Tempodrom
Das Tempodrom geht auf die Verwirklichung von Irene Moessingers Lebenstraum zurück. Die Mittel einer Erbschaft investierte die Krankenschwester 1980 in ein Zirkuszelt. Das Tempodrom zeigte alternative Kultur und traf damit den Zahn der Zeit, weil es im Westen Berlins keinen vergleichbaren Veranstaltungsort für Kleinkunst und Straßentheater gab. So konnte auch die drohende Pleite ein Jahr nach der Eröffnung abgewendet werde.
Vom ursprünglichen Standort, dem Potsdamer Platz, zog das Tempodrom in die Nähe vom Haus der Kulturen der Welt in den Großen Tiergarten. Nach der Wende wurde der Bau des Bundeskanzleramts neben dem Grund beschlossen, auf dem das Tempodrom an der Straße "In den Zelten" stand. Helmut Kohl sah in dem Kulturzirkus mit seinem Publikum ein Sicherheitsrisiko, so zumindest die offizielle Version. Kritiker meinen, dass der damalige Bundeskanzler sich daran störte, dass neben dem neuen Regierungssitz Alternativkultur gezeigt würde. Das Tempodrom musste weiche.
Mittels einer Entschädigungszahlung und Zuschüssen wurde auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Kreuzberg ab Mai 2000 ein Betonbau in Gestalt eines Zirkuszeltes erbaut. Statt der geplanten 31 Millionen Mark verschlang der auffällige Bau mit weißem Dach angeblich das Doppelte und sorgte so für den Rücktritt des damaligen Stadtentwicklungssenators.
Auch Irene Moessinger ist heute nicht mehr Leiterin des Tempodroms. Der Gründerin wurde in der sogenannten Tempodrom-Affäre Untreue durch Zahlung unangemessen hoher Gelder aus der Stiftungskasse vorgeworfen. Vor Gericht wurden Moessinger und ihr mitangeklagter Vorstandskollege jedoch freigesprochen.
Jährlich rund 300.000 Besucher
Trotz seiner turbulenten Geschichte hat das Tempodrom als Berliner Veranstaltungsort einen festen Namen. In dem im Dezember 2001 eröffneten Betonbau des neuen Tempodroms finden unterschiedlichste Veranstaltungen statt. Galas, Kongresse, Konzerte, Preisverleihungen, Sportwettkämpfe, TV-Produktionen und ähnliches ziehen jährlich rund 300.000 Besucher an.
Das abwechslungsreiche Programm unter dem auf zwölf Stahlstützen ruhenden Zackendach spielt sich in zwei Arenen ab: Die Große Arena bietet Platz für bis zu 3.500 Zuschauer, die separat zu bespielende Kleine Arena mit eigenem Eingangsbereich kann bis zu 350 Gästen aufnehmen. Insgesamt stehen unter dem 37,5 Meter hohen Dach 7.860 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.
Ebenfalls im neuen Bauwerk untergebracht ist das Liquidrom, ein großzügig angelegtes Solebad, das das Badeerlebnis um besondere, musikalische Klänge ergänzt. Regelmäßig treten hier Musikkünstler auf.
Heute steht auf dem Gelände neben dem Bundeskanzleramt trotz des einst politischen Protestes mit dem "TIPI am Kanzleramt" übrigens wieder ein ganz ähnliches Zelt.