Blick hinter die Kulissen
Führung beim WDR in Köln
Wer eine Metropole richtig kennenlernen möchte, der sollte auch ein Blick hinter die Kulissen werfen. Bei einer Führung beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) kann diese Metapher wörtlich genommen werden. Schließlich ist Köln die Heimat eines echten Mediengiganten. Der WDR ist nämlich nicht nur die größte Sendeanstalt der ARD, sondern auch der größte Sender seiner Art in Kontinentaleuropa. Bei einer Besucherführung gibt es also viel zu entdecken. Wir haben uns ein Bild davon gemacht.
Los geht es im Besucherzentrum in der Elstergasse, direkt gegenüber den WDR-Arkaden. Ein etwa zehnminütiger Film stimmt die angemeldeten Besucher auf die folgende Führung ein. Er gibt einen verständlichen Überblick über Aufgaben, Organisation und Arbeitsweisen des WDR und macht die Dimensionen der Rundfunkanstalt deutlich. So mancher Zuschauer staunt nicht schlecht darüber, welche bekannten Fernsehsendungen vom WDR produziert werden.
Nach einigen Hinweisen, zum Beispiel darauf dass alles fotografiert werden darf bis auf die Gebäudepläne, beginnt die eigentliche Führung. Während der folgenden zwei Stunden geht es durch scheinbar endlose Gänge über unzählige Stockwerke. Weil alle WDR-Gebäude durch Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind, spazieren wir während der Führung unbemerkt durch weite Teile der Kölner Innenstadt. Man sollte also gut zu Fuß sein, alleine schon wegen der vielen Treppen.
Erstes Ziel ist der Keller des Fernsehhauses. Hier befinden sich mit den Kulissen bekannter TV-Sendungen und der umfangreichen Fernsehtechnik genau die Dinge, die für die meisten Führungsteilnehmer am spannendsten sind. Weil der WDR schon allein aufgrund der Platzverhältnisse kaum mit festen Studios arbeitet, ist es bei jeder Führung eine Überraschung, welche Kulissen im Moment aufgebaut sind.
An diesem Sonntagmittag stolpern wir zuerst in das bereits für den Folgetag aufgebaute Studio der ARD-Talkshow „hart aber fair“. Platz genommen auf der Tribüne, stellt sich Ernüchterung ein. Das Studio wirkt abgenutzt, blass und klein. Kein Wunder, wenn es doch beinahe wöchentlich komplett auf- und wieder abgebaut wird. Erst die hunderten Scheinwerfer unter der Decke lassen die Kulisse im gewohnten Glanz erstrahlen. Und dadurch verschwinden auch die Blessuren in der nicht besonders hochwertigen Kulisse, versichert uns die charmante Führerin, die nicht nur Anekdoten erzählt sondern auch Sachverstand besitzt.
Ganz anders sieht es da nur ein paar Schritte weiter aus, wo bereits alles für die kurz bevorstehende Sendung der Sportschau vorbereitet ist. Auch wenn weit und breit kein Mensch zu sehen ist, erstrahlt die bekannte Kulisse in ihren charakteristischen Blautönen. Anders als bei den anderen Kulissen darf man hier nicht ganz nah ran. Der blaue Boden darf nicht betreten werden, mahnt ein großes Schild. Er würde zu schnell verkratzen. Also bleibt ein fernes Foto, bevor es nebenan an den Moderationstisch der Servicezeit geht. Hier darf man sich wieder einmal wie der Moderator selbst fühlen und alles aus der Nähe begutachten. Einweisung in einen Teleprompter inklusive.
Vorbei am Studio des Presseclubs, das wegen einer derzeit stattfindenden Live-Sendung nicht betreten werden darf, geht es nun ins Funkhaus am Wallrafplatz. Hier hat der Hörfunk seine Räume. Doch bevor es dorthin geht, machen wir einen Abstecher in den „Großen Sendesaal“. Der Konzertsaal mit seiner freundlichen Holztäfelung und imposanten Orgel bietet Platz für rund 800 Gäste. Im gleichen Gebäude besitzt er mit dem „Kleinen Sendesaal“ einen Bruder, der das Publik durch seine intime Atmosphäre besonders nah an die Musik heranlässt.
Den Abschluss der Führung bildet die Besichtigung der Räumlichkeiten, in denen Hörspiele für die Radiosender produziert werden. Das traditionsreiche Hörspiel erfährt derzeit eine Renaissance, was sicherlich auch dem Hörbuch geschuldet ist. Der Raum mit seinen unzähligen Eigenarten ist genauso spannend wie die ausgetüftelten Erfindungen, mit denen im Studio die unterschiedlichsten Situationen vertont werden. Ein Ort, der vor allem bei den Kindern Begeisterung weckt.
Beendet wird die Führung im Funkhaus am Wallrafplatz. Der berühmte Paternoster im Foyer des Funkhauses dient als letztes Fotomotiv. Mitfahren dürfen wir leider nicht, dies ist aus Versicherungsgründen den Mitarbeitern des WDR vorbehalten.