rolle unter den deutschen Kinos einnehmen wird, besteht kein Zweifel. Schon am 11. Dezember 2013 wird hier mit Ben Stillers „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ die erste Premiere nach der Wiedereröffnung gefeiert. Nur fünf Tage später folgt die Weltpremiere von „Der Medicus“. Und 2014 ist auch wieder die Berlinale zu Gast im Zoo Palast, wenn auch nicht mit den Wettbewerbsfilmen.