Buchrezension

U-Bahnhöfe Berlin

publiziert am 14.12.2013 in Berlin, Rezensionen | kein Kommentar

Unaufhörlich sausen die sonnengelben Züge der Berliner U-Bahn auf zehn Linien mit einer Gesamtlänge von 146 Kilometern durch die Hauptstadt. Sie verbinden 173 U-Bahnhöfe, die meisten davon unterirdisch. Allein 2012 wurden 507 Millionen Fahrgastfahrten gezählt. Kein öffentliches Verkehrsmittel befördert in Berlin mehr Menschen als die Untergrundbahn. An Werktagen bis zu 1,5 Millionen. Angesichts dieser beeindruckenden Zahlen muss die U-Bahn als Aorta des Berliner Verkehrsnetzes bezeichnet werden. Der Lastesel der Stadt bestimmt den Takt Berlins, den Rhythmus der Hauptstadt.

Wer um die zuletzt von Weltkrieg und Teilung geprägte Geschichte Berlins weiß, der wird hier keine prunkvollen U-Bahnstationen wie zum Beispiel im Moskau erwarten. Dennoch verbergen sich in Berlins Untergrund einige Perlen der Bahnhofsarchitektur. Der Bildband vom Fotografen Ulf Buschmann will die Augen öffnen für die Kunst, die wir jeden Tag sehen, aber in der Hektik des Alltags häufig übersehen oder zumindest nicht angemessen wahrnehmen. In seinem Buch „U-Bahnhöfe Berlin“ porträtiert er 20 der 173 Berliner U-Bahnstationen.

Wie für einen Fotoband üblich, werden in dem Buch nicht viele Worte verloren. Stattdessen brillieren die seitenfüllenden Fotografien. Mal steht das große Ganze im Auge des Betrachters, dann wieder wird die Aufmerksamkeit auf kleine Details wie Hinweisschilder, Lautsprecher und Mosaike gelenkt. Für jede U-Bahnstation stehen zwischen vier und sechs Seiten zu Verfügung. Nichts soll von den verschieden großen Fotos ablenken und so beschränkt sich Buschmann bei der Informationsvermittlung auf die knallharten Fakten: Bahnhofsname, Linie, Eröffnungsdatum, Architekt. Auf einem Ausschnitt des Berliner S- und U-Bahnnetzes wird die Lage der jeweiligen Station eingeordnet.

Gleich der erste vorgestellte Bahnhof, die Station Paulsternstraße, zeigt wie bunt und verspielt U-Bahnhöfe gestaltet werden können. Es folgen arabeske, klassizistische und postmoderne Bahnhöfe, außerdem Stationen die im Jugendstil und in Pop Art gehalten sind. Alle waren nicht nur bei ihrer Eröffnung am Puls der Zeit, sondern wirken bis heute künstlerisch zeitlos. So auch der neuste U-Bahnhof Berlins, die Station Bundestag. Trotz der großen Mengen an purem Beton, die dort zu sehen sind, wirkt der Bahnhof zurückhaltend elegant.

Und so stellt der Betrachter schnell fest, dass eine Fahrt durch das Berliner U-Bahnnetz gleichsam eine Fahrt durch über hundert Jahre Architektur- und Designgeschichte ist. Wer den Bildband von Ulf Buschmann studiert hat, wird die bisher als unscheinbar empfundenen Stationen mit ganz anderen Augen sehen. Und das Buch zeigt auch, dass es sich manchmal lohnen kann, einfach in der Bahn sitzen zu bleiben und Stationen außerhalb des touristischen Zentrums zu besuchen.

U-Bahnhöfe Berlin*
von Ulf Buschmann

Berlin Story Verlag, Berlin
ISBN: 978-3-86368-027-5
96 Seiten, 16,80 EUR (versandkostenfrei bestellen*)

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