„Le Stube“
Deutsche Küche in Paris
Die Franzosen gelten als Gourmets par excellence. Von der deutschen Küche, die in ihren Augen mehr der Nahrungsaufnahme als dem Genuss dient, halten sie nicht viel. Umso bemerkenswerter ist es, dass in Paris ausgerechnet ein Feinschmeckerimbiss mit deutschen Spezialitäten in aller Munde ist. Als Gerhard Weber im April 2010 sein „Le Stube“ in der Rue de Richelieu, ganz in der Nähe des berühmten Louvre, eröffnete, hätte sich der gelernte Konditor wohl nie träumen lassen, dass er einmal erfolgreicher Botschafter der deutschen Esskultur werden würde, schon gar nicht in Paris.
Auf der Speisekarte stehen deutsche Snacks mit Anspruch. So wird zum Beispiel die Currywurst, elementarer Bestandteil der Berliner Imbisskultur, im „Le Stube“ aus reinem Rindfleisch gebrüht und somit gewissermaßen zur Pariser Currywurst. Fleisch- und Gemüsestrudel, Kassler mit Sauerkraut und Nürnberger mit Kartoffelsalat werden genauso angeboten wie Brezeln, Heringsstipp und Linseneintopf. Süßmäuler lecken sich die Finger nach Käse-, Mohn- und Streuselkuchen, nach Linzer- und Sachertorte und natürlich nach der obligatorischen Schwarzwälder Kirschtorte. Im Kühlschrank stehen deutsche Alternativbrausen wie Bionade, Club-Mate und Fritz-Kola. Deutlich wertgeschätzter als der deutsche Wein, wird das frisch gezapfte Bier nach deutschem Reinheitsgebot.
Von dem kulinarischen Kulturaustausch war auch das Pariser Goethe-Institut begeistert, dass Weber gleich eine kleine Dependance einrichten ließ. Im November 2012 wurde nun eine dritte Niederlassung in der Passage Verdeau eröffnet. Auch diese Botschaft erfreut sich größter Beliebtheit und ist seit dem ersten Tag zur Mittagszeit voll besetzt. Neben Deutschen, die im „Le Stube“ ein Stück Heimat in der Ferne gefunden haben, gehören vor allem weltoffene Jungfranzosen zu den Stammkunden. Dass sowohl Deutsche als auch Franzosen hier ein und aus gehen, macht das Restaurant zu einem interkulturellen Treffpunkt, der auf geschmackvolle Weise zur Völkerverständigung beiträgt.