Buchrezension
„36 Hours – 125 Wochenenden in Europa“
publiziert am 19.08.2014 in Rezensionen | kein Kommentar
Die Wochenenden sind gerettet, zumindest wenn man dieses Buch der „New York Times“ sein Eigen nennt. Bereits seit 2006 gibt es in der ehrenwerten Tageszeitung die Kolumne „36 Hours“, die regelmäßig von verschiedenen Redakteuren der Zeitung bedient wird. Darin geben die reiseerfahrenen Autoren für jeweils eine Destination ein persönlich ausgearbeitetes Wochenendprogramm zum Besten. Barbara Ireland hat diese Kolumnen zu einem Buch zusammengefasst, nicht ohne sie vorher zu aktualisieren.
Europa ist so vielfältig wie kein anderer Kontinent. Weitreichende Geschichte, spätestens alle paar hundert Kilometer neue Kulturen und ständig wechselnde Landschaften. Und all das ist in maximal drei Flugstunden zu erreichen. Eigentlich unmöglich also, dass jemand in Europa nicht weiß wohin, und wenn, dann höchstens wegen der zu großen Auswahl. Wer dennoch Inspiration sucht, der findet sie in Irelands Buch gleich 125-mal.
Der Großteil der vorgestellten Destinationen in „36 Hours – 125 Wochenenden in Europa*“ sind Metropolen oder zumindest Großstädte. Es geht aber auch nach Bodrum und Cinque Terre, auf Hiddensee und die Isle of Skye. Weil man den meisten Reisezielen im Buch mit einem knappen Wochenende aber nicht ansatzweise gerecht wird (und auch nicht werden will), sind zumindest einigen urbanen Zielen mehrere Stadtrundgänge gewidmet. So kann man London klassisch oder literarisch erkunden, sich mit Kindern oder nur im Osten der Stadt bewegen.
Das in fünf geografische Kapitel unterteilte, reich bebilderte und bunt illustrierte Buch ist kein Reiseführer, sondern eine in pinkfarbenem Baumwollstoff gebundene Sammlung von Erfahrungen. Und genau diese persönlichen Erfahrungen sind es, die die Lektüre ausmachen. Echte Kenner verraten, in welcher Kneipe man in Pilsen das süffigste Bier serviert bekommt, welchen Flohmarkt man in Reykjavík besuchen sollte und wo man in Warschau mit Aussicht schwimmt. Geheimtipps mischen sich mit Klassikern.
Die als konkreter Zeitplan aufgebauten Rundgänge verstehen sich mehr als Empfehlungen, denn als Regeln. Die im Titel genannten 36 Stunden sind eher ein Durchschnitt, als Gesetz. Die 4.500 mit Umsicht geplanten Reisestunden werden durch 400 unaufdringliche Hotelempfehlungen ergänzt, die versuchen jeden Geldbeutel zu berücksichtigen.
Zu den rund 800 Fotos, fast durchweg aus dem Archiv der „New York Times“, gesellt sich pro Destination eine kleine Karte, auf der die Stationen der Programmempfehlung markiert sind. Einzigartig ist das Themenregister am Ende des über 600 Seiten umfassenden Wälzers, in dem man sekundenschnell alle Einträge findet, die sich zum Beispiel mit Goethe, Jazz oder Schokolade beschäftigen.
„36 Hours – 125 Wochenenden in Europa“ ist ein herrlicher Schmöker, selbst wenn man damit nur auf dem Sofa verreist. Obwohl es gleich fünf farbige Lesezeichenbänder gibt, sind es viel zu wenige, um sich all die besuchenswerten Orte zu markieren. Man sollte mit der realen Erkundung also nicht zu lange warten, zumal es diese Kolumnensammlung auch noch für die anderen Kontinente gibt.
36 Hours – 125 Wochenenden in Europa*„
von Barbara Ireland (Hrsg.)
TASCHEN Verlag, Köln
ISBN: 978-3-8365-4664-5
ca. 644 Seiten
29,99 Euro (versandkostenfrei bestellen*)
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