Edelkino in München eröffnet
Gloria Palast bietet Champagner zum Film
Braune, breite Ledersessel. Verstellbare Rückenlehne. Reichlich Beinfreiheit und ein eigener Hocker. Ein bisschen sieht der neue Kinosaal des Münchener Gloria Palastes am Karlsplatz aus wie die Business Class einer Fluggesellschaft. Dazu tragen sicherlich auch die an die Armlehnen angeschlossenen Tische bei, auf denen bevorzugt Champagner und Meeresfrüchte serviert werden. Das Filmtheater, das wie der nahegelegene Mathäser Filmpalast zu Kinopolis gehört, wurde mehrere Monate geschlossen und zu einem Edelkino umgebaut. Am gestrigen Mittwoch war Eröffnung mit dem Thriller „Jack Reacher“.
Eigentlich sollte man meinen, dass eine Stadt wie München, die als wohlhabendste Metropole der Republik gilt, seinen Cineasten entsprechend hochwertige Vorführstätten biete. Bis auf die mit 38 Plätzen intime Cinema Lounge im Bayrischen Hof suchte man exklusive Kinos in München bisher allerdings vergeblich. Nun will der Gloria Palast aber ein ganz neues Publikum ansprechen. Konzert-, Opern- und Theatergänger sollen im Gloria auf elegantes und bequemes Mobiliar, kalte und warme Speisen, einen exquisiten Service und niveauvolle Filme treffen und dadurch das Kino als Kulturstätte wiederentdecken.
Von einst 500 Sitzplätzen sind lediglich 240 übrig geblieben. Aber nicht nur der Kinosaal selbst, sondern auch anderen Räume wurden aufgehübscht. Dennoch präsentieret sich die lederverkleidete Bar klassisch. Schließlich wurde die Optik der 1950er-Jahre, in denen das Kino eröffnet wurde, beibehalten. Nur bei der Technik sucht man Retro vergeblich. Die Digitaltechnik genügt höchsten Ansprüchen. Eine weitere Besonderheit bietet der Balkon, der in eine separate Lounge mit Holzvertäfelung und Sofas umfunktioniert wurde. Statt Werbung gibt es Kurzfilme und Liveaufführungen.
Keine Frage, so viel Exklusivität hat seinen Preis. So ist es kaum verwunderlich, dass sich die Preise bei halbierter Platzanzahl verdoppelt haben. Eine Kinokarte gib es ab 17,50 Euro, dafür sind die Edelsnack wie Antipasti und Schokoladenvariation vergleichbar angemessen kalkuliert. Popcorn gibt es übrigens immer noch.
Für München ist der neue Gloria Palast eine wichtige Bereicherung des Kinoangebots. Immerhin haben einige Filmverleiher bereits angekündigt, das mondäne Kino in Zukunft auch für Premieren nutzen zu wollen, die mangels geeigneter Stätten momentan hauptsächlich in Berlin stattfinden. Bleibt zu hoffen, dass das neue Konzept auch die Besucherzahlen ankurbelt. Schließlich müssen sich Kinobetreiber in Zeiten des Heimkinos und der Filmpiraterie schon einiges einfallen lassen, um Zuschauer anzulocken.