Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Mit einer Fläche von 43 Hektar und rund 22.000 verschiedenen Pflanzenarten gehört der Botanische Garten Berlin-Dahlem zu den bedeutendsten und größten Botanischen Gärten der Welt. Er wurde zwischen 1897 und 1910 nach Plänen von Adolf Engler und Alfred Koerner errichtet. Während Engler, der 1889 zum Direktor des Botanischen Gartens ernannt wurde, für die Botanik zuständig war, zeichnete sich Koerner für die architektonische Gestaltung zuständig.
Auch wenn es damals die Bezeichnung "Botanischer Garten" noch nicht gab, so gilt der vom Hofgärtner Desiderius Corbianus im Jahre 1573 geschaffene Garten vor dem Berliner Stadtschloss, dem heutigen Lustgarten, als erster Botanischer Garten Berlins.
Auf Anordnung des Großen Kurfürsten wurde 1679 auf dem Gelände des heutigen Heinrich-von-Kleist-Parks in Schöneberg ein landwirtschaftlicher Mustergarten angelegt, der sich im Laufe der Zeit zu einem Botanischen Garten im eigentlichen Sinne entwickelte. Er bestand dort bis 1897, bevor er aus Platzgründen an seinen heutigen Standort verlegt wurde. Im Kleistpark sind noch heute alte Baumbestände des Botanischen Gartens erhalten. Auf dem Gelände des heutigen Gartens, ein Feldmark der Königlichen Domäne Dahlem, wurden bis zum Bau der Gartenanlage Kartoffeln angebaut.
Nachdem das Freigelände fertiggestellt wurde, war der Botanische Garten ab 1904 für Besucher geöffnet. Die offizielle Eröffnung fand aber erst am 24. und 25. Mai 1910 statt, nachdem alle Gebäude endgültig fertiggestellt wurden. Zur Zeit des Nationalsozialismus litt die wissenschaftliche Arbeit, da die internationalen Kontakte eingeschränkt wurden. Schließlich litt der Botanischen Garten Berlin-Dahlem auch unter dem Zweiten Weltkrieg.
15 Gewächshäuser
Die Pflanzen sind im Botanischen Garten nach unterschiedlichen wissenschaftlichen Gesichtspunkten zusammengestellt. So gibt es zum Beispiel ein Areal mit Arznei- und Nutzpflanzen, einen Baumgarten (Arboretum), einen Duft- und Tastgarten, eine pflanzengeografische Abteilung und einen Sumpf- und Wassergarten.
Die botanische Reise rund um den Globus führt Besucher auch in 15 Gewächshäuser. Die Gewächshäuser sind so platziert, dass der Sonneneinfall optimal ausgenutzt wird und eine gegenseitige Verschattung ausgeschlossen ist. Die übrigen 14 Gewächshäuser werden vom Großen Tropenhaus dominiert. Es ist mit einer Breite von knapp 30 Metern, einer Höhe von etwa 25 Metern und einer Länge von gut 60 Metern trotz seines einhundertjährigen Bestehens noch heute eine der größten Stahl-Glas-Konstruktionen der Welt.
Die Stahlgerüste aller Gewächshäuser liegen entweder komplett außerhalb oder komplett innerhalb der Bauwerke. Durch diese damals neuartige Bauweise konnte ein Wärmeverlust über die Tragwerke und die unvorteilhafte Bildung von Tropfwasser an den Stahlträgern vermieden werden. Zwar bestand die Stahlkonstruktion der Gewächshäuser den Zweiten Weltkrieg, die meisten Scheiben jedoch brachen aufgrund der Druckwellen durch in der Nähe explodierende Bomben. Viele der tropischen Pflanzen erfroren.
Neben dem Großen Tropenhaus ist auch das sogenannte Mittelmeerhaus für subtropische Gewächse sehenswert. Es ähnelt durch seine dreischiffige Anlage und den zwei Portaltürmen einer Kathedrale und ist mit Jugendstilelementen verzierte.
Symbiose aus Bibliothek, Garten und Museum
Die artenreiche Lebendsammlung des Botanischen Gartens Berlin-Dahlen stellt zusammen mit den Sammlungen dauerhaft präparierter Pflanzen (Herbarium) und der reichhaltigen Bibliothek die Grundlage wissenschaftlicher Arbeit über Artenvielfalt und Lebensformen der Pflanzen dar.
Das Botanische Museum Berlin-Dahlem stellt eine Ergänzung zur Lebendsammlung dar. Es ermöglicht dem Laien sein Wissen über die Pflanzenwelt weiter zu vertiefen und behandelt deshalb Themen der Botanik, die im Garten nicht ohne Weiteres behandelt werden können. So zeigt es beispielsweise die historische Entwicklung von Pflanzen und stark vergrößerte Modelle, die Details preisgeben, die mit bloßem Auge am lebenden Objekt nicht erkennbar sind. Im Botanischen Museum können Besucher außerdem dauerhaft all jene Pflanzen bestaunen, die im Garten nur an wenigen Tagen oder Wochen des Jahres zu sehen sind. Das Museum ist das einzige seiner Art in Mitteleuropa.
Bei all der pädagogischen Pflanzenkunde soll aber auch der Erholungsfaktor der Anlage nicht zu kurz kommen. Zahlreiche, auf das botanische Umfeld angepasste Pavillons in unterschiedlichen Stilen laden auf dem Freigelände zum Entspannen und Meditieren ein. Im Laufe der Jahre wurden, vor allem im Italienischen Schmuckgarten, viele Kunstwerke aufgestellt, die den Garten in Ergänzung zu den Pflanzen schmücken. Ganzjährig tragen verschiedene Veranstaltungen dazu bei, dass jährlich etwa 500.000 Menschen den Garten und das Museum besuchen.
Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem, das der Freien Universität Berlin unterstellt ist, verfügt aufgrund des hohen Energie- und Ressourcenbedarfs über ein eigenes Heizkraft- und Wasserwerk.