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Eigentlich ist es ein schöner, moderner Brauch, der sich in den vergangenen Jahren über die Metropolen dieser Welt ausgebreitet hat: Verliebte Paare symbolisieren die Ewigkeit ihrer Liebe mit einem Vorhängeschloss, dass an die Brüstung einer Brücke gehangen wird. Nach dem Schließen werden die Schlüssel rückwärts über die Schulter in das unter der Brücke fließende Gewässer geworfen. Eine Sitte, die sich seit 2008 vermutlich aus Italien oder Osteuropa verbreitet hat.

Besonderer Beliebtheit erfreut sich die junge Tradition in Paris. Wo ließ sich schließlich besser die ewige Liebe schwören als in der romantischsten Stadt der Welt? Doch für die französische Hauptstadt werden die hunderttausenden Schlösser zur Last, im wahrsten Sinne des Wortes. Immer mehr Brücken über die Seine sind aufgrund der Belastung vom Einsturz bedroht. Im Juni 2014 brach bereits ein 2,4 Meter langer Abschnitt des Brückengeländers der Pont des Arts unter der Last der Liebe ein. Allein an dieser Brücke sollen die Schlösser ein Gewicht von 54 Tonnen ausmachen.

Last der Liebe wird zum Problem

Die Stadt sieht sich unter Zugzwang, ist aber dennoch relativ machtlos. Und so probiert es Paris seit dieser Woche mit der Kampagne „#LoveWithoutLocks“. Auf einem eigens errichteten Internetauftritt versucht die Metropole an die Vernunft der Liebenden zu appellieren und sie argumentativ davon zu überzeugen, keine weiteren Liebesschlösser mehr an Pariser Brücken zu befestigen. Stattdessen sollen sie sich doch mit einem Selfie begnügen und dieses versehen mit dem Hashtag im Internet veröffentlichen.

Auf dem Kampagnenportal heißt es: „Unsere Brücken können den Gesten eurer Liebe nicht länger standhalten. Befreit sie, indem ihr eure Liebe ohne Vorhängeschlösser erklärt.“ Im Pariser Rathaus ist man ohnehin der Meinung, dass Schlösser „nicht das Ideale seine, um die Liebe zu symbolisieren“. Deshalb fordern auf den Brücken nun Schilder auf, Selfies statt Schlösser als Liebesbeweis zu bemühen.

Brückengeländer könnten umgestaltet werden

Eine wirkliche Alternative zum Liebesschloss scheinen die Selfies aber bisher nicht zu sein. Unter dem beworbenen Schlagwort finden sich bisher kaum Fotos, stattdessen wird über Sinn und Unsinn der Kampagne diskutiert.

Laut der Pariser Stadtverwaltung soll die Kampagne nur „ein erster Baustein eines umfassenderen Aktionsplans“ gegen die Liebesschlösser sein. So soll es sogar Überlegungen geben, die Brückengeländer so umzugestalten, dass sich daran keine Vorhängeschlösser mehr befestigen lassen. Ein Verbot oder gar Strafen erwägt Paris jedoch nicht. Das wäre eine zu negative Botschaft an die Touristen der Weltstadt, für die das Anbringen eines Liebesschlosses heute genauso zum Pflichtprogramm gehört wie der Besuch des Eiffelturms.