Investitionen in Milliardenhöhe
London soll Fahrradstadt werden
Bisher ist London mit seinem dichten, oft nur zähfließenden Verkehr keine fahrradfreundliche Metropole. Doch dass Bürgermeister Boris Johnson daran etwas ändern will, machte er bereits vor drei Jahren deutlich, als er mit Hilfe eines Sponsors ein Leihrädersystem ins Leben rief. Mittlerweile stehen in der britischen Hauptstadt mehr als 8.000 Fahrräder an 600 Leihstationen bereit. Nun will Johnson, der selbst begeisterter Radler ist, auch die Fahrradinfrastruktur seiner Stadt verbessern.
In den kommenden zehn Jahren sollen über eine Milliarde Euro investiert werden, um London in eine Fahrradstadt zu verwandeln. Dafür knüpft der gebürtige New Yorker an eine Idee seines Vorgängers Ken Livingstone an, der bereits 2008 bekannt gab, mit Hilfe von zwölf „Cycle Superhighways“ bis Ende 2012 eine kontinuierliche Verbindung in die Londoner Innenstadt zu schaffen. Bisher wurden aber nur vier Streckenabschnitte fertiggestellt. Johnson will den Ausbau vorantreiben und so eine insgesamt 24 Kilometer lange Fahrradautobahn schaffen, die die westlichen Vororte mit der Innenstadt und dem östlich gelegenen Bankenviertel verbindet. Für diese Fahrradrevolution soll möglicherweise sogar eine Spur der Stadtautobahn abgezweigt werden, was insbesondere den Londoner Taxifahrern missfällt. Neben den schnellen „Cycle Superhighways“ sollen Fahrradfahrer in Zukunft auch die Wahl zwischen den entspannten „Quietways“ haben, die durch ruhigere Straßen führen.
Vorrangiges Ziel der zum Teil zweispurigen Fahrradwege ist die Schaffung von mehr Sicherheit für Fahrradfahrer. Durchschnittlich zweimal pro Tag stößt ein Bus mit einem Radfahrer zusammen. Pro Jahr gibt es in London 15 tödliche Fahrradunfälle. Das sind zwar genau so viele wie in Berlin, doch dort fahren dreimal so viele Menschen mit dem Rad. Dabei sind sich viele Londoner Radler der vorherrschenden Gefahr bewusst und fahren beispielsweise mit neongelben Sicherheitswesten um nicht übersehen zu werden.
Bereits seit Jahren nimmt die Zahl der Fahrradfahrer in London zu. Das liegt nicht nur an den angebotenen Leihrädern, sondern auch am immer größer werdenden Verkehrsproblem. Die Straßen werden stetig voller und auch die U-Bahn ist immer öfter überfüllt. Mit den neuen Fahrradwegen will Londons Bürgermeister mehrere hunderttausende Pendler zum Umstieg auf das Zweirad bewegen. Nirgendwo in Europa haben Pendler einen so langen Weg zur Arbeit wie in London.
Mit der „Revolution auf zwei Rädern“ soll Fahrradfahren in London so normal und sicher werden wie in den Vorbildstädten Amsterdam, Berlin und Kopenhagen. Boris Johnson ist nicht nur überzeugt, dass sich dadurch die Verkehrslage entspannen lässt, sondern auch das Radfahren gesünder und vor allem glücklicher macht. Deshalb soll auch die Zahl der Leihfahrräder auf 11.000 Stück erhöht und um eine batteriegetriebene Flotte ergänzen werden. Angesichts der hehren Ziele zeigen sich sogar die Fahrradinitiativen positiv überrascht.