Potsdamer Platz
Der nach der Wiedervereinigung wieder in den Mittelpunkt Berlins gerückte Potsdamer Platz bildet das neue westliche Zentrum der Metropole. Die aus zahlreichen spektakulären Bauten sowie zehn Straßen bestehende Doppelplatzanlage ist mit täglich 100.000 Besuchern nicht nur ein Besuchermagnet, sondern auch Arbeits- und Wohnplatz für ca. 15.000 Menschen.
Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als der Potsdamer Platz noch unmittelbar vor der Stadtmauer am Potsdamer Tor lag, war er ein belebter Verkehrsverteiler. Damals hieß er noch "Platz vor dem Potsdamer Thor". Mit Eröffnung des Potsdamer Bahnhofs 1838 entwickelte sich der Platz innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der bedeutendsten Plätze in ganz Europa. Das sich im Aufschwung befundene Berlin löste rasch einen Bauboom aus. Nachdem 1902 die westliche Endstation Berlins erster U-Bahnlinie den Platz an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden hat, entstanden in Kürze Gastronomiebetriebe und Hotels. Noch vor der Jahrhundertwende eröffneten das Grand Hotel Bellevue sowie das Palast-Hotel, 1907 folgte der Fürstenhof und ein Jahr später das Esplanade, dessen historische Fassade heute im Sony Center integriert ist. Das Café Josty war Treffpunkt der Künstler und Literaten.
Einst Europas verkehrsreichster Platz
In den 1920er-Jahren war der Potsdamer Platz mit täglich 20.000 Fahrzeugen, 83.000 Reisenden am Potsdamer Bahnhof, 26 Straßenbahn- und fünf Buslinien sowie der S- und U-Bahn Europas verkehrsreichster Platz. Der heutige Verkehr am neu belebten Platz ist nichts im Vergleich mit der früheren Hektik. Um das enorme Verkehrsaufkommen zu steuern, wurde 1924 von der Stadtverwaltung inmitten des Platzes die erste Verkehrsampel Europas aufgestellt. Am fünfeckigen Verkehrsturm waren die drei Lichter noch horizontal und nicht wie heute üblich vertikal angebracht. Die erste Verkehrsampel des Kontinents steht noch heute auf dem Postdamer Platz.
Rund um den pulsierenden Verkehrsknotenpunkt entstanden moderne Gebäude mit anspruchsvoller Architektur. Für die Gebäude der Neuen Sachlichkeit mussten die im Stil des nicht mehr zeitgemäßen Klassizismus weichen. Die von Karl Friedrich Schinkel 1824 entworfenen Torhäuser standen neben dem modernen Columbushaus, das 1931/32 von Erich Mendelsohn errichtet wurde.
Früheres Zentrum des bürgerlichen Amüsements
Nicht nur die feine Gesellschaft nutze die prunkvollen Hotels um sich auf Bällen und Empfängen zu amüsieren. Der Potsdamer Platz wurde auch zu Berlins Zentrum des bürgerlichen Amüsements. Legendär ist das Haus Vaterland mit seinen Restaurants und dem Tanzcafé, aber auch das Brauhaus, der Europa-Tanz-Pavillon, der Filmpalast der UFA und das Weinhaus Huth waren Schauplätze der Goldenen Zwanziger.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Postdamer Platz nahezu vollständige Zerstörung. Nur die Ruine des Hotels Esplanade und das Weinhaus Huth, das heute in die Daimler-City integriert ist, blieben stehen. Nach Kriegsende wurde der Platz zum "Dreiländereck" zwischen dem amerikanischen, dem britischen und dem sowjetischen Sektor und damit auch zum blühenden Schwarzmarkt. Kurzzeitig rückte der Postdamer Platz mit dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 nochmals in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde der Platz geteilt, er wurde zum Grenzgebiet. Der vergessene Potsdamer Platz lag über Jahrzehnte brach.
Erst als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, rückte die innenstädtische Brache wieder in den Mittelpunkt Berlins. Kurz nach der Öffnung der Mauer fand am 21. Juli 1990 auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Pariser Platz und Potsdamer Platz das von Roger Waters geleitete Konzert "The Wall" statt. Mit rund 300.000 Zuschauern ging es in die Geschichte der Rockmusik ein.
Daimler-City, BahnTower und Sony Center
In den 1990er-Jahren wurde der Potsdamer Platz zur größten Baustelle Europas. Bereits 1990 veräußerte der Berliner Senat Grundstücke an den damaligen Automobilkonzern Damiler Benz AG (heute Daimler AG). Auf fast 70.000 Quadratmetern entstand innerhalb von nur fünf Jahren von 1993 bis 1998 ein neues Viertel, die Daimler-City aus 19 Gebäuden. Bedingt durch den Verlauf der Straßen entstanden die von ihren Terracotta-Fassaden geprägten Bauwerke in Blockstruktur. An dem Quartier haben unter der Gesamtleitung des italienischen Architekten Renzo Piano verschiedene internationale Architektenteams mitgearbeitet. Der Marlene-Dietrich-Platz bildet das Zentrum der Daimler-City. Um den Platz befindet sich unter anderem der Doppelbau mit der Spielbank Berlin und dem Stage Theater am Potsdamer Platz. Des Weiteren beherbergt die Daimler-City neben Büros auch Gastronomiebetriebe, Kinos, Luxusapartments und -hotels sowie die Potsdamer Platz Arkaden.
Voll auf Glas und Stahl setzt nicht nur der halbrunde BahnTower, der die Zentrale der Deutschen Bahn* beherbergt, sondern auch das direkt angrenzende Sony Center, das 2000 eröffnet wurde. Auf etwa 26.500 Quadratmetern schuf der Architekt Helmut Jahn, der auch den BahnTower entwarf, ein Gebäudeensemble aus sieben Bauwerken, in dessen Mitte sich ein ovales Forum befindet, das von einem spektakulären Zeltdach gekrönt wird.
Kollhoff-Tower, Beisheim Center und Park Kolonnaden
Zwischen der Daimler-City und dem Sony Center steht der 103 Meter hohe Kollhoff-Tower. Das nach dem Architekten Hans Kollhoff benannte Gebäude im roten New Yorker Backsteinstil hat in der obersten Etage eine Aussichtsplattform, zu der die Besucher mit dem schnellsten Personenaufzug Europas (8,65 Meter pro Sekunde) befördert werden. Von hier hat man einen wunderschönen Blick über den gesamten Potsdamer Platz und die ganze Metropole.
Ebenfalls im amerikanischen Stil errichtet wurde das Beisheim Center im Norden, zwischen Sony Center und dem angrenzenden Leipziger Platz. Das vom Metro-Gründer Otto Beisheim für 463 Millionen Euro errichtete Gebäudeensemble schloss mit der Eröffnung im Januar 2004 die Bebauung und damit das größte Projekt des Berliner Stadtumbaus ab. Apartments, Büros sowie zwei Luxushotels und Restaurants sind im 70 Meter hohen Beisheim Center untergebracht. Anders als andere Bauwerke am Potsdamer Platz verzichtet es auf ein Einkaufszentrum und auf reine Unterhaltungseinrichtungen.
Südlich liegen die Park Kolonnaden, ein Gruppe aus fünf Gebäuden mit einer Mischung aus Büros, Läden und Wohnungen. Die vom Mailänder Architekten Giorgio Grassi entworfenen Kolonnaden wurden 2000 fertig gestellt.
Mit dem Henriette-Herz-Park und dem Tilla-Durieux-Park befinden sich auch zwei Grünanlagen unmittelbar am Potsdamer Platz, deren Wiesen im Sommer gerne von den am Platz arbeitenden Büroangestellten für eine Pause genutzt werden.
Im unter dem Platz gelegenen Bahnhof Berlin Potsdamer Platz halten aktuell Regionalverkehrszüge sowie S- und U-Bahnen.