Einkaufsparadies der Deutschen
Ein Tag in Venlo
Feiertag in Teilen Deutschlands. Statt Allerheiligen zur Erholung oder zum traditionellen Gedenken an Heilige und Verstorbene zu nutzen, zieht es tausende Deutsche ins niederländische Venlo. Weder Gräber noch Kirchen sind das Ziel. Die knapp 100.000 Einwohner zählende Grenzstadt ist seit jeher beliebter Anlaufpunkt für Konsumwillige und Sparfüchse. Insbesondere Menschen aus dem benachbarten Nordrhein-Westfalen aber auch aus dem Nachbarland Belgien nutzen regelmäßig die Möglichkeit in Venlo einzukaufen.
In den Niederlanden gibt es weder Dosenpfand noch Kaffeesteuer. Alle Nahrungsmittel werden generell zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sechs Prozent verkauft. Um das Sparpotential auszunutzen, zieht es Deutsche seit Jahrzehnten über die Grenze. Ein Potential, dass auch die beiden Brüder Gerrit und Geurt Snetselaar erkannten.
Die Söhne eines Gemüse- und Obsthändler gründete zunächst ein Delikatessgeschäft im Zentrum von Venlo. Doch nach nur zwei Monaten stand das Unternehmen vor dem Aus. Sie beschlossen sich von nun an auf den deutschen Markt zu konzentrieren und bewarben mit Wurfzetteln ihre Angebote in der deutschen Grenzregion. Nachdem der Umsatz schon in der ersten Woche von 7.000 auf 30.000 Gulden stieg, perfektionierten sie ihr Konzept. Belächelt von den Landsleuten wurden alle Schilder im Laden konsequent auf Deutsch beschriftet. Auch die Bedienung erfolgt seither standardmäßig auf Deutsch.
Das Geschäft wurde 1961 eröffnete. Im Jahre 1963 reiste Geurt Snetselaar für eine Konferenz in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort erfuhr er von den „Two Guys from Harrison“. Nachdem er seinem Bruder Gerrit von den amerikanischen Handelskollegen erzählte, beschlossen beide ihre Laden „Die 2 Brüder von Venlo“ zu nennen. Heute kommen 96 Prozent der Kunden aus Deutschland. An Feiertagen sowie am Wochenende stürmen bis zu 30.000 Kunden den 4.500 Quadratmeter großen Laden. An diesen Tagen ist der gut sortierte Supermarkt genauso wie die Innenstadt kein Ort für Menschen mit Platzangst.
Ob mit dem Auto oder mit dem Zug – kaum ein Weg scheint zu weit. Dabei haben es die Einkaufswütigen nicht nur auf Getränkedosen, Kaffee und Tee abgesehen. Auch die niederländischen Spezialitäten erfreuen sich großer Beliebtheit. So landen auch tiefgekühlte Frikandeln, Hagelslag und Vla im Einkaufswagen. Wer nicht nur auf die Brüder setzt sondern auch andere Supermärkte wie Albert Heijn besucht, der wird viele weitere Produkte entdecken, die hierzulande unbekannt sind.
An Samstagen lädt der Venloer Markt zum Bummeln ein. Ob Blumen, Clogs oder Käse – auch hier wird der Konsumhunger gestillt. Trotzdem lohnt sich die Anreise aus reinen Spargründen nur selten. Nur wer eine Reise nach Venlo als Tagesauflug begreift, kommt auf seine Kosten. Schließlich bietet die Stadt an der Maas viel mehr als Einkaufsvielfalt. Nicht nur die romantischen Gassen der historischen Altstadt sondern auch die neue Uferpromenade mit seinen modernen Bauwerken lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Nach einem Besuch der unzähligen Straßencafés oder einer Tüte echt holländischer Pommes locken gleich zwei größere Museen. Während im Limburgs Museum die Gesichte der niederländischen Provinzen Limburg auf dem Programm steht, bietet das Museum van Bommel van Dam moderne Kunst.