Blind Booking
Reisen auf gut Glück
Blind Dates kennt jeder, doch Blind Booking ist für viele Urlauber noch ein unbekannter Reisebegriff. Dabei ist das blinde Buchen von Flügen oder Hotels keine Neuheit. Bereits seit geraumer Zeit können Reiselustige bei Germanwings Überraschungsflüge buchen. Nachdem einer der derzeit vier angebotenen Abflughäfen ausgewählt wurde, müssen die möglichen Ziele durch Wahl einer Interessenskategorie eingeschränkt werden. Zur Auswahl stehen abhängig vom Abflughafen zum Beispiel „Kultur“, „Metropolen“, „Party“, „Shopping“, „Sonne und Strand“ und „Wandern und Natur“. Vorab kann man einsehen, welche Flugziele in die jeweiligen Kategorien fallen. So kann es bei der Wahl von „Metropolen Westeuropa“ sowohl nach Barcelona, London und Rom gehen aber eben auch nach Berlin. Wer partout vermeiden möchte seinen Kurzurlaub im Inland verbringen zu müssen oder bereits besuchte Reiseziele ausschließen will, der kann eine geringe Anzahl unerwünschter Destinationen gegen Aufpreis aussondern.
Der Ticketpreis von derzeit meist 33 Euro pro Stecke wird im Vorfeld natürlich angezeigt. Auch zeitliche Flexibilität wird nicht gefordert. Urlauber geben wie bei jeder anderen Buchung auch ihre gewünschten Reisedaten an. Lediglich Spontanität für das Ziel müssen die Passagiere mitbringen. Dafür kommen sie in den Genuss günstiger Flugtickets. Doch auch die Fluglinie profitiert vom Blind Booking, weil sie mit der Methode ihre Restplätze verkaufen kann. Die Fluglinien versichern, dass Reisende bei vorhandenem Platzangebot auch weiter entfernte und damit vergleichsweise teure Ziele erhalten. Es werden also nicht nur Destinationen vergeben, die der Kalkulation des Anbieters zugutekommen. Wohin es aber letztlich geht, erfährt der Passagier erst nach Vollendung der Buchung.
Was mit Flügen funktioniert, kann mit Hotels nicht verkehrt sein, dachte sich auch der Reiseveranstalter FTI mit Sitz in München. Das Unternehmen bietet das Hotelroulette vor allem für die Türkei an, hat aber auch immer wieder andere Länder im Angebot. Im Vorfeld können die Kunden natürlich eine gewünschte Urlaubsregion auswählen. Die Wahl einer Hotelklassifizierung verhindert, dass Luxushungrige in einem Budgethotel nächtigen müssen. Welches Hotel den Urlaubsgästen letztlich zugelost wurde, erfahren sie in der Regel erst von der Reiseleitung vor Ort. Das zumindest hält die Spannung bis zur letzten Sekunde aufrecht.
Auch bei der blinden Hotelbuchung gilt, dass Urlauber im Vergleich zur Direktbuchung einen preislichen Vorteil genießen während der Veranstalter die Bettenauslastung erhöhen kann. Besonders gerne werden über Blind Booking Überkapazitäten in der Nebensaison verkauft.
Nieten in der Lotterie würden die Kunden vergraulen, weswegen bei seriösen Anbietern, egal ob von Flügen oder Hotels, nicht mit bösen Überraschungen gerechnet werden muss. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Glücksreisen nicht für jedes Unternehmen lohnen. So stellte Condor sein „Joker Fliegen“ im vergangenen Jahr ein und auch beim Veranstalter Neckermann verabschiedete man sich schon nach kurzer Zeit vom Blind Booking.
Mit Mängeln muss sich übrigens kein Kunde zufrieden geben. Denn auch wenn er seinen Flug oder sein Hotel auf gut Glück gebucht hat, verzichtet niemand auf seine Rechte. Ob Flugverspätung oder heruntergekommenes Zimmer – Reisende haben die gleichen Ansprüche wie bei konventioneller Buchung.