„Manhattanhenge“

Sonnenuntergang elektrisiert New York

publiziert am 11.07.2014 in New York | kein Kommentar

Heute und morgen ist es wieder so weit, zum letzten Mal in diesem Jahr. In New York geht die Sonne unter, und tausende Menschen werden dabei sein. Was an einem Sonnenuntergang so besonders sein soll? Nur viermal im Jahr, jeweils an zwei darauf folgenden Tagen, steht die Sonne so, dass sie in gerader Linie durch die Hochhausschluchten der Ost-West-Straßen von Manhattan untergeht. Am ersten Tag geht sie exakt auf das Straßennetz ausgerichtet unter, am folgenden Tag nicht mehr zu 100 Prozent, aber ganz nah dran.

Bester Standpunkt

Dieses Naturschauspiel, das jeweils Ende Mai und Mitte Juli, also etwa drei Wochen vor bzw. nach der Sommersonnenwende zu sehen ist, ist freilich kein neuzeitliches Phänomen. Bereits seit Jahrhunderten kann man dem Feuerball dabei zusehen, wie er von Hochhäusern eingerahmt die Stadt verlässt. Doch jahrhundertelang schien es niemand recht wahrzunehmen, bis der in den Staaten populäre Astrophysiker Neil deGrasse Tyson 2002 einen Fachartikel darüber veröffentlichte. Der am American Museum of Natural History tätige Naturwissenschaftlicher taufte das Phänomen „Manhattanhenge“, abgeleitet von Stonehenge in England.

Seit seiner Publikation entwickelte sich „Manhattanhenge“ innerhalb kurzer Zeit zum großen Spektakel für Einwohner und Touristen. Voller Stolz verkünden die Medien mittlerweile die Daten, an denen das Ereignis wieder stattfindet. Tausende Schaulustige versammeln sich an den Sommerabenden auf den großen Durchgangsstraßen, von denen man den besten Blick auf das Schauspielt hat. Ideal eignen sich die 14., 23., 34., 42. und 57. Straße. Besonders beliebt sind die 34. und 42. Straße, weil hier das Chrysler Building und das Empire State Building als Rahmen für fantastische Fotomotive diene.

Wetter muss mitspielen

Damit man die Magie von „Manhattanhenge“ erfahren kann, benötigt man nicht nur einen Standpunkt in einer Straße mit freiem Blick zum Westhorizont, sondern auch gutes Wetter. Manchmal kann das seltene Ereignis wegen starker Bewölkung oder Regen nicht gesehenen werden. Spielt das Wetter jedoch mit, dann sorgt „Manhattanhenge“ für eine ganz spezielle Stimmung auf der Insel. Während die untergehende Sonne die schnurgeraden Ost-West-Straßen mit einem einzigen Sonnenstrahl durchleuchtet, so dass es keine Schatten der links und rechts stehenden Gebäude gibt, scheint die sonst so hektische Metropole für einige Minuten stillzustehen. Alle Beobachter genießen gemeinsam die mystische Atmosphäre, die elektrisiert.

Einige Touristen versuchen ihre Reise nach New York mittlerweile so zu planen, dass sie zum Spektakel in der Stadt sind. Wer im Sommer nicht im Big Apple ist, der kann etwas Ähnliches auch im Winter erleben. Anfang Dezember und Anfang Januar ist der Stand der Sonne ganz ähnlich, nur dass sie dann nicht in den Häuserschluchten unter-, sondern aufgeht.

Tipps zum Fotografieren

Wer diesen weltweit einzigartig urbanen Sonnenuntergang fotografisch festhalten möchte, der sollte sich etwa eine Stunde vor dem angekündigten Beginn von „Manhattanhenge“ in einer der genannten Straßen einfinden. Die Kamera wird am besten auf einem Stativ positioniert, damit trotz des immer weniger werdenden Lichts scharfe Fotos entstehen können. Weil der Moment, in dem die Sonne genau in der Straße steht, sehr kurz ist, sollte die Kamera unbedingt vorab eingestellt und ein paar Probefotos geschossen werden.

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