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Literatur

Jenseits von gedruckten Reiseführern gibt es einige ratsame Bücher, die durch ihre Erzählungen ein Bild vom früheren oder heutigen Berlin zeichnen. Die folgenden Empfehlungen seien all jenen ans Herz gelegt, die sich auf literarische Weise einen Eindruck von der Bundeshauptstadt, ihren Bewohnern und deren Geschichten machen wollen.

Berlin Alexanderplatz (1929)
von Alfred Döblin
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Die Geschichte des Transportarbeiters Franz Biberkopf, der, aus der Strafanstalt Berlin-Tegel entlassen, als ehrlicher Mann ins Leben zurückfinden möchte, ist der erste deutsche Großstadtroman von literarischem Rang. Das Berlin der Zwanzigerjahre ist der Schauplatz des Geschehens. Dabei wird die Großstadt selbst zum Gegenspieler des gutmütig-jähzornigen Franz Biberkopf, der dieser verlockenden, aber auch unerbittlichen Welt zu trotzen versucht.

Mit Berlin Alexanderplatz vollzog Döblin die radikale Abkehr vom bürgerlich psychologischen Roman. Hier wurde kein Einzelschicksal analysiert. Das kollektive Geschehen, das Allgemeine einer menschlichen Situation erfuhr hier eine gültige dichterische Gestaltung. Der Roman zählt zu den großen Epen unserer Zeit.

In Berlin (1994)
von Irina Liebmann
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Berlin in den späten Achtzigerjahre. Eine Frau war für einige Tage zu Besuch in Wien und kehrt zurück nach Ostberlin. Aus dem Flugzeugfenster sieht sie auf die Welt, in die sie kommt: eine Welt des Stillstands und der Auflösung. Hier beginnt der Roman, und auch die Liebesgeschichte, die sich fortsetzt, als die Protagonistin in den Westen der Stadt ausreist. Dort gerät alles in Bewegung, die eigene Kindheit taucht aus der Erinnerung auf, vermischt sich mit der Gegenwart und der Liebe zu einem Mann und dem Wirbel der politischen Vereinigung.

Die zerteilte Stadt Berlin als Spiegelbild der Seele: Irina Liebmann fragt nach den Bedingungen unserer Existenz, der Beziehung zwischen dem Privaten und dem Politischen.

Russendisko (2000)
von Wladimir Kaminer
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Es ist eine spontane Entscheidung. Die Fahrkarte von Moskau nach Berlin kostet nur 96 Rubel, er braucht kein Visum, und außerdem lockt das Abenteuer - kurzerhand packt Wladimir Kaminer seine Sachen und reist im Sommer 1990 nach Deutschland. Berlin erweist sich schnell als ganz besondere Stadt. Hier trifft Wladimir seine zukünftige Frau Olga, ruft die Russendisko ins Leben und bringt sich mit dem russischen Lehrbuch "Deutsches Deutsch zum Selberlernen" eine neue Sprache bei. Mit hintergründigem Witz und umwerfendem Charme erzählt Wladimir Kaminer von unvergesslichen Menschen, ungewöhnlichen Begegnungen und dem ganz normalen Wahnsinn seines neuen Lebens in Berlin.

"Beobachten statt phantasieren" - so lautet das Motto des russischen, in Berlin lebenden Erfolgsautors. Mit scharfem Blick für die Skurrilitäten des Alltags beschreibt Kaminer Menschen und Schicksale in Deutschlands junger Hauptstadt.

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1978)
von Christiane F.
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Im Alter von zwölf Jahren kommt Christiane F. in einem Jugendheim zum Haschisch, kurz darauf in einer Diskothek zum Heroin. Sie wird süchtig, geht vormittags zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls heroinabhängigen Freunden auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Die Berlinerin Christiane F. erzählt mit minuziösem Erinnerungsvermögen und rückhaltloser Offenheit ihre traurige Geschichte. Ein Buch, das in den 1970er-Jahren Deutschland erschütterte - und bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.