Spontan auf den Berliner Reichstag
Dachterrasse und Kuppel wieder leichter zugänglich
Die Warteschlange vor dem Reichstag gehörte viele Jahre zum Bild der Hauptstadt. Als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Berlin zog der Sitz des Deutschen Bundestags jährlich Millionen an. Vor allem die geräumige Dachterrasse mit der begehbaren Glaskuppel war das Ziel. Wer den tollen Ausblick über Berlin genießen wollte, der reihte sich einfach ein in die wartende Menschenmenge. Nach einer obligatorischen Sicherheitsprüfung, die der am Flughafen ähnelt, ging es mit dem Aufzug hinauf auf das Dach des Reichstags.
Nachdem der Reichstag ins Visier von radikalen Islamisten gelangt ist, wurden Dachterrasse und Kuppel als Folge einer Terrorwarnung im November 2010 komplett für Besucher gesperrt. Später war der Besuch nur im Anschluss an andere Besuchsangebote im Bundestag möglich.
Im April 2011 wurde der beliebte Besichtigungsort wieder freigegeben. Allerdings waren seitdem keine spontanen Besuche mehr möglich. Mindestens drei Tage vor dem geplanten Besuch mussten sich Interessierte mittels Internet, Post oder Telefax anmelden. Nach positiver Überprüfung durch den Besucherdienst des Bundestags erhielten sie eine Zusage und konnten dem Reichstag aufs Dach steigen.
Seit Dienstag dieser Woche wird den Besuchern der Zugang auf den Reichstag wieder erleichtert. Der Besucherdienst hat eine Außenstelle an der südlichen Seite der Scheidemannstraße eingerichtet. Neben dem Berlin Pavillon können sich Besucher nun spontan anmelden. Allerdings wird auch hier ein Vorlauf von zwei Stunden benötigt. Nach Eröffnung der Außenstelle bildete sich vor dem Container bereits eine Schlange mit mehr als 50 Personen.
Zählte der Reichstag vor der Einführung der Anmeldepflicht jährlich rund drei Millionen Besucher, ist das Interesse nach Einführung der bürokratischen Regelung stark zurückgegangen. Im Jahr 2011 konnten nur 1,7 Millionen Gäste gezählt werden. Der deutliche Besucherrückgang ist sicherlich auch mit der Unwissenheit vieler Touristen zu erklären. Mit der neuen Lösung will der Besucherdienst des Bundestags schon dieses Jahr wieder in Richtung der alten Besucherzahlen zielen.
Mit einem Rückgang der Terrorgefahr hat die neue Regelung jedoch nichts zu tun, wie Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald betonte. Er machte außerdem deutlich, dass der 18 Quadratmeter große Container mit zwei Schaltern nur eine längerfristige Übergangslösung sei, bis in etwa acht Jahren das geplante unterirdische Besucherzentrum fertiggestellt sei.
Natürlich können sich Besucher auch weiterhin im Vorfeld für eine Besichtigung anmelden und dabei wie gewohnt einen festen Termin vereinbaren. So lassen sich mögliche Wartezeiten bei der spontanen Anmeldung umgehen.
Touristen sollten bei ihrer Planung berücksichtigen, dass die Reichstagskuppel in diesem Jahr noch zwischen dem 9. und 13. Juli, dem 23. und 27. Juli sowie dem 8. und 12. Oktober wegen Reinigungs- und Wartungsarbeiten gesperrt ist. Die Dachterrasse jedoch bleibt auch bei Kuppelsperrungen zugänglich.