Berlin | Durch die weitere Nutzung dieser Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. (mehr)

Hufeisensiedlung

Als Berlin nach dem Ersten Weltkrieg einen großen Zuwachs an Bewohnern verzeichnete, wurde der Wohnraum knapp. Viele der Wohnstätten waren stark überbelegt, obwohl eine Überbelegung beispielsweise bei einer Einzimmerwohnung mit Küche erst ab fünf Bewohnern galt. Mehr als 100.000 Wohnungen fehlten zu Beginn der 1920er-Jahre in Berlin.

Siedlungsbau gegen Wohnungsnot

Da der nahezu ausschließlich private Wohnungsbau diesen enormen Bedarf nicht allein decken konnte, entstanden zwischen 1921 und 1928 zahlreiche Baugenossenschaften, die unkommerziell handelten und erstmals mittels sozialreformerischen Ansätzen die Wohnungsnot beseitigen wollten. Schnell musste günstiger aber qualitativer Wohnraum geschaffen werden, der außerdem durch gute Infrastruktur gekrönt werden sollte. Die Lösung war der großflächige Siedlungsbau, der auch die Hufeisensiedlung hervorbrachte. Sie war eins der ersten Beispiele für den heute selbstverständlichen sozialen Wohnungsbau. Zur damaligen Zeit aber eine große Herausforderung für die Verantwortlichen.

Von 1925 bis 1933 erbaute die ehemals gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GEHAG die berühmte Siedlung. Verantwortlich war der Architekt und Stadtplaner Bruno Taut. Zusammen mit Stadtbaurat Martin Wagner entwickelte er das Konzept für die Hufeisendsiedlung in Britz, einem Ortsteil des Bezirks Neukölln.

Beide wollten die industriellen Arbeitsweisen auf das Bauwesen übertragen und so der Forderung nach kostengünstigem aber zugleich hochwertigem Wohnraum nachkommen. Wagner nutzte den Bau der Siedlung um Studien über wirtschaftliches Bauen anzustellen. Für die Landschaftsarchitektur - Grünraum wurde großer Bedeutung beim Bau der Siedlung zugesprochen - war Lebrecht Migge zuständig. Ausgeführt wurden letztlich jedoch die Pläne des Neuköllner Gartenamtsleiters Ottokar Wagler.

Welterbetitel für 679 Reihenhäuser und 1.072 Wohnungen

In insgesamt sieben Bauabschnitten entstanden 679 Reihenhäuser und 1.072 Wohnungen im Stil des Neuen Bauens. Zentral gelegen ist das fast geschlossene Gebäudeoval, das ein Hufeisen darstellt. In seinem Inneren befinden sich private Gärten und eine öffentliche Grünanlage samt kleinem See. Vom Hufeisen aus erstrecken sich strahlenförmig die Straßen mit den dreigeschossigen Bauzeilen.

Alle Wohnungen der Siedlung sind nach nur vier Grundsrisstypen standardisiert. Ihren Charakter drücken die schlichten aber funktionalen Bauten der Hufeisensiedlung durch architektonische Details aus. Dazu gehören die Variationen von Glatt- und Rauputz genauso wie die Klinkerverblendungen an den Gebäudeecken und die Sprossenfenster. Aber insbesondere die prägnante Farbgebung der Fassaden macht das Äußere der Siedlung aus. Was früher für kritische Diskussionen sorgte, ist heute lieb gewonnenes Markenzeichen der Berliner Traditionssiedlung.

Die Hufeisensiedlung wurde in den 1990er-Jahren saniert und unter Denkmalschutz gestellt. Das Interesse an den Häusern und Wohnungen ist weiterhin groß, auch wenn der stetige Besitzerwechsel die Einhaltung der Denkmalvorschriften erschwert. Der homogene Charakter der Siedlung wird durch immer neue Bewohner mit ganz eigenen Bedürfnissen getrübt. Seit dem 7. Juli 2008 gehört die Hufeisensiedlung zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Lowise-Reuter-Ring
12359 Berlin
Deutschland

Verkehrsanbindung

Buslinien
170, 171
U-Bahnstationen
Blaschkoallee, Parchimer Allee

Daten & Fakten nicht mehr aktuell? Bitte informieren Sie uns!