Interview mit Patrick Hundt
Backpacker aus Leidenschaft
Patrick Hundt ist Backpacker aus Leidenschaft. Er bloggt nicht nur darüber, sondern hat kürzlich auch sein erstes gedrucktes Buch zum Thema veröffentlicht. Mit „No Worries*“ ist ihm ein Ratgeber gelungen, der angehenden Rucksackreisenden alle anstehenden Fragen beantwortet. Das Buch vermittelt Wissen, das unsicheren Backpackern die Angst vor der ersten Reise nimmt.
Hundt hat seinen Ratgeber betont sachlich verfasst und lässt Anekdoten und Erfahrungen nur dort einfließen, wo sie der Wissensvermittlung dienen. Wer spannende Reisegeschichten eines Weltenbummlers sucht, dem ist mit „No Worries“ nicht geholfen. Wer seinen Trip mit dem Rucksack jedoch gut vorbereitet antreten möchte, der sollte zu dieser Lektüre greifen.
Im Interview mit METROPOLEN.DE verrät Patrick Hundt wann man Backpacker ist, wie gut sich Metropolen für diese Reiseart eignen und welche Erfahrungen er bisher auf seinen Reisen gemacht hat.
Herr Hundt, wann ist man eigentlich Backpacker? Verdient man sich diese Bezeichnung erst, wenn man mit zwölf anderen in einem Schlafsaal nächtigt? Oder ist der Rucksack auf dem Rücken das internationale Erkennungszeichen?
Backpacking ist für mich nur ein etablierter Begriff, der individuelles Reisen beschreibt. Der Rucksack auf dem Rücken ist sicherlich ein Merkmal. Doch entscheidend ist, dass Backpacker nicht nur an einem Ort bleiben, sondern ein Land erkunden. Dabei schließen sie sich nicht einer organisierten Reisegruppe an, sondern planen alles selbst. Vieles ergibt sich dabei sogar spontan. Meistens denken wir beim Backpacking an Reisen in exotische Länder. Ganz oben auf den Wunschlisten von Backpackern stehen Südostasien und Lateinamerika.
Sind Backpacker ausschließlich junge Leute oder haben Sie auch schon betagtere Weltenbummler einen Rucksack schleppen sehen?
Nicht ausschließlich, aber überwiegend. Die meisten Backpacker sind zwischen 20 und 30 Jahren alt. Es sieht so aus als würden über 30-jährige immer seltener als Backpacker verreisen, was sicherlich durch die veränderten Lebenssituationen zu erklären ist. Entweder sie haben Kinder, was das Backpacken nicht gerade erleichtert, oder sie wollen sich etwas mehr Ruhe in einem komfortablen Resort gönnen.
Trotzdem gibt es auch ältere Backpacker. Ich habe mit der Zeit auch einige 50- und 60-jährige getroffen, die das Abenteuer suchen und die Welt auf ganz einfache Weise erkunden wollen. Ich persönlich komme mit den Älteren sogar besser zurecht. Sie haben viel zu erzählen und sind nicht nur auf der Suche nach dem nächsten billigen Bier.
Wenn man an Rucksackreisen denkt, dann denkt man an lange Fahrten in überfüllten Bussen und kurze Nächte in lauten Schlafsälen. Wie steht es um die Privatsphäre beim Backpacking?
Nach meiner Erfahrung hat man es überwiegend selbst in der Hand, wie viel Zeit man allein verbringen möchte. Klar, hin und wieder ist eine Busfahrt notwendig. Doch es kommt selten vor, dass man in einem lokalen Bus durch die Gegend juckelt und Einheimische auf seinem Schoß sitzen hat. In typischen Backpacker-Ländern kann man sich oft sehr gute Busse leisten, die einer Fahrt in Deutschland in nichts nachstehen.
Was Hostels anbelangt: Schlafsäle sind meist nur für Alleinreisende eine echte Option. Wer zu zweit reist, kann sich für den gleichen Preis ein Doppelzimmer leisten. Ich selbst leiste mir als Alleinreisender oft ein Einzelzimmer, da ich die Ruhe brauche. In vielen Ländern kostet das nur zwischen fünf und zwanzig Euro pro Nacht. Das ist es mir wert.
Ein Rucksack muss genügen! Hat Backpacking immer mit Verzicht zu tun?
Ja, Verzicht gehört zum Backpacking dazu. Aber das ist gar kein Problem. Das Schwierigste für Einsteiger ist sicherlich, sich zu entscheiden, was sie mitnehmen sollen und auf was sie verzichten können. Doch spätestens unterwegs merken sie dann, dass sie sich die Gedanken hätten sparen können und sogar immer noch zu viel Zeug dabei haben.
Ich finde es immer wieder eine schöne Erkenntnis, wie wenig wir wirklich brauchen, während wir uns die Wohnungen mit Zeug zustellen. Wenn ich durch das warme Thailand reise, am Strand liege und mir ein paar Tempel anschaue, brauche ich kaum mehr als Flip Flops, Shorts, ein paar T-Shirts und vielleicht noch eine Kamera.
Sie reisen schon seit vielen Jahren als Backpacker um die Welt. Was war bisher Ihr schönstes und was Ihr schlechteste Erlebnis?
Ich hatte weder das eine noch das andere. Ich konnte bisher jede Reise genießen und jede war anders. Die letzten Wochen in den USA waren wunderbar. Aber meine Zeit in Mexiko war es auch. Und Vietnam war ebenfalls schön. Alle auf ihre Art.
Auch wirklich schlechte Erlebnisse hatte ich bisher nicht. Aber natürlich gibt es Tage, an denen es nicht so läuft und alles ein bisschen nervt. Das trifft vor allem dann zu, wenn ich mir mal wieder den Magen verdorben habe. Das lässt sich in exotischen Ländern leider nicht ganz vermeiden. Wenn ich an die Nachteile des Backpackings denke, fallen mir zuerst diese Situationen ein. Doch abgesehen davon gibt es kein Grund zur Klage.
Wie gut eignen sich Metropolen für Rucksackreisen? Was sind die Vor- und was die Nachteile von Großstädten?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, mit seinem Rucksack auch Großstädte zu besuchen. Auf vielen Reiserouten liegt ohnehin eine Metropole. Meistens landet man dort nach einem langen Flug.
Die Unterkünfte sind dort oft etwas teurer, aber dafür gibt es besonders viele Hostels. In Großstädten steige ich daher doch oft auf Hostels um und begnüge mich auch mal mit einem Schlafsaal.
Ich mag beim Reisen vor allem die Abwechslung. Wenn ich gerade ein paar Wochen Strand und Dörfer hinter mir habe, komme ich gerne mal in eine Großstadt zurück und genieße die modernen Annehmlichkeiten. Ob ein Kino, ein gutes Restaurant oder einfach ein Starbucks: Das alles hat schon seinen Reiz, wenn ich einige Zeit einfacher gereist bin.
Welche Metropolen haben Sie bereits mit Ihrem Rucksack bereist und welchen davon fanden Sie lohnenswert bzw. überflüssig?
Puh, die kann ich hier gar nicht alle aufzählen. Ich war in vielen Großstädten der USA, Australiens, Südostasiens, Lateinamerikas und natürlich auch Europas.
Es ist leichter, die überflüssigen zu nennen: Ich mochte Los Angeles, Lima (Peru) und Hanoi (Vietnam) nicht so sehr. Auch Melbourne in Australien fand ich eher langweilig. Doch ich bin mir sicher, dass es Reisende gibt, die das ganz anders sehen. Reisen ist eben auch immer Geschmacksache.
Besser gefielen mir da Hongkong, Singapur, Mexico City und New York. Alle vier kann ich nur für eine begrenzte Zeit aushalten, da sie sehr eng und laut sind. Doch für einige Tage finde ich sie sehr faszinierend.
In der Redaktion gibt es lediglich einen Punkt, der die meisten davon abhält, als Backpacker zu verreisen: Wohin mit Fotoausrüstung und Laptop? Auf die Spiegelreflexkamera und zumindest das nötigste Zubehör möchte schließlich niemand verzichten, wenn er schon eine so besondere Reise unternimmt. Wie kann man die wertvolle Technik sicher transportieren und wo lässt man sie, wenn man mal ohne unterwegs sein will?
Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Reise soll so besonders sein, dass man unbedingt die schönsten Fotos schießen will. Doch dann unternimmt man diese potenziell besondere Reise gar nicht, weil man Angst um seine Ausrüstung hat? Ich würde in diesem Fall die Prioritäten nachjustieren.
Ich nehme nichts auf Reisen mit, dessen Verlust ich nicht verschmerzen könnte. Das heißt, ich würde keine 5.000 Euro teure Kameraausrüstung auf eine Backpacking-Reise mitnehmen. Die ständige Sorge um das teure Equipment würde mir vermutlich den Spaß an der Reise nehmen. Eine Kamera für 300 Euro tut es aus meiner Sicht auch.
Aber auch die soll ja nicht wegkommen. Daher treffe ich je nach Land unterschiedliche Maßnahmen. In sehr sicheren Ländern wie Thailand lasse ich meine Ausrüstung im Zimmer liegen, wenn ich sie nicht mit mir herumtragen möchte. Sollte mein Zimmer ein Schlafsaal sein, verstaue ich sie in dem Schließfach, das es in jedem halbwegs guten Hostel gibt. In vielen Unterkünften gibt es auch einen Safe an der Rezeption.
In etwas weniger sicheren Ländern gibt es in den Zimmern von Gästehäusern meistens einen Safe, in dem ich alles wegschließe, sobald ich das Zimmer verlasse. Doch nicht immer gibt es diesen Safe und vor allem gibt es noch unsicherere Länder. In Südafrika hatte ich daher einen mobilen Safe dabei (TravelSafe von Pacsafe*). Dabei handelt es sich um einen sicheren Beutel, den man an einem festen Gegenstand anschließen kann.
So ist mir auf all meinen Reisen noch nie etwas abhandengekommen. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich immer ein Restrisiko. Daher gilt weiterhin mein erster Tipp: Keine unnötig teure Ausrüstung mitnehmen!
Welche Destinationen möchten Sie unbedingt noch bereisen und wohin geht ganz konkret Ihre nächste Rucksackreise?
Ich komme gerade von einem langen USA-Trip zurück. Nun habe ich erstmals seit zwei Jahren keine konkrete Reise geplant. Doch im Hinterkopf schwebt der Gedanke, im Herbst – wenn es in Deutschland düster, kalt und nass wird – für ein paar Wochen nach Lateinamerika zu reisen, um dort mein Spanisch weiter zu verbessern. Ich bin noch überhaupt nicht zufrieden mit meinen Spanischkenntnissen. Und am besten lernt es sich vor Ort.
Eine Liste mit Zielen, die ich unbedingt besuchen möchte, habe ich übrigens nicht. Ich bin da nicht ganz so fanatisch wie andere Reiseliebhaber. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich schon so viel sehen konnte. Einige Orte würde ich wieder besuchen. Und ich bin mir sicher, dass mir noch viele Reiseziele einfallen werden, sobald ich wieder meinen Rucksack aufsetze.