St. Marienkirche
Mit dem Bau der St. Marienkirche wurde ab 1270 im Zuge der ersten mittelalterlichen Stadterweiterung Berlins begonnen. Urkundlich erwähnt wurde die Kirche im Stil der märkischen Backsteingotik erstmals 1292 als Pfarrkirche der Berliner Neustadt am Neuen Markt. Nach der Nikolaikirche ist die evangelische St. Marienkirche die zweitälteste Pfarrkirche Berlins. Sie ist die einzige der erhaltenen mittelalterlichen Kirchen der Stadt, die heute noch als Gotteshaus genutzt wird.
Nach einem Stadtbrand 1380 musste die lang gestreckte dreischiffige Halle bis 1405 erstmals erneuert werden. Der 1490 vollendete Turm der Kirche brannte 1514 ab und wurde 1538 erneuert. Nach weiteren Bränden wurde er von 1663 bis 1666 von Matthias Smids rekonstruiert und 1789/90 vom Carl Gotthard Langhans in einer Stilmischung aus Gotik und Klassizismus umgestaltet.
Umfassende Restaurierungen und Umgestaltungen erfolgten von 1893 bis 1895 durch Hermann Blankenstein und nach der Beseitigung der Kriegsschäden 1969/70. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die St. Marienkirche eine der wenigen Großkirchen, die noch als Gotteshaus genutzt werden konnte.
Nach dem Krieg und der Umgestaltung des Berliner Stadtkerns fand sich die Kirche in einer städtebaulich völlig veränderten Umgebung wieder. Während sie bis 1945 noch den engbebauten Stadtraum am ehemaligen Neuen Markt dominierte, steht sie heute fast isoliert auf einer großräumigen Freifläche, die vom Berliner Fernsehturm geprägt wird. Umgeben von vielgeschossigen Neubauten ist die St. Marienkirche heute zusammen mit dem Roten Rathaus die einzige sichtbare Erinnerung daran, dass sich hier der historische Stadtkern Berlins befindet.
Ausgestattet mit kostbaren Kunstschätzen
Im Inneren birgt die St. Marienkirche einen kostbaren Schatz an etwa 90 Kunstwerken, darunter allein 40 Gemälde. Sie alle zeugen von der Entwicklung des Berliner Kunstschaffens in der Zeit vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Viele der Kunstwerke hatten ihren Platz zuvor in anderen Berliner Kirchen.
Von besonderer Bedeutung ist der berühmte "Totentanz", bei dem es sich um ein 22,6 Meter langes und zwei Meter hohes Fresko in der Turmhalle der Kirche handelt. Das von einem unbekannten Künstler gefertigte Wandbild entstand wahrscheinlich nach einer Pest im Jahre 1484. Es zeigt in 28 Szenen einen Reigen aus geistlichen und weltlichen Ständevertretern, die sich in einem Schreittanz mit jeweils einer Todesgestalt befinden. Weil der Reigen von einem predigenden Franziskanermönch eröffnet wird, vermutet man einen solchen auch als Künstler der Darstellung. Der Totentanz wurde vermutlich in der Reformationszeit mit Kalk übertüncht und erst 1860 durch Friedrich August Stüler freigelegt. Heute befindet sich das Wandbild in keinem guten Zustand. Durch die Nässe im Mauerwerk ist das Fresko stark verblasst und wird durch eine Glaswand geschützt.
Ein bronzenes Taufbecken von 1437 sowie die marmorne Barockkanzel an einem nördlichen Langhauspfeiler von Andreas Schlüter aus dem Jahre 1703 sind weitere Attraktionen der St. Marienkirche. Herausragend ist auch die Schutzmantelmadonna im Bodenfeld hinter der Orgel. Auf der von Joachim Wagner 1720/21 gebauten Orgel spielte 1747 Johann Sebastian Bach anlässlich seines Besuches bei Friedrich II.